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Anne McCaffrey: Pern

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24.08.2003
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Anne McCaffrey: Pern

Als die Menschheit Pern entdeckte, den dritten Planeten der Sonne Rubkat im Saggittarius-Sektor, schenkten sie der exzentrischen Umlaufbahn eines weiteren Himmelskörpers in diesem System wenig Beachtung...

Einige Jahre nach dem interstellaren Krieg gegen die Nathi beschließt eine kleine Gruppe von Menschen, einen weit abgelegenen Planeten zu besiedeln. Der Planet trägt den Namen "Pern".
Die Kolonie gedeiht in den ersten Jahren (Drachendämmerung) prächtig. Besonderes Aufsehen rufen allerdings die kleinen "Feuerdrachen" hervor, die auf dem Planeten leben. Die katzengroßen Reptilien binden sich direkt nach dem Schlüpfen telepathisch an Menschen, die sie mit etwas Futter auf sich "prägen", und bleiben bis zu deren Tod bei ihnen. Diese kleinen Drachen können fliegen, Feuer speien und sich von einem Ort zum anderen teleportieren.

Die goldenen Weibchen, die die Eier legen, haben großen Einfluss auf die anderen Drachen, die bronzenen Anführer, die ausdauernden braunen und die wendigen blauen Kämpfer sowie die kleinen, grünen Weibchen.

Acht Jahre nach der Landung gerät der "Rote Stern", der exzentrische Wanderplanet, in die Nähe des Planeten. Die Siedler rechnen nicht mit spektakulären Ereignissen, allenfalls mit ein paar Meteoriten. Um so unvorbereiteter treffen sie die silbrigen "Fäden", die vom Himmel fallen und alles außer Metall, Plastik und Stein verschlingen.
Ohne die Zwergdrachen, die die Menschen in ihre Häuser oder ins Wasser treiben, wären die Verluste viel höher gewesen. Dennoch sind die Siedler von Pern geschockt und verbittert.
Doch der erste Schock dauert nicht lange. Bald organisieren die Menschen eine Verteidigung. Sie bauen Flammenwerfer an ihre Schlitten und versengen die Fäden, bevor sie auf die Erde treffen. Aber die Energiezellen der Schlitten gehen zur Neige...

Verzweifelt beschließen die Führer der Kolonie, aus den Zwergdrachen per Genmanipulation "richtige" Drachen zu züchten. Das Experiment gelingt, die Drachen binden sich an ihre Reiter, lernen, zu fliegen und Feuer zu speien. Auch der Teleport durch das eiskalte "Dazwischen" von einem Ort zum anderen gelingt ihnen schließlich. Die Kolonie scheint gerettet. Doch da brechen plötzlich Vulkane rings um die Siedlung aus. Die Menschen fliehen in den Norden...

Die Bücher spielen auf insgesamt vier Zeitebenen. Die erste wird von "Drachendämmerung" und einigen Kurzgeschichten in Sammlungen der Autorin behandelt.

Zweihundertfünfzig Jahre nach dem Ersten Fädenfall ist die Bedrohung nicht vergessen. Der Künstler Iantine hat jedoch das Pech, ausgerechnet beim geizigen Burgherrn Chalkin in Bitra zu arbeiten, der nicht an die Fäden glaubt und ihm die Luft zum Atmen in Rechnung stellt. Der Roman "Drachenauge" behandelt die Versuche der Barone und Drachenreiter, Chalkin vom Nahen der Fäden zu überzeugen und schließlich abzusetzen.

Eine Zwischenepisode spielt etwa tausend Jahre später. "Moreta - Drachenherrin von Pern" wird Zeugin, als eine Grippewelle aus dem Südkontinent große Teile der Bevölkerung auslöscht. Der verzweifelte Kampf um das Heilmittel prägt diesen Roman, das verzweifelte Suchen in alten Aufzeichnungen und die Heldentaten Moretas, die ihre Drachenkönigin am Gelege zurücklässt und mit der alten Königin Holth verzweifelte Sprünge durch die Zeit unternimmt, um das Heilmittel rechtzeitig zu allen Erkrankten zu transportieren, damit eine zweite Epidemie verhindert wird.

Die letzte Zeitebene schließlich beginnt mit der Geburt Robintons, dem Meisterharfner von Pern. Im Buch "Drachenklänge" wird er Zeuge, wie der skrupellose Burgherr Fax eine Burg nach der anderen unter seine Kontrolle zwingt und die Drachen unter der Herrschaft der inkompetenten Weyrführerin Jora beinahe aussterben. Er sieht, wie wenig Menschen noch an die Fäden glauben, die seit über fünfhundert Jahren nicht mehr gefallen sind, die sie als Ammenmädchen abtun und über sie lachen.
Nur ein einziger Weyr ist noch bewohnt. Robinton, der die Drachen hören kann, ist seit seiner Kindheit mit dem Weyrführer F'lon befreundet, der jedoch von einem von Fax' Lakaien getötet wird.
Alles sammelt sich auf der Burg Ruatha. Drachenreiter auf der Suche nach Jugendlichen für das letzte Gelege. Robinton ist auch dort, und er wird Zeuge, wie geheimnisvolle Energien die Situation zum Eskalieren bringen.
F'lar, der Sohn des toten Weyrführers und Robintons Freund, fordert, getrieben von der seltsamen Kraft, Fax zu einem Duell heraus, und tötet ihn schließlich. Da offenbart sich das Mädchen Lessa, die letzte des Geschlechts der Ruatha. Sie steckt hinter der Kraft, sie versucht, die Burg ihrer Ahnen zurückzufordern. Aber Fax hat sie seinem neugeborenen Sohn vererbt, und Lessa ist machtlos.
Robinton und F'lar nehmen das Mädchen Lessa mit sich in den Weyr, wo das letzte Gelege der sterbenden Drachenkönigin im heißen Sand der Brutstätte auf das Schlüpfen wartet. In der Mitte - ein riesiges, goldenes Ei.
Und tatsächlich, Lessa gewinnt die junge Königin Ramoth für sich. Ihr lebhafter Geist und ihre Sturheit vertragen sich aber nicht mit der übertriebenen Vorsicht der älteren Drachenreiter, die sich weigern, das Leben der letzten und einzigen Königin aufs Spiel zu setzen. Auch, als Ramoth von F'lars Drachen Mnementh beflogen wird und ein goldenes Ei legt, geben die älteren Drachenreiter um keinen Deut nach. Besonders F'lar behandelt Lessa und Ramoth wie das sprichwörtliche goldene Ei, das auf dem Sand der Brutstätte heranreift.
Lessa erkämpft sich jedes Privileg hart. Das Recht, fliegen zu dürfen ebenso wie das Recht, durch das eiskalte Dazwischen zu teleportieren.
Dabei findet sie heraus, was Moreta schon wusste. Als die Fäden fallen und viele Drachen dabei verletzt werden, springt sie über vierhundert Jahre durch das Dazwischen und holt die Drachenreiter der Vergangenheit in ihre Zeit.

Die meisten der Romane schildern in einer ruhigen, eindringlichen Art und Weise die Vorkommnisse während dieser Zeit. Die Aufregung ist riesig, als der junge Baron Jaxom von Ruatha im Sand der Brutstätte die Schale eines Eis zerbricht und der einzige weiße Drache von Pern herausfällt. Jaxom und sein Freund Ruth werden von niemandem für voll genommen, bis die Siedler den Süden erforschen und dort auf die Siedlung der ersten Bewohner treffen... und ein uraltes Computersystem ausgraben, das noch funktionsfähig ist!
Das Akki (engl AIVAS) hat auch einen Plan, um die Fäden zu vernichten, die überall vom Himmel fallen. Dabei müssen Ruth und Jaxom eine wichtige Rolle spielen, denn Ruth ist der einzige Drache, der immer weiß, in welcher Zeit er sich befindet...

So viel zum Inhalt der einzelnen Bücher. Literarisch wertvoll sind sie kaum zu nennen, es ist eher leichte Lektüre. Trotzdem bieten sie viele hundert Seiten Unterhaltung für den begeisterten Lesefan.
Stellenweise plätschert die Handlung vor sich hin - aber an anderen Stellen ist das Geflecht so dicht, so tief, dass mir die Heldentaten der Drachenreiter den Atem stocken ließen, dass die Tapferkeit und der Mut in scheinbar ausweglosen Situationen mir die Tränen in die Augen trieben.
Die Pern-Chroniken sind besonders etwas für sensible Leser und Leser, die hinter die Sätze sehen. Die Autorin deutet mit Sätzen wie "Zwei Säuglinge, die hastig unter einen Metallkübel geworfen worden waren, waren die einzigen Überlebenden des großen Tuareg-Lagers" eine unglaubliche Fülle von Nebengeschehen an, das nur der Fantasie des Lesers überlassen bleibt.
Leider sind einige der Bücher bereits Out-of-Print, aber alle außer zweien sind auf Ebay zu sehr humanen Preisen zu bekommen. "Die Delphine von Pern" und "Die Renegaten von Pern" sind allerdings so selten, dass sie auf Deutsch unter fünfzig Euro gehandelt werden. Trotzdem lohnt es sich auf jeden Fall, sich in die Welt Pern einzulesen.

Fazit: Stellenweise seicht, stellenweise tief, eine ganz eigene Welt voller eigener Sitten, eigener Traditionen und eigener Geschichte. Pern ist voll von Legenden, von Schurken, von großen Helden, von Drachenreitern und -reiterinnen und deren Drachen. Doch bei aller Fülle ist es nicht im entferntesten episch zu nennen...

Unbedingt mal reinlesen!

Vita

 

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