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Mama

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08.01.2002
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Mama

Wir hatten nur Fußball gespielt. Sogar endlich mal gewonnen. Und das, obwohl der Bruder von Ronny im Gegentor stand. Und der ist in der Kreisliga. Papa hat ihm trotzdem ein Tor reingeschossen. Es stimmt, wir haben die Zeit dabei vergessen.

"Um sieben ist Abendbrot, jetzt ist es Viertel nach!", Mama war stinksauer.

Wie immer hatte sie nichts vorbereitet, weil der Haushalt Papas Job ist.

Der Tisch war nicht gedeckt. Mama war so wütend. Sie hat den Prosecco auf den Tisch geknallt, dass ganz viel rausspritzte.

Dabei hatte Papa alles fein säuberlich in den Kühlschrank gestellt, bevor wir los sind. Aber das nützte ihm nichts.

"Den Tisch brauchst du nicht mehr zu decken. Ab in dein Zimmer!", hat sie gebrüllt, mich geboxt und geschupst.

"Und da bleibst du! Und wehe du muckst dich!"

Ich hab‘ mein Ohr an die Tür gedrückt.

"Erzähl mir nichts von Fußball, du verfluchter Lügner. Wo warst du? Wer ist sie?"

Und dann hat Mama zugeschlagen. Das tut sie oft in letzter Zeit. Ich muss jetzt warten. Bis sie die zweite Flasche ausgetrunken hat. Dann schleiche ich zu Papa. Hoffentlich komm‘ ich nicht zu spät.

 

Liebe @CoK,

wenn meine Geschichte Gedanken, Überlegungen oder gar ein gewisses Hinterfragen auslöst, dann kann ich mich sehr glücklich schätzen, denn das soll sie ja bewirken. Insoweit bin ich sehr froh, dass du mir dieses Feedback gibst.
Und ich hab auch grad überlegt, während ich dein Feedback las: ich kenne auch keine Person, die ihren Mann schlägt.
Aber wenn, dann wüsste ich auch nicht so recht, wie damit umzugehen ist.
Ich kenne einen Mann, der es von seiner Frau berichtet hat, der aber dazu nichts weiter ausgeführt hat bis auf die Mitteilung, dass seine Frau unter dem Borderline-Syndrom leiden würde. Da habe ich mir dann einfach gedacht, das dies die Ursache sein wird. Aber ehrlich gesagt, habe ich null Ahnung von diesen psychologischen Dingen, so dass meine Gedanken da auch völlig aus der Spur gefallen sein könnten.
Auf jeden Fall freut es mich total, dass du insoweit mit der Geschichte und der dann folgenden Diskussion etwas anfangen konntest.
Deswegen bilde ich mir aber jetzt nicht ein, dass die Geschichte, so wie sie da jetzt steht, perfekt ist. Ganz im Gegenteil: ihre Mängel bleiben.
Aber dein so freundliches Feedback ist mir noch mehr ein Auftrag, einmal eine richtig ausführliche Geschichte über dieses Thema zu schreiben.

Dir wünsche ich auch eine schöne Woche!

Lieben Gruß

lakita

 

Hallo Lakita, Deine Geschichte hat ja eine Menge Kommentare und Gedanken ausgelöst. Gut so. Ich glaube auch wie Du, dass man aus dem Ganzen auch für andere Texte etwas lernen kann.

Es gibt in den Themenkreisen Patriarchat, Rassismus eine im Grunde gesellschaftlich abgeschlossene Diskussion die mal fragte: Ja, aber werden nicht auch Männer von Frauen unterdrückt? Ja, aber werden nicht auch Weiße von Schwarzen diskriminiert?

Jemand der so fragt, kann dann meist Beispiele nennen, die das belegen. Schaut man sich diese Beispiele an, so ist klar, dass der Rassismus eines Farbigen gegen einen Weißen genauso dumm ist, wie umgekehrt und dass der Terror einer Frau gegen einen Mann genauso zu verurteilen ist, wie umgekehrt. Das ist die persönliche Ebene. Die gesellschaftliche Ebene ist aber eine andere. Sie wird durch die Machtverhältnisse bestimmt.

Der Rassismus weiß gegen Farbige ist systemimmanent, ist strukturell. Die Unterdrückung der Frau durch das Patriarchat ist systemimmanent, ist strukturell. Eine Frau übt Gewalt gegen Männer nicht aus, weil wir in einer patriarchalen Welt leben, sondern obwohl wir in einer patriarchalen Welt leben. Männer hingegen werden traurigerweise überall auf dem Planeten durch die Gesellschaften (ihre Traditionen und Geschichte) ermuntert, das Leben einer Frau für grundsätzlicher weniger wertvoll zu halten, als das der Männer.

Aus diesem Grund ist es eben falsch zu glauben, dass es sich um dasselbe Phänomen handelt, bloß mit vertauschten Rollen. So einem Blick auf die Sache fehlt das gesellschaftliche Bewusstsein.

Anderes Beispiel: Angenommen ich schreibe eine Geschichte, die darstellt, wie sich ein junger Mann, der naiv, ängstlich, unaufrichtig und weinerlich ist, durch seinen Militärdienst und Einsatz im Krieg zu einem Mann verändert, der ehrlich, tapfer, mutig und stark ist. Und wenn dann kritisiert wird, dass diese Geschichte ein verzerrtes Bild der Wirklichkeit zeichnet, weil die reale Erfahrung des Krieges Menschen mehrheitlich eher traumatisiert und lebenslang schädigt, dann sage ich: Aber es gibt auch Fälle, in denen Männer durch die Erfahrung des Krieges reifer und stärker werden. Und: Ich bestreite in dem Text ja nicht, dass es in der Regel genau andersherum ist. Würdest du das gelten lassen?

Dass Filme, Geschichten und Romane eine Aussage haben, die Anspruch auf Allgemeingültigkeit erhebt, liegt eben daran, dass wir den konkreten Fall für einen Stellvertreter der herrschenden Wirklichkeit halten. Würde sich ein Autor damit herausreden können, dass die dargestellte Situation eben die Ausnahme von der Wirklichkeit darstellt, könnte man ohne anstößig zu wirken, jede geschichtliche Wahrheit in der Fiktion umdrehen: Es gab auch viele gute Nazis, die von bösen Widerstandkämpfern getötet wurden. Es gab auch viele nette Weiße, die von farbigen Sklaven terrorisiert wurden usw.

Wenn Jimmy nach literarisierten Individuen fragt, legt er den Finger auf den entscheidenden Punkt: Wo in deiner Geschichte sieht man, dass hier eine individuelle Situation gezeigt wird, die eben im Widerspruch zu dem steht, was mehrheitlich die Regel und die Wahrheit ist. Du müsstest herausarbeiten, dass da ein Unterschied im Kontext besteht. Tust du das nicht, kann man die Geschichte als Relativierung männlicher Gewalt gegen Frauen lesen. So nach dem Motto: Naja, Männer werden ja von ihren Frauen auch verdroschen. Kommt nur eben seltener vor. Und das stimmt eben nicht.

Lakita, ich fand es spannend. Freu mich auf Deine nächste Geschichte.

Gruß Achillus

 

Moin @Achillus,

danke, das du deine Kritik noch etwas konkretisierst, so dass ich gut darauf eingehen kann.
Ich habe fast, nachdem ich gelesen habe, was du geschrieben hast, den Eindruck, wir sind gar nicht so weit auseinander. Es ist eher meine Geschichte, die sich wie ein Zaun dazwischensetzt, denn du interpretierst sie im Kern völlig anders als ich sie mir gedacht habe.

Du hast ja mitbekommen, dass ich eingesehen habe, dass man in dieser verkürzten Form dem wichtigen Thema nicht gerecht werden kann, jedenfalls ich kann es nicht. Ich bin auf jeden Fall bei dir, wenn du sagst, dass diese Geschichte bei dir eine andere Aussage hinterlässt als ich sie mir gedacht habe. Das liegt an meiner Unzulänglichkeit, diese Geschichte so zu formulieren, dass der Leser eben nicht mehr die Deutungshoheit darüber besitzt. So, wie sie da jetzt steht, kann sie missverstanden werden. Wenn ein Autor in den Anmerkungen mitteilen muss, was er gemeint hat und wie er seinen Text gelesen haben möchte, dann hat er unvollständig gearbeitet. Genau so ist das hier.

Gut so. Ich glaube auch wie Du, dass man aus dem Ganzen auch für andere Texte etwas lernen kann.
Das freut mich, dass du es so siehst.
Schaut man sich diese Beispiele an, so ist klar, dass der Rassismus eines Farbigen gegen einen Weißen genauso dumm ist, wie umgekehrt und dass der Terror einer Frau gegen einen Mann genauso zu verurteilen ist, wie umgekehrt.
D'accord.
Eine Frau übt Gewalt gegen Männer nicht aus, weil wir in einer patriarchalen Welt leben, sondern obwohl wir in einer patriarchalen Welt leben.
Genau! Und so hatte ich gehofft, liest du auch meine Geschichte.
Männer hingegen werden traurigerweise überall auf dem Planeten durch die Gesellschaften (ihre Traditionen und Geschichte) ermuntert, das Leben einer Frau für grundsätzlicher weniger wertvoll zu halten, als das der Männer.
Und das, obwohl sie das Wissen in sich bergen, dass es nicht so ist.
Aus diesem Grund ist es eben falsch zu glauben, dass es sich um dasselbe Phänomen handelt, bloß mit vertauschten Rollen.
Ja, aus deiner Perspektive.
Würdest du das gelten lassen?
Aber ja.
Wo in deiner Geschichte sieht man, dass hier eine individuelle Situation gezeigt wird, die eben im Widerspruch zu dem steht, was mehrheitlich die Regel und die Wahrheit ist.
Flash Fiction ist einfach nicht das richtige Format, um vielschichtig und detailliert zu schildern. Jedenfalls gelingt es mir nicht, in der Kürze auch Tiefe und Bedeutung zu erschreiben. Ich kann nachvollziehen, dass du meiner Intention nicht folgen kannst, weil sie für dich eben nicht erkennbar ist.
Du müsstest herausarbeiten, dass da ein Unterschied im Kontext besteht.
Richtig.
Tust du das nicht, kann man die Geschichte als Relativierung männlicher Gewalt gegen Frauen lesen.
Die Gefahr, dass es einige tun, besteht auf jeden Fall.

Bin jetzt mal selbst gespannt, wie es mir gelingen wird, diesen Plot so innerhalb einer längeren Geschichte aufzubereiten, dass er nicht mehr falsch verstanden werden kann.


Lieben Dank, dass du nochmals deine Ansichten kund getan hast.


Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

ich hatte @Katla so verstanden, dass sie sagt: Gewalttaten (naturgemäß häufiger durch Männer ausgeübt)
Hallo Henry noch mal,

nee, da hast du mich wohl missverstanden, "naturgegeben" hab ich nirgends gesagt und das denke ich auch nicht. Sonst hätte ich ja den Sermon zu den Wikingern, Finnen und -innen bzw. Nordischen Ländern nicht geschrieben.

Sorry, bei mir steht eine Deadline an und ich werde deinen restlichen Post nicht lesen können bzw. mich damit auseinandersetzen / antworten - aber ich war ja nicht die einzige Getaggte. :-)

Herzliche Grüße,
Katla

p.s. @Katta , @Henry K. & alle - Mich daher bitte in diesem Faden nicht mehr taggen. Lieben Dank!

 

@Henry K.
@Katla hat gesagt (sorry, dass ich kurz für dich spreche, aber ich zitiere):

Gucke ich aber auf die Gesellschaften mehr oder minder global gesehen, aber auch: deutschsprachig, europäisch im allerweitesten Sinne, sehe ich massive, alltägliche Gewalt, die von Männern ausgeht
Man muss ja nicht mal auf die Straße gehen, reicht ja, wenn man die Nachrichten einschaltet ...

Ich habe das Buch, das ich genannt habe, ja nicht gelesen, aber vielleicht gehörst du zur Zielgruppe? Ich sag noch mal: Boris von Heesen, Was Männer kosten

Ich denke nicht, dass jemand bestreitet, dass es Veränderungen gibt, insbesondere was die Geschlechterdichotomie betrifft. Also ich zumindest nicht. Die kommen aber vor allem aus der queeren Community, würde ich sagen, und die Menschen haben sich das teilweise hart erkämpft bzw erkämpfen sich das ja immer noch. Und da passt auch @lakitas Antwort zu, auf die ich noch mal eingehen wollte.

Aber natürlich ist das aus der männlichen Position in einem Patriarchat (sozialbiologisch gemeint, nicht feministisch) heraus viel schwieriger.
Das weiß ich nicht, ob man das so resümieren kann. Denke an die Vergangenheit, wie unendlich schwierig es Frauen hatten, sich zu emanzipieren. Frauen haben sich viele Dinge unter Lebensgefahr erstritten und es sind auch etliche gestorben.
Ja, kommt wohl drauf an wie man "schwierig" definiert. Ich bezog mich da (auch mit dem "Röcke tragen dürfen") eher auf soziale/kulturelle Normen und Werte. Der Ausschluss aus einer sozialen Gruppe aktiviert im Gehirn die Zentren, die auch bei Schmerz aktiviert werden. Und Bindung ist für den Menschen überlebenswichtig (insbesondere natürlich für Babys und Kinder, aber auch für Erwachsene). Ich will da niemandem einen Vorwurf machen, wenn sich jemand nicht traut, sich dagegen aufzulehnen aus Angst am Ende allein dazustehen.

Gleichzeitig findet so Entwicklung statt. Frau X hat sich scheiden lassen und es auch überlebt und komisch, am Ende war sie vielleicht sogar glücklicher als Frau Y, die sich das eben nicht getraut hat. Und da schließt sich der Kreis zu dir, @Henry K. , du schreibst ne Menge Sachen, aber am Ende geht es darum, wie du dazu stehst. Und im Moment stehst du so da (bzw so lese ich zumindest): Ich verstehe eure Ausführungen zum Thema Gewalt und Männer und stimme mit denen ja auch irgendwie überein, ABER: es gibt doch Veränderungen! Die müssen doch auch gesehen werden, sonst ist es unfair. Und was soll ein einzelner Mann schon tun? Die sind doch gerade auch alle total verloren in dieser Zeit.

Du kennst das vielleicht: Alles vor dem "aber" ist Gelaber, das vor dem "Aber" zählt nicht, das kannste in der Pfeife rauchen. Also was (für mich) bleibt aus deinem Post ist: die armen Männern, die habens doch auch nicht leicht! Tja, und da fehlt mir dann auch das Mitgefühl, da bin ich dann auch raus ...

Trotzdem schöne Grüße :-)
(denn das fehlende Mitgefühl ist nicht persönlich gemeint)
von Katta

 

An alle, die hier miteinander diskutieren:

ohne jetzt auf eure Beiträge im Detail einzugehen, denn teils müsste man sehr ins Detail gehen und diese Diskussion kommt mir manchmal vor wie Treibsand, in den man geraten ist, möchte ich deutlich machen, dass wir auf Dauer, also auf lange Sicht gesehen, uns allen keinen Gefallen tun, wenn wir zwischen Mann und Frau eine Gegnerschaft, gleich welcher Dimension, aufrechterhalten bzw. erschaffen.

Da verlieren beide Seiten.

Und das kann man im Grunde genommen nur damit beginnen, indem man anfängt, Respekt oder nennt es auch Achtung vor dem anderen Geschlecht zu finden und zu leben.

Während wir in den vergangenen Jahrzehnten so einen Trend hatten, dass man sagte, Frau und Mann seien im Grunde gleich, jeder könne alles genauso gut wie der andere, man also den Mann mit vielen weiblichen Anteilen und die Frau mit männlichen Eigenschaften als modern feierte, sind wir heute ein ganzes Stück weiter in den Erkenntnissen.

Gewiss, viele aus den vergangenen Jahrhunderten aufrechterhaltene Ressentiments dem jeweiligen Geschlecht gegenüber sind obsolet, weil schlicht bullshit, aber diese 100 Prozentgleichmacherei ging zu weit.
Es gibt besondere Stärken und Vorteile, auf jeder Seite und die gilt es nicht niederzutrampeln und durch Gleichmacherei zu leugnen.

Wenn also, beginnen wir mal im Bereich der Körperlichkeit, der Mann auf einigen (nicht allen) Gebieten in Folge seines Körperbaus schwere Arbeiten besser verrichten kann, so ist das eben Fakt und nichts, was ich als Frau dem Mann vorhalten muss und ihn gar noch als Macho oder sonstwas beschimpfe und es ist auch nichts, was ein Mann einer Frau vorhalten muss, um sie dadurch zum schwächlichen Weibchen zu degradieren. Respekt auf beiden Seiten fordere ich da.
Akzeptieren, dass es Unterschiede gibt, wobei teils erst herausgefunden werden müsste, welche Unterschiede es wirklich am Ende sind und diese dann auch dem anderen Geschlecht ohne Häme und Angriffe zu belassen, das ist das Ziel. Wenn das passieren würde, wären wir schon mal eine Ecke weiter.

Mann und Frau sind unterschiedlich, gehen unterschiedlich an viele Dinge heran, lösen Konflikte und Probleme unterschiedlich und es wäre gut, zu akzeptieren, dass weder das Weibliche noch das Männliche daran als gut oder schlecht betitelt wird.
Ein Apfel ist nicht per se zu verdammen, weil es ihm nicht gelingt, wie eine Birne zu schmecken und umgekehrt.
Ich will damit sagen, dass wir alle nicht weiterkommen auf diesem Planeten, wenn wir einerseits den Geschlechterunterschied leugnen und die Unterschiede zwischen Mann und Frau bekämpfen und/oder andererseits den Geschlechterunterschied auf der jeweiligen Seite dafür nutzen, um dem anderen für unzulänglich und unfähig zu halten.

Und wenn mich jetzt jemand fragt: Was hat das nun mit deiner Geschichte zu tun, muss ich erstmal tief Luft holen, denn wir sind mit dieser Diskussion schon sehr weit davon weggedriftet. Aber ich kann versuchen, den Kern herauszuschälen und der war der, dass ich aufzeigen wollte, dass auch Männer Opfer sein können und Frauen Täter.
Damit geht es mir aber nicht um eine Geschlechtergleichheit, so nach dem Motto: jeder kann zuschlagen, er muss es nur wollen.
Es geht mir darum, Verständnis für die andere Seite aufzubringen und ein winziges bisschen zur Verständigung zwischen Mann und Frau beizutragen.

Nungut, ich sehe ein, dass ich da einen ziemlichen Umweg mache.:D

Lieben Gruß

lakita

 

Danke, @lakita, und Amen!

@Henry K.
Ich rede aus der Position als Frau und als Mutter eines Sohnes, darum interessiert mich so eine abstrakte soziologische Diskussion nicht und schon gar nicht eine über "testosterongesteuerte" Jugendliche oder Männer. Auch da bin ich raus ... Es weiß doch niemand, wie da die Kausalitäten sind. Woher weißt du denn, dass Testosteron aggressiv macht? Vielleicht machen ja Aggressionen Testosteron? Tatsächlich gibts auch Studien, die zeigen, dass mehr Testosteron zu mehr Fairness und sozial verträglicherem Verhalten führt. Wie passt das ins Bild? Auch weiß man, dass Babys bzw das Vaterwerden den Testosteronspiegel senkt und ich meine, dass weibliche Gefängnisinsassinnen mehr Testosteron im Blut haben als Nicht-Insassinnen (aber nagel mich nicht darauf fest). Am Ende wissen wir eben nicht, was da wie auf was wirkt bzw womit interagiert und damit sagt das "testosterongesteuert" schon gar nichts mehr aus und ist überhaupt gar nicht hilfreich in der Diskussion.

Und damit verabschiede ich mich aus dieser Diskussion. Danke @lakita für deine Umsicht und Ruhe.

Habt einen schönen Abend und
eine geruhsame Nacht 💫
Katta

 

Hey @Henry K.,

Aggression ist in meinem Verständnis etwas Unkontrollierbares, vielleicht hackt es da auch an meiner Definition, zumal ich damit verbunden immer den unkontrollierten Ausbruch einer Emotion (=Wut) verbinde. Im Krieg kann sie sicherlich genutzt werden; man spricht ja nicht umsonst von „blinder Wut“. Auf alles draufhauen und alles vernichten, worauf sich die Aggression zu richten hat. So etwa die Babys der Feinde, die man an der Hauswand zerschmettert.
Und nach dem Krieg dann, da hat man die Leute bei sich, die sowas getan oder zumindest miterlebt haben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das der Gesellschaft gut tut - vielleicht hast du ja recht und ein einzelnes Land kann sich so beschützen vor den anderen, sendet quasi „die Problemkinder“ auf Friedensmissionen in andere Länder, so dass sie dort dann ihre Aggressionen ausleben. Ich frag mich ja, ob es sowas schon mal gegeben hat und wie es einem solchen Land dann gehen würde - wie die Welt auf ein solches Land blicken würde.

Aber das ist ja weit weg von der eigentlichen Thematik. Grundsätzlich sah ich von all dem nichts in @lakitas Geschichte. Diese ganze Diskussion und das ständige Abtriften in Frau und Mann und letztlich dann wieder zurück zur männlichen Gewalt - fast glorifizierend, zumindest in Hinblick auf den Krieg - obgleich der Ursprungstext - wenn zugegeben auch recht minimalistisch - ein männliches Gewaltopfer darstellt.

Vielleicht liegt es daran, dass der Ursprungstext so kurz war - das hatten ja auch schon einige erwähnt - dass der Fokus sich so verschiebt. Ich für meinen Teil hatte das Problem nicht, vielleicht auch deshalb, weil einige meiner männlichen Freunde Gewalt in der Familie durchlebt haben und ich im Gespräch mit ihnen (ganz gleich ob Papa, Mama, ältere Brüder oder später ne Freundin - physische oder psychische Gewalt) bemerkt habe, die Nuss ist schwer zu knacken. Und wie oft ich hören musste „ja… das war ja nur ne Ohrfeige, das tut ja auch nicht wirklich weh.“ bis dann irgendwann mal die Einsicht kam: „Na auch wenns physisch nicht so weh tut, man fühlt sich halt machtlos, weil zurückschlagen will ich auch nicht und wenn man sagt wie ich mich fühle schüttelt sie den Kopf und geht.“ - oder auch das lustig machen in der Öffentlichkeit, das weitererzählen … mir reicht die Geschichte so wie sie ist, ohne zu hinterfragen vielleicht gerade auch deshalb aus, weil ich in dieser nicht zu stark charakterisierten Figur, all diese Freunde sehe und spüren kann. Ich frag mich nicht, ob‘s das gibt und ob‘s allgemein so ist, sondern ich sehe die Individuen, die ich kenne.

Und mit diesem Blick auf die Geschichte - der von Gewalt gegenüber Männern ausgeht, in diesem Fall eben ausgeübt durch eine Frau: Wie kommt man da auf die Idee, darüber zu reden, Aggression im Krieg zu nutzen um sie - keine Ahnung - zu entladen? Das ist ja nicht so wie bei nem Handy, dass dann irgendwann leer wird und dann ists gut, es gleicht doch mehr einem Dammbruch. Weil Aggression letztlich - so zumindest die Definition, die ich gelernt habe - doch ungefilterte, unkontrollierte Wut ist und bleibt, auch dann, wenn irgendein Staat sie nutzt, um sie auf irgendjemand anderen zu richten. Dadurch erlangt das Subjekt doch keineswegs mehr Kontrolle über sich.

PS: Ich hoffe, ich habe dich jetzt nicht komplett falsch verstanden.

 

Liebe @Luzifermortus ,

über deinen Beitrag habe ich mich sehr gefreut, herzlichen Dank, dass du dich nochmals gemeldet hast.

Zum einen dachte ich, während ich las, was du an @Henry K. gerichtet hast, dass deine Sichtweise sehr gut nachvollziehbar ist und ich davon so einiges unterschreibe, ohne jetzt in die Diskussion noch weiter einsteigen zu wollen. Zum anderen hat mich natürlich noch mehr erfreut, was du zu meiner Geschichte selbst angemerkt hast.
Ein ganz liebes Danke dafür. :kuss:
Auch, wenn mir nach wie vor bewusst ist, dass es Sinn macht, dieses "heiße" Thema ausführlich, somit in einer längeren Geschichte zu behandeln, so hat mich doch großes Wohlgefühl ergriffen, als ich las, dass du immer noch, also nach wie vor, meine Geschichte genau so verstehst wie ich sie gemeint hatte. Von deiner "Sorte" hätte ich mir natürlich mehr als nur eine Person erhofft, aber der Lerneffekt ist für mich dafür umso wuchtiger.
Denn je deutlicher der Trend ausfällt und der ist hier unzweideutig in der Aussage, dass die Geschichte nicht reicht, desto mehr fühle ich mich verpflichtet, den strittigen Plot ausführlicher darzustellen.
Und da ich kein Nerd bin, der sich sagt: und jetzt erst recht, ich pfeif drauf, was die alle sagen, ist die Geschichte eben nur für uns zwei etwas Gutes geworden, werde ich mein Vorhhaben nicht in der Versenkung verschwinden lassen.

Lieben Dank nochmals für dein Feedback!

Lieben Gruß

lakita

 
Zuletzt bearbeitet:

Es regt mich aber wirklich auch auf, mit welcher Haltung du hier auf das Angebot reagierst, die Innensicht geschildert zu bekommen. All die männlichen Kommentatoren hier könnten aus eigener Erfahrung wahrscheinlich ziemlich viel zu "unserer" Gewalt sagen − erlebt und ausgeübt. Aber da, wo es dir als "Frau und Mutter" nicht passt, was du hörst, wirst du defensiv. Ist das nicht Straussentaktik: Ich will, dass ein Problem verschwindet, aber ich will mich nicht damit auseinandersetzen?
Das ist echt eine Steilvorlage und entbehrt nicht einer gewissen Ironie in gerade diesem Faden. Ich bin also "defensiv" oder "höre weg, wenn mir was nicht passt", wenn ich sage, was mich interessiert und was nicht? Und es regt dich auf, wenn ich "das Angebot" nicht annehme, mich mit der Innensicht der männlichen Kommentatoren zum Thema Gewalt auseinanderzusetzen, das mir hier so großzügig unterbreitet wurde. :sealed: Merkste selbst, oder?
Wenn du noch Klärungsbedarf hast diesbezüglich, lass uns das lieber per PN klären und nicht hier im Faden.

 

Hallo @lakita

Flash Fiction ist ja so eine Sache... Für den Autor ist es eine ziemliche Herausforderung und ein Stück weit auch ein Abenteuer.

Ich als (subjektiver) Leser bleibe dagegen meist etwas unbefriedigt zurück. Natürlich funktioniert diese Form der Erzählung vor allem über die Leerstellen, die ich mir selber ausfüllen muss.

Sind diese also gut gesetzt, funktioniert die Flash Fiction. Das hast du schon sehr gut gestaltet, sonst wäre hier nicht eine solche Diskussion entbrannt.

Meine Vorredner haben hier ja schon viel ausgebreitet, ich spare mir deshalb einen Meta-Kommentar und sage ausschließlich was zur Geschichte.

Die Rollenumkehr ist, gerade bei dieser Kürze, sehr gut gelungen. Ich zumindest verspürte instinktiv Mitleid mit dem Mann und dem Kind. Und das sollte wohl auch so wirken. Die interessante Frage ist natürlich, warum sich der Mann so unterdrücken und behandeln lässt. Was bringt gerade das "starke" Geschlecht dazu, sich in diese Opferrolle zu begeben? Und hier wäre natürlich eine längere Erzählung sehr interessant. Wie hier schon angemerkt wurde, darf Flash Fiction ja auch ein bisschen breiter sein. Es muss nicht nur ein kleiner Absatz werden, obwohl das natürlich die größere Herausforderung ist.

Ich finde, die Geschichte würde noch einen Hauch stärker wirken, wenn man den Mann ein bisschen mehr psychologisch heraus arbeitet. Muss ja nicht viel sein. 3-4 kräftige Sätze, in denen klar wird, warum er sich nicht wehrt. Das würde noch mehr nachhallen.

Dennoch: Es ist auch in dieser Form ein gezielter Schlag in die Magengrube, der mich zum nachdenken gebracht hat. Insofern: Gelungene Flash Fiction. Eventuell versuche ich mich auch mal an einer, wenn ich mehr Schreiberfahrung habe.

Liebe Grüße
Rainbow Runner

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @lakita ,

es tut mir leid, dass ich die vielen Kommentare nicht lese - nach den ersten fand ich die Grundsätzlichkeit bei einigen zu anstrengend (für mich, sagt ja nichts über die Sinnhaftigkeit aus).
Beim ersten Lesen gleich nach Erscheinen war sie mir irgendwie zu kurz - trotz flash fiction.

Hoffentlich komm‘ ich nicht zu spät.
Irgendeine Vorstellung, inwiefern das Kind zu spät kommen könnte, in welcher Beziehung, kriege ich leider nicht hin. Da wäre etwas mehr für mich hilfreich.
"Erzähl mir nichts von Fußball, du verfluchter Lügner. Wo warst du? Wer ist sie?"
Dass sie mit dieser totalen Unlogik durchkommt? Obwohl das ein krankes Familiensystem ist, finde ich es verwunderlich, schließlich war er mit Kind unterwegs.

Beim zweiten Lesen jetzt denke ich wieder, die Geschichte kann auch in dieser Kürze ein gutes Schlaglicht sein - wenn der letzte Satz mich in eine Vermutung / Vorstellung entlassen könnte.
Mir hat die Erzählung beim zweiten Mal gut gefallen, vielleicht auch deswegen, weil ich einen Mann kenne, der vor der Trennung von seiner Frau geschlagen wurde (und psychisch in 'verrückter' Weise verletzt). Irgendwie entwickeln erdachte Protagonisten ja doch eine Art Leben,:) deshalb wünsche ich deinem, dass er den Ausstieg aus dieser Beziehung findet. Und dem erzählenden Kind, dass es mitgehen kann. In dem von mir angedeuteten Fall war das zum Glück so.
Viele Grüße Eva

 
Zuletzt bearbeitet:

Liebe @lakita

Da komm ich aber reichlich spät zur Party. Ich denke auch nicht, dass ich noch was sagen kann, was nicht bereits erwähnt wurde. Ich habe gelesen, dass du den Text erweitern willst, und habe mir überlegt, was ich mir von einer solchen Erweiterung wünschen würde.
Der Ausgangspunkt: Im Text gibt es eigentlich nur zwei Elemente, die ein bisschen irritieren würden, wenn man die Geschichte mit vertauschten Rollen läse: Die Frau spielte mit den Kindern Fussball und der Mann tränke Prosecco. Das betrifft eher Oberflächenerscheinungen.
Die Überlegung: Was ich mir von einer Erweiterung wünsche, ist, dass die Geschichte mit vertauschten Rollen nicht funktionieren würde, dass du also das Spezifische dieser Konstellation zeigst. Damit meine ich gar nicht so sehr, dass es deine Aufgabe ist, eine spezifisch weibliche Form von Gewalt zu zeigen - falls es das überhaupt geben sollte. Ich denke, dass hier eher die Rollenerwartungen Thema sein könnten. Du hast ja ein Figurendreieck, was sich gut dazu eignet, diese Rollenerwartungen zu thematisieren. Nur ist das Kind meines Erachtens zu klein, um das zu tragen. Vielleicht könnte es sich fragen: "Aber der Papa ist doch viel stärker als Mama!". Das ginge so in die Richtung, die ich meine. Zu mehr reicht es meiner Meinung nach wohl nicht, weil das Kind noch nicht über differenzierte Rollenvorstellungen verfügt oder sie zumindest nicht ausdrücken kann. Also, was ich in einer erweiterten Fassung gerne lesen würde: Wie reagiert das Umfeld? Wird der Mann überhaupt als Opfer wahrgenommen? (Überspitzt: "Einem richtigen Mann würde das nicht passieren!") Wird die Frau, die schlägt, sogleich pathologisiert? (Überspitzt: Dass einem Mann mal die Hand ausrutscht, kann vorkommen. Aber eine Frau? Die muss doch völlig irre sein!"). Das bedeutet, dass es vielleicht eine Idee sein könnte, das Dreieck zu erweitern oder den Konflikt an die (Halb-)öffentlichkeit treten zu lassen. Mich nähme zum Beispiel wunder, wie ein befreundetes Paar über die Sache denkt. Vielleicht genügt es aber auch schon, den Mann darüber nachdenken zu lassen, sich Hilfe zu holen, da könnten ja vermutete Rollenerwartungen ins Spiel kommen. Damit würdest du über die familieninterne Dynamik der Gewalt, die sich vielleicht - ich kann mich irren - von der üblichen Konstellation gar nicht so sehr unterscheidet, übergehen zur gesellschaftlichen Wahrnehmung dieser Konstellation. Das fände ich im Grundsatz spannender. Dies bloss als Anregung, vielleicht liegen deine Absichten und Prioritäten ganz woanders. Es könnte auch sein, dass der Text dann sehr lange wird, vor allem dann, wenn die Dynamik der Beziehung und die Psyche der Protagonisten ebenfalls ausgeleuchtet werden sollen.

Lieber Gruss
Peeperkorn

 

Lieber @Rainbow Runner
und
liebe @Eva Luise Groh ,

euch beiden herzlichen Dank, dass ihr euch meine Flash Fiction nochmals vorgeknüpft habt. Irgendwie denke ich immer, also, nun waren schon so viele Autoren da und haben ihren Kommentar dagelassen, was soll da noch groß Neues kommen und immer wenn ich das denke, haut es mich um, wie weiterführend und konstruktiv auch alle weiteren Feedbacks sind. Daher freut es mich sehr, dass ihr euch meine Geschichte angeschaut habt. Und eure Mitteilungen bringen mich weiter.

@Rainbow Runner

Flash Fiction ist ja so eine Sache... Für den Autor ist es eine ziemliche Herausforderung und ein Stück weit auch ein Abenteuer.
Da sagste was. Jo, genauso ist es.
Ich als (subjektiver) Leser bleibe dagegen meist etwas unbefriedigt zurück.
Ging mir mit manchen Flash Fictions hier auch schon so.
Natürlich funktioniert diese Form der Erzählung vor allem über die Leerstellen, die ich mir selber ausfüllen muss.
Die Leerstellen müssen aber so geschickt gesetzt sein, dass sie nicht die tragenden Elemente der Geschichte beeinhalten, weil dann der Leser nur schwimmt. So ganz ist mir das hier nicht gelungen. Aber ich lerne daraus viel.
Das hast du schon sehr gut gestaltet, sonst wäre hier nicht eine solche Diskussion entbrannt.
Dankeschön.
Die Rollenumkehr ist, gerade bei dieser Kürze, sehr gut gelungen.
Wow, danke!
Ich zumindest verspürte instinktiv Mitleid mit dem Mann und dem Kind. Und das sollte wohl auch so wirken.
Oh ja, genau das wollte ich als Gefühl erzeugen und auch natürlich indirekt deutlich machen, dass es auch männliche Opfer gibt und diese Gruppe meist vernachlässtigt wird.
Die interessante Frage ist natürlich, warum sich der Mann so unterdrücken und behandeln lässt.
Ich habe mir bereits einen Zettel angelegt, in welchen ich eintrage, was eine künftige Geschichte unbedingt an Fragen beantworten muss. Diesen Satz habe ich da eingetragen. Eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Aber, bevor ich den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehe, ist das gut, dass es da drauf steht.

Ich finde, die Geschichte würde noch einen Hauch stärker wirken, wenn man den Mann ein bisschen mehr psychologisch heraus arbeitet.
Da bin ich bei dir.
Muss ja nicht viel sein. 3-4 kräftige Sätze, in denen klar wird, warum er sich nicht wehrt. Das würde noch mehr nachhallen.
Ich werde drüber nachdenken, ob ich dazu eine Möglichkeit sehe, es in so wenigen Sätzen zu schaffen. Da ich ja das Kind erzählen lasse, müsste diese Info wohl von ihm kommen. Ich nehme deinen Vorschlag gerne mal ins Visier.
: Es ist auch in dieser Form ein gezielter Schlag in die Magengrube, der mich zum nachdenken gebracht hat.
Wow, danke, ich nehme das als Lob.
Eventuell versuche ich mich auch mal an einer, wenn ich mehr Schreiberfahrung habe.
Unbedingt machen! Ich habe durch diesen Versuch so irre viel auf so irre kurze Distanz gelernt, das ist unglaublich. Und gerade deswegen kann ich dich nur in deinem Vorhaben unterstützen. Ohne Ironie möchte ich behaupten, je mehr einem eine Geschichte um die Ohren fliegt, desto wuchtiger der Lerneffekt. Mache Fehler, lerne draus.

Lieben Dank nochmals für dein freundliches Feedback.


@Eva Luise Groh,

es tut mir leid, dass ich die vielen Kommentare nicht lese -
Iwo, das muss dir nicht leid tun. Wäre das die Voraussetzung, um hier bei WK Kritiken zu schreiben, dass man auch alle Kommentare zuvor lesen muss, oh Gott, ich wär schon lange nicht mehr hier dabei.
Und gerade unter meiner Geschichte sind wir ja ziemlich weit abgedriftet mit den Themen, wenn auch sie alle für mich hochspannend waren.
Aber dann von einem Kommentator noch zu verlangen, dass er sich da auf den neuesten Stand lesen muss, bloß das nicht!

Beim ersten Lesen gleich nach Erscheinen war sie mir irgendwie zu kurz - trotz flash fiction.
Das ist insoweit der ganz große Tenor hier zu meiner Geschichte, dass sie bei fast allen Lesern den Eindruck hinterließ, zu kurz zu sein.
Irgendeine Vorstellung, inwiefern das Kind zu spät kommen könnte, in welcher Beziehung, kriege ich leider nicht hin. Da wäre etwas mehr für mich hilfreich.
Ich habe diesen Satz in ziemlicher Betriebsblindheit als letzten gesetzt, weil ich so dick in der Geschichte drin war, dass mir gar nicht aufgefallen ist, dass zu diesem Satz tatsächlich gewisse Andeutungen oder Informationen fehlen. Ich hatte ihn so gedacht, dass das Kind Angst hat, der Vater ist schwer verletzt worden und es kommt deswegen zu spät. Aber davon ist an keiner Stelle die Rede. Gut, dass du auf diesen fast schon klassischen Anfängerfehler hinweist. Ich werde das entfernen.

Dass sie mit dieser totalen Unlogik durchkommt? Obwohl das ein krankes Familiensystem ist, finde ich es verwunderlich, schließlich war er mit Kind unterwegs.
An dieser Stelle ist die Geschichte einfach zu kurz, das sehe ich ein. Hier muss mehr Input sein.
In einer längeren Geschichte kann ich das besser ausbreiten, ohne dass es wie Infodumping wirkt, davor fürchte ich mich immer, dass manche Infos wie in die Geschichte reingedrückt wirken könnten.

Beim zweiten Lesen jetzt denke ich wieder, die Geschichte kann auch in dieser Kürze ein gutes Schlaglicht sein - wenn der letzte Satz mich in eine Vermutung / Vorstellung entlassen könnte.
Sie soll auch nur ein Schlaglicht sein und somit freue ich mich sehr, dass du es beim sozusagen zweiten Durchgang so sehen kannst.
deshalb wünsche ich deinem, dass er den Ausstieg aus dieser Beziehung findet. Und dem erzählenden Kind, dass es mitgehen kann.
Freut mich, dass du mitfühlen konntest, trotz der Kürze und trotz des teils fehlenden Hintergrundes.

Lieben Dank, dass du mir dieses Feedback gibst.


Liebe Grüße an euch beide

lakita

 

Lieber @Peeperkorn ,

ganz lieben Dank, dass du auch bei mir reingeschaut hast. Das hat mich sehr gefreut.

Da komm ich aber reichlich spät zur Party.
Naja, ich war grad am Gläserabwaschen. :Pfeif:
Ich denke auch nicht, dass ich noch was sagen kann, was nicht bereits erwähnt wurde.
Oh doch. Du glaubst gar nicht, was die einzelnen Kritiker, trotzdem sie fast alle einer Meinung sind, an einzelnen Punkten jeweils herausgearbeitet haben. Faszinierend wie unterschiedlich der Fokus ist.
Ich habe gelesen, dass du den Text erweitern willst, und habe mir überlegt, was ich mir von einer solchen Erweiterung wünschen würde.
Nein, ich will zwar jetzt noch versuchen, einen Gedanken von @Rainbow Runner aufzugreifen. Aber grundsätzlich schwebt mir eine neue Geschichte vor.
Ich denke, dass hier eher die Rollenerwartungen Thema sein könnten.
Ja, sind sie!
Nur ist das Kind meines Erachtens zu klein, um das zu tragen.
Genau das ist auch mein Gedankengang für die neue Geschichte. Das Kind bringt mich, wenn ich ausführlich darstellen will und zwar die Vielschichtigkeit dieses Gewaltproblems, schnell an Erzählgrenzen.
Es wird vermutlich aus der Sicht der dritten Person erzählt werden. Und der Mann öffnet sich gegenüber anderen Männern zu diesem Problem, das er mit seiner Frau hat. Und natürlich kann ich dann ebenfalls seine Eindrücke, die ihm sein Kind vermittelt mit in seinen Sorgenkatalog aufnehmen. Denn das Kind leidet ja auch vielschichtig. Es ist die Sorge um die körperliche Unversehrtheit des Vaters, aber auch die Aussenwirkung ist fatal, wenn bemerkt wird, was für einen Vater das Kind hat. Insoweit gebe ich dir Recht, es geht massiv um den Rollendruck der Geschlechter.
. Also, was ich in einer erweiterten Fassung gerne lesen würde: Wie reagiert das Umfeld? Wird der Mann überhaupt als Opfer wahrgenommen? (Überspitzt: "Einem richtigen Mann würde das nicht passieren!")
D'accord, um es mal in deiner Landessprache zu sagen. Das fängt ja schon bei der Frage an, wem kann er sich anvertrauen, was für ein Risiko geht er ein. Ich werde dazu noch eine Menge recherchieren müssen, aber das tu ich total gern, weil ich auch gern dazu lerne. Kostet halt nur Zeit bis alles fertig ist.
Wird die Frau, die schlägt, sogleich pathologisiert? (Überspitzt: Dass einem Mann mal die Hand ausrutscht, kann vorkommen. Aber eine Frau? Die muss doch völlig irre sein!")
Sehr sehr wichtige Frage. Wie sieht die angeblich heile Aussenwelt diese Frau?
Das bedeutet, dass es vielleicht eine Idee sein könnte, das Dreieck zu erweitern oder den Konflikt an die (Halb-)öffentlichkeit treten zu lassen.
Im Moment schwebt mir vor, dass der Vater sich gegenüber einem Kollegen öffnet. Ich hab da eine bestimmte Konstellation im Kopf, ich hoffe, sie wird mir eine gute Gelegenheit geben, alles zu behandeln, was mir wichtig ist und das ist irre viel.
Damit würdest du über die familieninterne Dynamik der Gewalt, die sich vielleicht - ich kann mich irren - von der üblichen Konstellation gar nicht so sehr unterscheidet, übergehen zur gesellschaftlichen Wahrnehmung dieser Konstellation.
Genau, das wäre eine sinnvolle Öffnung dahin.
Es könnte auch sein, dass der Text dann sehr lange wird, vor allem dann, wenn die Dynamik der Beziehung und die Psyche der Protagonisten ebenfalls ausgeleuchtet werden sollen.
Bin selbst gespannt, was ich noch draus machen werde. Aber, wie gesagt, das wird eine ganze Weile dauern, bis ich das alles recherchiert, erdacht und geschrieben habe. Bin aber hochmotiviert, es zu tun, weil mich dieses Thema einfach nicht loslässt.

Lieben, lieben Dank für deine konstruktiven Ideen und Vorschläge, die ich mir mal schnell rauskopieren und weglegen werde, dass ich sie dann auch gleich als Erinnerungsstützt zur Hand nehmen kann, falls mir vor lauter Infos und eigenen Ideen das Zepter aus der Hand fällt.

Lieben Gruß

lakita

 

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