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Blatty: Der Exorzist, Seltzer: Das Omen, Levin: Rosemarys Baby

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Blatty: Der Exorzist, Seltzer: Das Omen, Levin: Rosemarys Baby

Drei der zu Recht berühmtesten Horrorklassiker vereinigt der Band Exorzist/Omen/Rosemarys Baby
.
Die Popularität von Horrorliteratur bzw. –filmen gründet auf diesen Romanen und ermöglichte einem Stephen King erst dessen Aufstieg.
Der Reihe nach:

Zu „Der Exorzist“ muss man auf Grund der Verfilmung wohl keine großen Worte mehr verlieren! Will Friedkin hielt sich erstaunlich eng an William Blattys Vorlage. Abgesehen vom Schluss: Nimmt der Film eindeutig Stellung, ob Regan tatsächlich besessen ist oder nicht, so vermeidet Blatty ganz geschickt die leider etwas plumpe „Auflösung“ am Filmende. Dadurch gewinnt die Story zusätzlich an Dichte und lädt zum Nachdenken ein.
Besonders gelungen finde ich die Abhandlungen über Exorzismus und seine Rolle in der Kirche durch die Jahrhunderte. Was trocken klingt, bereitet Blatty sehr anschaulich dar.
Besser kann so ein Band gar nicht anfangen.

„Das Omen“ zog eine Reihe ähnlich gelagerter Filme nach sich (bis heute). Die Geschichte um Damien, den Sohn Satans, der bei einem reichen, mächtigen am. Ehepaar aufwächst, wirkt zwischen Blattys und Levins Meisterwerken eher ein bisschen unbeholfen. Einerseits versteht es der Autor sehr geschickt, die an sich lächerliche Vorstellung, dass auf Erden immer wieder ein Kampf zwischen Gott und Satan statt findet und Harmageddon bevor steht, falls der Sohn Satans nicht getötet wird, halbwegs plausibel erscheinen zu lassen. Doch hierin liegt auch eine erste Schwäche: Während Blatty Besessenheit als psychische Störung zu erklären versucht und die tatsächliche Existenz von Dämonen nur als eine mögliche Deutung von Regans Wahn zulässt, steht und fällt Seltzers Horrorvision mit der Bereitschaft des Lesers, die Bibel wortwörtlich zu nehmen.
Dazu kommen nicht ganz geglückte Charakterisierungen (noch dazu wird ausgerechnet die Hauptfigur Damien praktisch völlig ausgesperrt und nimmt nur wenige Male aktiv am Geschehen teil), teils langweilige Passagen und ein überhasteter Showdown.
Andererseits hat der Roman einige ganz gute Szenen, vor allem gegen Schluss hin.
Fazit: Ein lesenswerter Horrorthriller, der aber doch etwas angestaubt wirkt. Der Film ist meiner Meinung nach sogar besser.

„Rosemarys Baby“ wurde von Roman Polanski verfilmt und knüpft nahtlos an die Stärke von „Exorzist“ an. Die junge Rosemary wünscht sich nach einem Wohnungswechsel nichts sehnlicher als ein Baby. Anfangs ist ihr Mann, ein Schauspieler, strikt dagegen. Doch als sie ein älteres Ehepaar kennen lernen, das vis-a-vis wohnt, ist Guy wie verändert. Tatsächlich wird Rosemary schwanger – allerdings wird sie von der Furcht gequält, dass das anfangs nett scheinende Ehepaar gegenüber in Wirklichkeit einem satanistischen Kult angehört und ihr Baby nach der Geburt Satan opfern will. Als selbst ihr Mann in die dunklen Machenschaften zu verstrickt sein scheint, weiß Rosemary nicht mehr, was sie tun soll.
Erstaunlich, wie genial Polanski den Stoff adaptierte! Ich habe den Film schon einige Male gesehen und erkannte die meisten Szenen im Buch wieder. Auch die Stärken des Films finden sich im Roman: Die feine, auf Rosemary konzentrierte Handlung, die sich von der Normalität hin zu totaler Paranoia wandelt. Die Protagonistin wird äußerst sympathisch und überzeugend dargestellt und bietet tatsächlich eine Identifikationsfigur. Was extrem wichtig ist bei Romanen, die eine bestimmte Person als Angelpunkt haben.
Levin versteht es auf perfekte Weise, Fiktion und Wirklichkeit zu verweben, so dass die Story in sich selbst glaubwürdig wirkt (im Gegensatz zu „Das Omen“) und niemals ins Lächerliche abgleitet.
Der einzige kleine Makel des Films gleicht jenem des Romans: Der Schluss ist etwas zu „ausführlich“. Kenner des Films werden wissen, was ich meine: Die letzte Minute weg, und der Film wäre perfekt! Auf das Buch umgelegt: Die letzten Seiten sind unnötig.
Davon abgesehen ein sehr unterhaltsamer Grusler, der völlig ohne Monster, Blutfontänen und ähnlichem auskommt und dennoch fesselt.
Übrigens gibt es eine Fortsetzung („Rosemarys Sohn“), die nicht gerade gute Kritiken erntete. Zu Empfehlen ist jedoch Levins Roman „Die Boys aus Brasilien“, ebenfalls verfilmt.

Fazit: Um 10 Euro findet man wohl nicht so schnell ein derart geballtes Lesevergnügen wieder! Für jeden Genrebegeisterten Pflicht!

 

Also, ich habe "Rosemarys Baby" mehrmals gelesen - ist eine Lektüre, die man sogar an einem Tag schaffen kann, weil nicht allzu umfangreiches Buch und sehr flüssig geschrieben. Die Verfilmung hält sich extrem an die Vorlage und ich hatte manhcmal das Gefühl das Drehbuch zu lesen.
Aber auch wenn man Polanskis Umsetzung kennt empfehle ich den Roman ... bei jedem Lesen habe ich mit Rosemary mitgefiebert, obwohl ich das Ende ja nur zu gut kannte.

 

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