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Ulrike Meinhof: Die Würde des Menschen ist antastbar

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Ulrike Meinhof: Die Würde des Menschen ist antastbar

Ulrike Meinhof - eine der intelligentesten und schillerndsten Journalistinnen (später Terroristin) der Republikgeschichte. Ein politisches Buch, ohne Zweifel, zu einem sehr wichtigen Stück Geschichte dieser Republik. Die Zeit des Aufbrechens alter Krusten und Wunden, Ende der 50er bis Mitte der 60er. Kurze und prägnante Aufsätze, oftmals polemisch und provokant und dadurch chirurgisch sehr genau angebracht.

Sehr lesenswert. Im Wagenbach-Verlag erschienen.

Heiko

 
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Habe lange überlegt, etwas zu diesem Buch zu posten, komme aber nicht umhin, mich doch zu äußern. Erst vor wenigen Wochen gelesen, kann ich Morphins Einschätzung nur bestätigen. Selten hat mich ein Buch derart in seinen Bann gezogen, wie diese Sammlung von Aufsätzen und Polemiken Ulrike Meinhofs. Vor allem die wunderbare Sprache und gesellschaftspolitische Wucht ihrer Statements begeisterten mich. Obwohl bereits vor einigen Jahrzehnten geschrieben, wirken sie frisch und zeitlos, und leider aktuell wie eh und je. Ich habe diese Sammlung von Essays innerhalb eines Tages nonstop gelesen, es war mir unmöglich, das Buch vorher wegzulegen.
Respektvoll staunend läßt es mich zurück, mit einer einzigen brennenden Frage auf den Lippen: Ulrike, wie konnte diese furchtbare Katastrophe nur passieren?

 

Danke Herr Bernhard,

vielen Dank für den Artikel von Alice Schwarzer und das Du ihn in diesem Zusammenhang gepostet hast. Und dies besonders wegen folgendem Satz:

Doch der Mythos lebt. Und die Verführbarkeit gerade derer, die für die „gerechte Sache“ kämpfen, hat weiterhin Konjunktur, und das nicht nur bei islamistischen Selbstmord-Terroristen. Noch immer sympathisieren manche Kinder, inzwischen Kindeskinder, deren Eltern und Großeltern schon eine fatale Schwäche für die „Sache des Volkes“, für totalitäre Denkweisen und Systeme hatten, mit den Helden dieser „Männerkiste“ (Meinhof).

Das ist und bleibt bedenklich.
Herzlichen Gruss,
Gisanne

 
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Zweck des Beitrags hat sich erledigt

 

Herr Bernhard,

in dieser Rubrik geht es darum, eigene Bemühungen zu veranstalten, ein Werk zu rezensieren. Daher wurde der Artikel von Schwarzer gelöscht.

 
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Herr Bernhard!

Bei der sonstigen Genauigkeit ihrer Diktion sind ihnen bei dieser "Rezension" wohl ein paar Fehler unterlaufen.
1. Es müsste heißen: Sie war eine Terroristin. Nicht ist. Ulrike Meinhof ist seit Jahrzehnten tot.
2. Selbstverständlich ist " Die Würde des Menschen ist antastbar" ein politisches Buch. Wenn auch mit einem irreführenden Titel, mMn. Und ja: Es ist äußerst lesenswert!
3. Die Aufsätze und Polemiken dieser Sammlung entstanden, allesamt, Jahre vor Meinhofs Weg in den Untergrund. Mit keinem Satz wird darin für "Terrorismus" geworben oder er gar gut geheißen. Sie müssen also keine Angst vor politischer Verblendung von uns unschuldigen Kindern auf Kg.de haben.
4. Diese Artikel sind journalistisch brillant geschrieben, unabhängig vom politischen Standpunkt des Lesers.
5. Dieses Buch ist keine Biographie einer Terroristin, sondern eine Sammlung ihrer frühen Essays. Vielleicht lesen sie es einmal. ;) Wenn sie eine Biographie der RAF suchen, dann empfehle ich ihnen, Stefan Aust - Der Baader-Meinhof Komplex.

Ich muss mich vor Ihnen in keinster Weise rechtfertigen, für mein obiges Statement, dennoch sei mir ein kurzes Nachwort erlaubt. (Schon um weiteren "Missverständnissen" vorzubeugen.)
Keineswegs würde ich mir anmaßen, das politische „Handeln“ Meinhofs zu rezensieren. Sie allerdings (hassgeladen) auf eine "Nur-Terroristin" zu reduzieren, wie Sie, Hr. Bernhard, empfinde ich als außerordentlich anmaßend.
In meiner Stellungnahme bezog ich mich ausschließlich auf ihr journalistisches Können, auf die Qualität ihrer Sprache und ihr intellektuelles Niveau. Diese Faktoren waren für mich ausschlaggebend, in meinem Statement von „respektvollem Staunen“ zu sprechen. Und dabei bleibe ich auch.
Und - auf ein hoffentlich Letztes: Ich kritisiere immer den Text und niemals den Autor in meinen Kommentaren. Vielleicht probieren sie es einmal damit. ;)

Leben sie wohl, Hr. Bernhard.

 
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Interessante Diskussionen. Ulrike Meinhof hatte ja auch ein "Stipendium von der Studienstiftung des deutschen Volkes", ein eher konservativer Verein, wollen wir den auch unter den Verdacht stellen, den Terrorismus zu fördern?
Ich habe Ulrike Meinhof noch einmal gelesen, als Recherche für eine meiner Kgs. Ich empfinde heute viele Artikel als polemisch, emotional, direkt - und trotzdem sehr intelligent. Auch in ihrem Engagement sind sie zeitgeschichtlich interessant, weil sie den Geist der Zeit - der sogenannten 68er - dokumentieren; heute schreibt niemand mehr so, wir verstecken uns wieder gut. Auch Rudi Dutschke, dessen fremdwortlastige Artikel und überzogene Rationalität etwas von Versteckspiel haben, hat ja in Reden sehr emotional vorgetragen, fast missionarisch - er kam aus der christlichen Jugendbewegung.

Ebenfalls lesenswert: Ulrike Marie Meinhof: Bambule. Fürsorge - Sorge für wen? Wagenbach. Dokumentation der Arbeit am gleichnamigen Fernsehfilm des ZDF (auch terrorismusverdächtig?).

Gegenwärtig werden überall in Deutschland Gesprächsrunden zum Thema Kindesmißhandlung in kirchlichen und staatlichen Heimen gegründet; Kommissionen mit Wissenschaftlern und Politikern werden eingesetzt, von den Betroffenen Entschädigungen gefordert. Am Anfang stand Ulrike Meinhofs Heiminitiative. Daß in den 70ern die Heime zum großen Teil zügig aufgelöst wurden, ist ihr zu verdanken. Sie wird heute im Zusammenhang mit Heimerziehung von niemandem mehr erwähnt. Wie würde ein Betroffener seine Forderungen unterstreichen, wenn er sich auf sie berufen würde? Sollte eine Landesbischöfin, die großes Bedauern über die damaligen Zustände äußert, auch noch ihr dafür danken, daß diese Zustände seit 30 Jahren vorbei sind? Nein, wo kämen wir denn da hin!

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