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Ragnar Tessloff: Als Hitler meine Geige verspielte

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10.02.2000
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Ragnar Tessloff: Als Hitler meine Geige verspielte

Autor ist der im Ruhestand lebende Inhaber des Tessloff-Verlages (Was-ist-Was-Bücher).

Vorab: es hat mir gefallen. Warum?
Zum einen, weil der Alltag in der NS-Zeit - und auch davor - noch sehr wenig reflektiert ist von Erzählungen, die nicht große, bekannte Persönlichkeiten beinhalten. Wir wissen viel über die Führungsriege, aber wenig vom Unterbau, der Bevölkerung, einzelnen Lebenswegen, die diese Zeit begleitet haben. Auf dem Weg zu einem besseren Verstehen ist das vielleicht mehr von Bedeutung, als Hitlers Geburtsdatum zu kennen.

Zum anderen fließt das Buch wie ein ruhiger Fluß. Es macht einem nichts vor. Man erkennt darin Querverbindungen zu anderen Schicksalsfäden (Mannheim, Harz, Bergman etc.) und macht sich auch Gedanken über sein eigenes Leben. In Gummersbach habe ich schon gewohnt, kenne ich Kinder dieser oberbergischen Bauernfamilie? Wer weiß. Wie klein doch die Welt ist. Das Rheintal, durch das ich immer mit dem Motorrad gefahren bin, wenn ich meine Freunde im Bergischen Land besucht habe. Welch friedfertigen und selten glücklichen Gefühle durchströmten mich bei der Fahrt zwischen Bingen und Andernach.

Das Buch ist ein guter Einblick in diese Zeit. So sollte es sein. Auch mit dem Hintergrund pubertärer Erfahrungen in HJ, Schule und bei den Mädchen. Die Schilderung des ghettomäßigen Mietshauses, dessen soziales Konstrukt es heute in jeder Trabantenstadt gibt. Oftmals mit den selben politischen Einstellungen. Es gab nicht nur das "Regime". Es gab auch das normale Leben mit all seinen Sorgen. Ich glaube, das Buch wäre ein guter Film.

 

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