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Marie von Ebner-Eschenbach: Dorf- und Schloßgeschichten

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14.03.2002
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Marie von Ebner-Eschenbach: Dorf- und Schloßgeschichten

In dem Bändchen, das als "insel taschenbuch" erschienen ist, hat Joseph Peter Strelka einige Texte ausgewählt und ein Nachwort verfaßt.

Titelliste:

  • Das Gemeindekind
  • Krambambuli
  • Die Resel
  • Er laßt die Hand küssen
  • Der gute Mond
  • Oversberg

Zum Plot von "Das Gemeindekind":
Die deutlich längste Erzählung, erzählt die Geschichte von Pavel Holub, und deckt einen Zeitraum von über zehn Jahren, die gesamte Entwicklung des Protagonisten zum Erwachsenen ab.

Als Kinder eines verurteilten Mörders und einer wegen Beihilfe zu zehn Jahren verurteilten Mutter werden ihre Kinder der Gemeinde überantwortet. Die ansässige Baronin nimmt sich nach einigem Zureden des Mädchens Milada an, während ihr Bruder Pavel in ärmlichen Verhältnissen aufwachsen muß, von seiner Pflegefamilie mißhandelt und ausgenutzt.

Aus Trotz und Stolz entwickelt sich Pavel immer mehr zu dem, was man von ihm erwartet (Anm.: Ein Parallele zu Max Frischs Andorra drängt sich geradezu auf). Auch der Lehrer der Gemeinde, der sich seiner anzunehmen versucht, erreicht ihn nicht.

Stil, Erzählweise, Besonderheiten:
Von der Lektüre dieser Geschichten war ich tatsächlich begeistert. Ohne erhobenen Zeigefinger gelingt in diesen Geschichten ein Blick auf die Gesellschaft Ende des neunzehnten Jahrhunderts. Marie von Ebener-Eschenbach setzt sich kritisch mit dem Dienstadel der Donau-Monarchie, der Kirche und allen Facetten menschlichen Lebens auseinander.

Die Figuren ihrer Erzählungen erscheinen plastisch, niemals gut oder böse, immer in einem menschlichen Dazwischen, ihr Handeln schlüssig.

Abgesehen von den wirklich überzeugenden Psychogrammen, bin ich besonders von einigen Erzähltechniken angetan. Gerade in Texten wie "Die Resel", oder "Er laßt die Hand küssen" gelingt der Autorin durch eine doppelte Struktur ein beeindruckender Effekt (den ich unbedingt selbst einmal versuchen muß): Menschen sitzen zusammen, eine Geschichte wird erzählt. Während der Erzählung, die permanent durch die Kommentare der Zuhörer und Tonfall, Gestik und Mimik des Erzählers durchbrochen wird, erfährt man auch viel von denen, die da zuhören und erzählen.

Fazit:
Sehr, sehr lohnend.

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Autor: Ebener-Eschenbach, Marie von
Titel: Dorf- und Schloßgeschichten
insel taschenbuch 1272
ISBN 3-458-32972-2
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