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Haruki Murakami: Afterdark

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Haruki Murakami: Afterdark

Schwierig, diesmal.

Sonst hab ich ja keine Probleme damit, sabbernd jeden Murakami-Roman in den Himmel zu loben, weil ich genau weiß, dass ich damit niemandem ein Buch empfehle, das er/sie nicht gern gelesen hätte. Aber Afterdark...

In Afterdark verwendet Murakami einen ungewöhnlichen Stil, indem er den Leser und sich als Erzähler als Kamera fungieren lässt. Alles wird - ähnlich einem Drehbuch - aus Sicht des Zusehers beschrieben ("Wir sehen den Webmaster vor seinem Computer sitzen und eine Kritik über Murakamis neuen Roman schreiben. Der Schreibtisch ist unaufgeräumt und man hört nur das Summen der PC-Lüfter." - in dieser Art)

Daran muss man sich gewöhnen. Und an einen Punkt, den ich in Tony Takitani schon eher unverschämt vom Verlag fand, egal wie gut die Geschichte ist: Seitenschinderei durch Schriftgröße und leere Seiten (als Layouttrick). So schrumpft der ohnehin schon eher kurze Roman nämlich nochmal um diverse Seiten, da zwischen den Kapiteln immer ein bzw. zwei leere Blätter hängen.

Wie in Tony Takitani spielt in Afterdark Musik eine sehr große Rolle, dazu bzw. zu der Verbindung zum Roman kann ich allerdings nicht allzuviel sagen, dazu fehlen mir die Bezüge zu Jazz bzw. zu den Titeln, die dort erwähnt werden.

Erzählt werden drei verschiedene Geschichten, die alle miteinander zusammenhängen und sich jeweils von Kapitel zu Kapitel abwechseln. Typisch Murakami: alltägliche Geschichten, die einen trotzdem (oder gerade deshalb) sehr berühren, alle Protagonisten wirken schnell wie alte Bekannte, obwohl sie diesmal eher blass bleiben, also im Gegensatz zu anderen M.-Romanen kaum ausgearbeitet wurden. Was aber wohl Absicht sein soll, denn das Ende ist so gestaltet, dass man eigentlich gar nicht aufhört zu lesen, sondern direkt weiterspinnt und die kleine Murakami-Welt mal wieder sehr langsam verlässt.

Trotz der Kritikpunkte eine absolute Empfehlung von mir. Leider kein ganz billiges Lesevergnügen. Wer warten kann, sollte evtl. die englische Übersetzung bevorzugen, ich werd sie mir auf jeden Fall auch zulegen. Einige Ausdrücke in der deutschen Ausgabe haben mir überhaupt nicht gefallen (dreimal "mithin" im Buch, das ist doch ein grauenhaftes Wort).

Afterdark (€ 19,90)
Tony Takitani (€ 16,00)

 

da muss ich dir zustimmen. Der Stil den Murakami in Afterdark benutzt hat kommt anfangs ungewöhnlich daher und ehrlich gesagt hab ich mich etwas gesträubt es zu lesen weil mir der alte Stil fehlte. Dennoch hatte es nach einigen Seiten eine Sogwirkung auf mich. Kann man also empfehlen. Bei Tony Takitani war es echt unverschämt das Buch dazu war ja auch kein Buch sondern eine Kurzgeschichte von Murakami, so weit ich weiss, die dann verfilmt wurde, und der Verlag dachte sich dann wohl ach nehmen wir doch ein ganzes Buch für eine Kurzgeschichte und sahnen ordentlich ab. Aber der Film ist wirklich klasse gemacht. Die Szenen und die Kameraführung. Alles einfach perfekt. Man konnte alles wie im Standbild betrachten.

 

Mir ging's mit Afterdark genauso. Der Erzählstil ist schon recht irritierend. Ich hab mir mal vor Jahren einen Film versehentlich mit den Audiokommentaren für Blinde aufgenommen und versucht, den dann so anzusehen. Genau in diesem Stil hab ich Murakamis Beschreibungen empfunden.
Trotzdem legt man das Buch nicht weg. Ich hab es an einem Tag durchgelesen. Ok, das ist bei der Länge keine so riesige Leistung. Aber es belegt doch, dass man in gewissem Sinne gefesselt ist.
Und auch die Tatsache, dass Murakami großzügig darauf verzichtet, irgendwelche Dinge zum Ende hin aufzulösen, die - sagen wir mal - so nicht in jedermanns Realität vorkommen, hinterlässt dennoch kein unzufriedenes Gefühl.

 

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