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Julie Lang: Silberne Augen

Seniors
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23.08.2001
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3.004

Julie Lang: Silberne Augen

Julie Lang: Silberne Augen
Eldur, 2004
ISBN: 3-937419-02-0

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Ich habe lange überlegt, überhaupt etwas zu diesem Buch zu schreiben, denn leider war es kein Genuss, es zu lesen, sondern ein langwieriger Prozess voller Ärgernisse.

Die Idee ist nicht neu, aber zumindest für eine klassische Space Opera solide. Leider hapert es an allen Enden an der Ausführung:

  • Den Figuren fehlt es entscheidend an Leben. Während die Protagonistin noch das Glück hat, ihre Geschichte selbser erzählen zu dürfen und somit dem Leser einen minimalen Einblick in ihr Seelenleben gewährt, bleiben alleine schon ihre vier Staffelkollegen seltsam farblos. So kann der Leser auch nicht nachempfinden, ob und wie sehr es Kim mitnimmt, als sie nach und nach alle verliert. Immerhin bekommt man zur Mitte des Buches alle vier Namen zusammen, vergisst zwei aber auch sofort wieder, da sie keine Relevanz haben.
    Der Versuch, anhand von Freundschaft und zwischenmenschlichen Beziehungen die Hauptfigur überzeugender zu gestalten, bleibt leider ein Versuch.
  • Immer und immer wieder durchlebt Kim ihre Erfahrungen mit der fremden Rasse, denn immer wieder muss sie Berichte abgeben. Leider wird jeder einzelne Bericht auch im Text wiedergegeben, so dass der Leser sich zwangsläufig langweilen muss, da er die Geschichte bereits kennt. Besser wäre es hier, erst nach und nach in den einzelnen Berichten den Leser am Geschehen teilhaben zu lassen, so dass auch für ihn die Spannung erhalten bleibt.
  • Immer wieder gibt es Anweisungen und Dialoge, die in sich nicht schlüssig sind, ganz offensichtlich als spannungssteigerndes Moment eingefügt wurden, dabei aber jeglicher Logik entbehren. Hin und wieder sollte ein Autor sich fragen, wie glaubwürdig sein Text noch ist und lieber auf ein haarsträubendes Detail verzichten.
  • Die Protagonistin ist so unglaublich naiv, dass man sich zunehmend fragt, wie sie an ihre Position gekommen ist (und zwar nicht erst nach Abschluss ihrer Ausbildung). Geschätzte fünfmal steht direkt entschlüsselbar im Text, dass ihr Vorgesetzter sich in sie verliebt hat, da kann der Leser nur müde gähnen, als die Protagonistin (man erinnere sich: Ich-Perspektive) es auch endlich begreift.
    Ebenso vergisst sie es immer wieder, den Fremden die einfachsten Fragen zu stellen, obwohl ihr diese durch den Kopf schießen (und an anderen Stellen werden auch ihre "unausgedachten" Fragen beantwortet, warum hier nicht?).
  • In einer hochtechnisierten Welt erscheint es mir sehr unglaubwürdig, wenn in einem Bergwerk mit so anfälligen Geräten wie extrem langen Sauerstoffschläuchen gearbeitet wird. Nicht nur, dass es ständig zu Unfällen kommen muss - die dann ja auch der Handlung gut in den Kram passen -, es sollte doch wohl möglich sein, mobile Tanks oder Ersatzsauerstoffflaschen mitzunehmen. Auch hier wurde ein Spannungsaufbau zu Lasten der Glaubwürdigkeit versucht.
  • Bis zum Schluss erfährt man nicht, was es mit den Schnitten in ihrer Haut auf sich hat. Sie stellt den Fremden sogar die Frage, bekommt aber keine echte Erklärung. Für den Leser extrem unbefriedigend, für die Protagonistin allerdings auch.

Positiv zu vermerken ist, dass es dem Eldur Verlag gelungen ist, den Text fast komplett fehlerfrei zu halten, nur hier und da hat sich ein überflüssiges Satzzeichen eingeschlichen, über das man hinwegsehen kann.

Fazit: Für hartgesottene Space-Opera-Fans, die sich auch von Logikfehlern und unsinniger Handlung nicht abschrecken lassen, ein ganz netter Text, allen anderen empfehle ich, die Finger davon zu lassen.

 

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