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H. G. Wells: Krieg der Welten

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H. G. Wells: Krieg der Welten

"Krieg der Welten" - einer der Klassiker der Science-Fiction-Literatur überhaupt, geschrieben in einer Zeit, als das Genre noch jung und das Ideenpotential unerschöpflich war. Hach, hineinträumen möchte man sich in die Zeit, als man noch Plots schreiben konnte, ohne daran denken zu müssen, dass die Kritiker einem vielleicht an den Kopf klatschten, man hätte nicht originell genug geschrieben.

Wie ich das Buch fand? Schwer zu sagen. Im Klappentext wird Karel Capek zitiert, der schrieb: "Als Schriftsteller verbindet H. G. Wells utopische Fiktion und Phantastisches mit dokumentarischem Realismus."

Tja, und dieses "dokumentarische Realismus" hätte mich vorwarnen sollen. In der ersten Hälfte des Buches habe ich mich Seite um Seite weitergequält, der Stil ist sehr geschliffen, aber eben reines "Tell". Vor dem zweiten Buch war ich wirklich wild entschlossen, es zum "langweiligsten Buch, das ich je gelesen habe", zu küren. Ganze Seiten habe ich überflogen, vor allem als die Flucht aus London beschrieben wird. Was sonst eigentlich nicht meine Art ist.

Aber als dann der Abschnitt kommt, wo der Prot mit dem Kuraten eingeschlossen ist, da konnte ich einfach nicht mehr aufhören. Es ist merkwürdig - der Stil bleibt der Gleiche, aber das Gefühl der Spannung, das sich im ersten Teil nicht einstellen wollte, hat mich plötzlich bis zur letzten Seite in Atem gehalten.
Lag es daran, dass das Gewicht mehr auf der Interaktion zwischen den Figuren liegt und das Menschliche mehr betont wird? Vielleicht. Es ist aber auf jeden Fall eine Lektion in Stilfragen. Eine Lektion, dass man das mit dem "Show, don't tell" nicht so absolut sehen sollte.

Wie habt ihr das Buch so aufgenommen?

 

Wie habt ihr das Buch so aufgenommen?
Wenn mein Büro nicht so klein wäre, würde ich Wells darin einen Altar erbauen! :D "Krieg der Welten" ist ein visionäres Monstrum, nachdem ich das Buch gelesen hatte (im Gegensatz zu MB konnte ich mich schon nach den ersten Seiten nicht mehr entziehen), habe ich mich gefragt, warum überhaupt noch irgendjemand danach eine Invasionsgeschichte geschrieben hat. Wells deutet fast jedes denkbare Subthema bereits in diesem Buch an, am stärksten in der Szene, in der der Protagonist im postapokalytischen London auf den Soldaten trifft, der ihn mit Wahnvorstellungen von einer menschlichen Resitance nervt.
Ich fand das Buch großartig und es ist kurz nach der "Zeitmaschine" mein zweitliebstes H.G. Wells-Buch.

 

nachdem ich das Buch gelesen hatte [...], habe ich mich gefragt, warum überhaupt noch irgendjemand danach eine Invasionsgeschichte geschrieben hat.

Ganz einfach:

Wells deutet fast jedes denkbare Subthema bereits in diesem Buch an

Und schafft damit eine Anregung für Autoren, die diese Subthemen weiter ausbauen wollen. :klug:

Groschenromane brauchen wir ja nicht mitzuzählen, oder? :dozey:

Ich fand übrigens noch einen Aspekt in der ersten Hälfte interessant:
Wells schreibt, dass nach der ersten Konfrontation mit den Marsleuten, die zig Todesopfer kostete, außerhalb eines Radius von fünf Kilometern kaum jemand davon Notiz nahm, und selbst innerhalb dieses Umkreises ging das Leben seinen gewohnten Gang weiter. Gleiches gilt für London, kurz bevor die Marsleute es erreichen. Das möchte man heute gar nicht mehr glauben, wo doch sensationelle Bilder bei uns schon nach Minuten um die ganze Welt gehen. Aber dennoch ist es plausibel, wenn man die Langsamkeit der damaligen Kommunikationsmittel berücksichtigt.

 

Megabjörnie schrieb:
Und schafft damit eine Anregung für Autoren, die diese Subthemen weiter ausbauen wollen.
Ist mir schon klar, aber mit Wells geht's mir immer wie mit Dick: Ich fühle mich immer gleichzeitig inspiriert & deprimiert. Auf einer gewissen Ebene betrachtet käuen wir heute nur die Ideen der Großen des Genres wieder. (Wir können allenfalls unsere Perspektive schildern.) Aber das ist ja die alte Diskussion nach der Novität der Fiktion.

 

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