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Stephen King: Colorado Kid

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28.04.2005
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Stephen King: Colorado Kid

Nahezu unbemerkt (zumindest von mir) hat "der Meister" ein neues Buch auf den Markt geworfen. Da ich mir vor Kurzem die beiden letzten Bände des dunklen Turmes zugelegt habe, konnte ich einfach nicht wiederstehen, als ich das Ding gesehen habe. Einen Abend und einen Morgen hat es mich dann an Zeit gekostet und hier ist meine Meinung dazu:

Verlag: Ullstein
1. Auflage: Januar 2006
Seiten: 159
Preis: 5,oo Euro

Klappentext:
"Am Strand von Maine wird eine Leiche gefunden. Als sie endlich identifiziert werden kann, erscheint die Situation höchst mysteriös: Wie kam der Mann von Colorado, wo er wenige Stunden vor seinem Tod noch gesehen wurde, nach Maine? Scheinbar unmöglich ..."

Klang für mich eigentlich ganz vielversprechend. Zu meinem Bedauern hätte der Klappentext aber eher so lauten müssen:
"Zwei klapprige Greise an der Nordküste Maines erzählen ihrer knackigen Praktikantin von einem über 25 Jahre alten ungelösten Rätsel: Warum kam "Colorado Kid" nach Maine?
Vermutung reiht sich an Unbewiesenem und zum Ende bleibt doch alles offen."

Das wäre ehrlicher gewesen und ich hätte die Finger davon gelassen.
Hinlänglich bekannt ist, dass King zum Schwafeln neigt. Er schreibt 3 Seiten, wo eine halbe nötig wäre, aber bislang schaffte er es dann doch mit einem so schönen (zumindest in meinen Augen) Stil, dass er fesselte. Hier klappte das nicht. Ja, ich habe seinen Stil streckenweise sogar immens vermisst, was daran liegen könnte, dass die 18 Kapitel eigentlich ein einziges durchgehendes Gespräch darstellen, ohne sonderlich viel Handlung.
Dabei bricht streckenweise Altbewährtes durch, wie zum Beispiel in folgender Szene: "Die junge Frau zwischen den beiden Alten hatte er kaum wahrgenommen, nur einige Male mit flüchtigem Blick ihre Brüste gestreift". Aber letztlich läuft es darauf hinaus, dass King in diesem Buch nicht fesseln kann.
Deshalb hoffte ich auf den Inhalt. Auch hier streckenweise nahezu geniale Ideen (wie zum Beispiel die, dass der Tote damit gerechnet haben musste, dass er nicht identifiziert werden könne und aufgrund dessen als Nichtraucher eine Packung Zigaretten einsteckte, mit der Steuermarke Colorados).

Um nun die Kurve zurück zum Inhalt zu bekommen:
Ein junges Mädel hat ihr Praktikum nicht bei einer großen städtischen Zeitung gemacht, sondern will lieber auf einer der kleinen Inseln an der Nordküste dem Journalismus frönen. Lieber über Wald- und Wiesenfeste schreiben, als über Raub und Mord.
Da sie den Einheimischen (zumindest den anderen beiden Prots des "Romans" - den beiden Redakteuren der Zeitung) sympathisch ist und sie sie schon zu den "ihren" zählen, berichten die beiden ihr über ein ungelöstes Geheimnis, das nun schon 25 Jahren zurück liegt:
Ein Toter am Strand. Alles deutet auf einen Unfall hin (an einem Bissen Steak erstickt), fraglich bloß, wie er überhaupt dorthin kam. Er hatte eine Frau, ein Kind, einen guten Job, etc ... Von der einen Minute zur anderen verschwand er aus dem einen Staat und wechselte in einen ganz anderen, um beim Anblick des Meeres im Mondschein jämmerlich zu ersticken. War es möglicherweise doch ein Mord?

Ich will hier gar keine Spannung aufkommen lassen. Nein, er ist nicht hingebeamt worden. King bietet dem Leser eine ganz plausible Erklärung. Der Typ ist zum Flughafen gefahren, hat sich hinfliegen lassen und ist mit der Fähre auf die Insel gewechselt.
Nachdem ich also die Hoffnung auf Mystery aufgegeben hatte, fieberte ich auf das "Warum?" Irgendwas musste sich der Meister ja beim Schreiben gedacht haben. Pustekuchen. Die junge Reporterin klärt nichts auf.

Sammler dürfen hier gerne zuschlagen und es sich in den Schrank stellen. Ob sie es lesen sollten ist eine andere Frage.
Ich habe mich jedenfalls geärgert und werde vorläufig nur noch Kings alte Bücher lesen.

Fazit: Die 5 Euro kann man besser anlegen!

 

Zens schreibt einen King-Verriss ...

Dass ich das noch erleben darf! :D

 

"Colorado Kid" ist wohl die größte Frechheit, die sich King je erlaubt hat. Man sagt ja "er könne Telefonbücher schreiben, und selsbt die würden sich verkaufen" - und es stimmt. CK ist nicht mal ein Telefonbuch, dafür ist es zu dünn. Aber am Ende kommt sich der Leser einfach nur verarscht vor.

In letzter Zeit scheint der "Meister" sowieso nicht mehr viel auf die Beine stellen zu können: Die Turm-Abschluss-Bücher lebten nicht von ihnen selbst, sondern von der großen Geschichte, die in den Bänden davor geschürt worden war - es ist also nichts als "finishing some business", "Puls" war sowieso niveaulos und zu "Colorado Kid" bedarf es sowieso keienr weiteren Äußerungen mehr...

Danke, Meister, ich lass mich gerne von dir verarschen. Dafür hoffe ich, dass "Love" wenigstens mal wieder spannend wird.

 

Oha, Colorado Kids Geschichte konnte nicht fesseln?

Da muss ich meine Meinung mal Kund tun:;)
Ich fand diesen Kurzroman / lange Kurzgeschichte (Novelle nennt man sowas wohl auch) durchaus lesenswert, nicht so spannend, wie King das in anderen (längeren) Büchern schon gezeigt hat, aber was nettes für Zwischendurch.

Und das offene Ende fand ich alles andere als schlimm. Warum wollen die Leute immer eine Erklärung haben? So kann man länger drüber nachdenken und sich selbst eine Lösung überlegen (wenn man will).

Wie gesagt, ich fand "Colorado Kid" nicht schlecht, ist aber sicherlich King-untypisch.

Beste Grüße

Nothlia

 

forsakingmax schrieb:
"Colorado Kid" ist wohl die größte Frechheit, die sich King je erlaubt hat.
Dem schließe ich mich voll und ganz an, wobei ich es vielleicht abändern würde in "...die wohl die größte Frechheit, die sich irgendein Autor je erlaubt hat."
Schon "Im Kabinett des Todes" und "Der Buick" waren nicht das, was ich von Stephen King erwarte, aber CK ist wohl das überflüssigste Buch, das je geschrieben wurde. Ich frage mich ernsthaft, ob es ein Testballon war - vielleicht veröffentlicht Stephen King demnächst ja tatsächlich nur noch Telefonbücher :D
"Pulse" und "Love" werde ich mir nicht mehr kaufen, auch nicht als Taschenbuch, noch nicht mal als Mängelexemplar.

 

Ich habe "versucht" dieses Buch zu lesen. Aber es an dann nach ca. 20 Seiten aufgegeben. Ich fand es irgendwie nur langweilig. Hat mich nicht ein bißchen bei der Stange gehalten, nicht im geringsten gefesselt. Das darf bei einem Autor wie King eigentlich nicht passieren.

Mit ein paar Büchern von King hatte ich in der letzten Zeit schon Schwierigkeiten. Aber der dünne Schmöker war da echt die Krönung. Das ich noch nicht mal diese 160 Seiten geschafft habe ...

 

Nothlia schrieb:
Da muss ich meine Meinung mal Kund tun:;)
Ich fand diesen Kurzroman / lange Kurzgeschichte (Novelle nennt man sowas wohl auch) durchaus lesenswert, nicht so spannend, wie King das in anderen (längeren) Büchern schon gezeigt hat, aber was nettes für Zwischendurch.
Ja, dito. Mir hat "Colorado Kid" recht gut gefallen. Nicht so intensiv wie andere seiner kürzeren Werke, "Achterbahn" etwa hat mich sehr begeistert, aber ich war zufrieden. Das offene Ende ist an sich nicht mein Ding, da sgefällt mir nur sehr selten, aber hier wusste man wenigstens von Anfang an, dass keine Auflösung präsentiert wird, es wurde ja oft genug gesagt, deswegen ging das in Ordnung. Die Praktikantin fand ich zu blass und zu langweilig, aber die beiden alten Journalisten haben mir Spaß gemacht.

 

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