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Andrej

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22.11.2005
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Andrej

Der Wodka wie der gewürzte Teer selbst. Werk der Tagessonne.
Zu dem Zeitpunkt auch muss es gewesen sein, dass sich mein Unterhemd in meinen Körper gebrannt hatte. Schon seit längerem trug ich die Hosen, welche ich eigentlich als Unterwäsche mitgenommen hatte.

Erhitzt – verhitzt – zerhitzt

Das Wasser wie Opfergaben. Ungnädiger Gott.
Mit der schwachen Creme auf unseren Nasenflügeln bemerkten wir, wie der Wodka verpuffte, bevor er den Kontakt mit dem Teer aufnahm. Die Sonne triumphierte über uns.
Denn auch durch sie versiegte die Wirkung des Alkohols, ersetzt durch ihren Schlag.

Warm – Schmerzwarm – ohnmächtig warm

Peitschenschreie des Sklaventreibers füllten die Abendflasche Wodka.
Die Mittagspause und zwei positionierte Pylonen dienten einem Fußballspiel. Essen in den Magen zu prügeln wäre so sinnlos gewesen wie die Füße in den Schuhen zu lassen. Schon nach Zeigerzucken quoll der Schweiß aus den Latschen, und Sandalen strangulierten nur die Hufe wie zu fest gezogene Riemen.
Man durfte nicht stehen bleiben, darin lag der Trick. An meinen Fußbetten war Hornhaut, die ich abends mit Wachs massierte.

Rennendes Brennen – brennendes Rennen – zerbrennender Stillstand

Neben den Leitplanken nichts als Abgrund, der seine Zähne fletschte. Ein reißender Strom, der es nicht dulden würde, ihn zu durchschwimmen. Eine Straße in der Luft.

Ein Tritt gegen den Ball, dessen Leder schrie und die Nähte knirschten, quälte den Fußrücken. Wodka half bei offenen Wunden von innen wie außen. Zu fest treten durfte man ohnehin nicht, denn das Aus des Balls beendete zugleich das Spiel. Doch mit den Lebensmitteln aus der weit entfernten Stadt kamen auch neue Bälle zu uns.
Der Schatten - eine kalte Dusche. Ein Schlag mit einem Eisblock.
Erregt die Luft hinter uns und vor uns der offene Himmel gleichwohl.

Die Mütze abzusetzen hätte die Wirkung eines Kopfschusses gehabt. Die Sonne wartete nur darauf.
Die schlimmsten Stellen pflegte ich mit strömenden Cremes und schließlich mit Wachs, um Ruhe zu finden des Nachts. Den müden Rest von mir balsamierte ich mit Wodka und Salzstangen.

In den Baracken auf festem Boden wachsten sich die Jungs von der Nachtschicht. Während dieser schützt der Mond so behütet.

Ich tat was ich konnte, um die Muttern ins Gewinde zu pfeffern, Andrej besorgte es ihnen bis sie quietschten. Vier Mal pro Pfosten. Er war schneller als ich und stand dann freundlich, mit dem siebzehner Schlüssel in den Handflächen, wippend hinter mir und spendete Schatten.
„Deswegen chabt ihr Krieg verloren!“, scherzte er immer und gab jedem Meter Leitplanke einen Klaps.

Die anderen gesichtslosen „Söldner“ nannten ihn „Russe“, da ihnen der Name „Andrej“ nicht ausländisch genug klang. Aber nur außerhalb seiner Spannweite.
Sie klatschten sich getränkte Handtücher auf die verglühte Haut. Nur Andrej und mir nicht.

Mit jedem neuen Pfahl lachte er der Sonne ein Stück breiter entgegen, wirkte wie ein Kind mit offenen Armen.
Ich stützte mich auf ihn in die Baracke, er sich auf den Gedanken an seine Tochter.

Diese wie Diskant des Klaviers. Aus dem Tonbandgerät; weit weg.
Man hörte Kinderfüße über klebrigen Holzboden tapsen, den Deckel des Klaviers hochstemmen.
Und mit jedem Anschlag der Tasten, mit jedem Ton, der seinen erhitzten Körper durchzuckte, atmeten seine Muskeln, und mit jedem Klirren ihrer Stimme erhob er das zerborstene Kinn einen Hauch weiter gen Sonne.
Eine Sehnsuchtsträne knisterte aus dem Tonband und fand sich in Andrejs traurigem Gesicht wieder. Man musste ihrer Sprache Worte nicht mächtig sein, um von ihnen berührt zu werden. Mein Bettnachbar konnte jeden Wimpernschlag, jedes Lippenbefeuchten und jedes Augenreiben aus dem leiernden Tonband choreographieren. Telefonierte so oft und so lange, wie es ihm möglich war.

Dem Radio entquollen Tränenmelodien einer arroganten Violine.
Eingewachst lag ich im viel zu kleinen Bett und ließ mir von Nietzsche die Welt erklären, während Andrej die Zeit auszusitzen versuchte. Er stemmte so einiges, aber stärker als die Zeit zu sein - da saßen wir wohl doch alle im selben Boot.
An den seltenen freien Tagen, wenn wir auf Ladeflächen kauernd in die Stadt rumpelten, die anderen ihr erackertes Geld in Ausschnitte stopften, aßen wir vernünftig und später begleitete Andrej mich dabei, neue Nietzsches, Kants und Sartres zu besorgen.

„Chast du eine Freundin?“, waren die Worte, die unsere erste wirkliche Unterhaltung einleiteten. Es war nach drei Wochen und wir saßen in einer schattigen Bar und tranken unsere Tagesration Wodka. Wir bezahlten mehr für den Schatten als für die Getränke.
„Nein“, sagte ich und legte Nietzsche zugeklappt auf die Tischecke.
„Das solltest du aber!“, sagte Andrej bestimmend und vorwurfsvoll, spülte einen Wodka seinen zerkratzten Rachen runter und fügte hinzu:
„Und was machst du dann hier? Für wen quälst du dich? Und in so jungen Jahren. Als ich zwanzig war, da chab ich jeden Tag Ausschau gehalten. Weißt du: Wenn du Frau zu Chause chast, für die es sich zu leben lohnt, dann stirbst du auch nicht. Keinen dieser Tode. Was steht da in diese Büchern? Wie man Frau bekommt?“
Ich stutzte und antwortete schließlich, dass es bei Nietzsche um Moraldenken geht.
„Und was bringt dir? Versuchst du herauszufinden, warum du lebst? Diese Menschen werden es dir nie sagen können, denn sie wichsen beim Schreiben! Desto mehr du verstehst von Welt, umso mehr entfernst du dich von ihr. Mach Augen auf und verdirb sie dir nicht durch zu viel schriftliche Wichse! Wenn du Mädchen küsst, fragst du dann noch nach Paradies oder was Bestimmung in diesem Leben sein könnte?
Der Mensch kann selbst entscheiden, ob er im Paradies leben möchte oder in Sodom.
Du bist hier in Sodom! Und denkst du, dass die vielen Scheine, die du mit nach Hause nehmen wirst, dir das Paradies eröffnen werden?“
Ich spannte überrascht die Schultern.
„Nein, das werden sie nicht! Sie machen dir die Hölle nur erträglicher.
Oder denkst du, wenn du von Sodom nach Gomorra siedelst, dass du Sodom dann vermissen wirst, es dir bei deiner Rückkehr gar erträglicher erscheint?
Es cheißt immer: Wer in den Himmel will, muss durch die Hölle gehen. Aber wer schon im Himmel ist, wird einen Engel nicht erkennen. Ich chabe meinen Engel erkannt und sie chat mir einen weiteren gebärt. “
Er entklebte sich vom Stuhl und schwitzte zur Toilette. Sicher, dass ich nicht antworten würde.

Seit diesem Tag ließen sich die Muttern immer widerspenstiger ins Gewinde drehen.

Für Gregor Andrejyewski

 

Hi Aris,

in dieser Geschichte hast du mich sehr intensiv in die Hitze mitgenommen. Zwar bin ich mir nicht sicher, ob ich richtig verstanden habe, dass der Prot als Kriegsgefangener arbeitet (aber die verdienen doch eigentlich kein Geld, oder?) aber für mich war das in dem Moment auch nicht sehr wichtig.

Mit manchen Bildern hatte ich etwas Probleme, zB frecher Teer oder der Schatten als Eisblock (da ist mir der Gegensatz zu extrem), aber:
Mir gefällt diese Geschichte, weil sie mich als Leserin gefangen genommen hat.

Die Mittagspause und zwei positionierte Piellohnen dienten einem Fußballspiel.
Pylonen

Schon nach Zeigerzucken quoll der Schweiß aus den Latschen,
das verstehe ich auch nicht ganz - ein Zucken des Sekundenzeigers etwa?
Hat der Prot in seiner Situation überhaupt noch eine Uhr mit einem Sekundenzeiger?

Ein Tritt gegen den Ball, dessen Leder schrie und die Nähte knirschten, strangulierte den Fußrücken.
Schwieriges Bild. Strangulieren bedeutet für mich, dass etwas ganz fest um das Opfer/Objekt geschlungen, gezogen wird.

Lieber Gruß
bernadette

 

Hi Bernadette

vielen dank. den Leser zu fesseln ist wohl das Größte, was man erreichen kann. schön, dass es mir bei dir gelungen ist.
und glückwunsch: du warst beim Kommentieren schneller als Nachtschatten! DAs ist echt ne leistung.

Sie sind keine Strafgefangenen. wie du schon sagtest: sie bekommen Geld und sind freiwillig da. es ist eine dieser LAngzeitmontagen, wo man in Baracken wohnt usw. Es sollte vom Verständnis her dicht am Sklaventum erzählt sein. weil ich einmal Sklaventreiber schreibe, entsteht wohl dieser Verdacht sehr schnell. aber jeder nennt seinen Boss Chef etc doch ab und an mal so.
Bei frecher Teer oder wie ein Eisblock:

Der Schatten eine kalte Dusche, eine kalte Dusche ein Schlag mit einem Eisblock.
da hab ich die Wies weggelassen:
Der SChatten war wie eine kalte Dusche und eine kalte Dusche war wie ein Schlag mit einem Eisblock. aber so find ichs poetischer. und sicherlich krasse Gegensätze, aber wenn du stundenlang in der Sonne arbeitest, ist eine kalte Dusche wie so ein Schlag.

WAs sind denn dann Piellohnen? alte Rechtschreibung oder was?

SChon nach dem zucken eines Zeigers. sicherlich etwas schwammig. aber er muss dafür ja auch nicht auf eine Uhr schauen. Es ging halt sehr schnell, und die Füße schwitzten.

stranguliert passt dann wohl gut bei den SAndalen und da werd ich ein neues Wort finden.

Noch mal was anderes: Du spielst ja Klavier, wie ich deinem Profil entnommen habe. (vielleicht konnte ich dich auch deshalb so mitreißen)
Gibt es einen besseren Begriff für den Deckel des Klaviers oder Tastenniedergang?

besten Gruß

 

...

Hey!

Wenn du ein Mädchen küsst, fragst du dann noch nach dem Paradies oder was deine Bestimmung in diesem Leben sein könnte

und dann

Seit diesem Tag ließen sich die Muttern immer widerspenstiger ins Gewinde drehen.

zu
Für Gregor Andrejyewski

...da wollte ich plötzlich mit deinem Hirn schlafen!!

Weißt du welcher Gedanke mir auch kam bei dieser Geschichte, dass ich den Prot eigentlich noch viel länger kennenlernen möchte. Die GEschichte des jungen Kriegsgefangenen. KAm er zurück...etc.
Ich glaube, dass ist eine gute Entwicklung deiner GEschichten. Man interessiert sich für die Personen, man denkt noch über sie nach, auch wenn sie durchgelesen ist.

Ein paar Formulierungen deiner Sätze haken manchmal (fast so wie dieser).
...da ich den ganzen Text nochmal gelesen habe und ihn jetzt nicht wiedergefunden habe, stimmt das vielleicht auch nicht. Wer weiß...
dasle benist einrät sel

 

Wurzeljochen ich grüße dich!

Mein Gehirn wird schon jeden Tag und von überall gefickt. da brauchst du nicht auch noch...
Nein, ich weiß ja wie du das meinst: :kuss:
vielen dank!
Aber den Gregor gibt es wirklich. Einer der Wenigen, die ich vom Orgelbau vermissen werde. mit ihm zu arbeiten war immer eine Freude.
Die Szenerie ist freilich erfunden aber sein Charakter nicht.

Mit deinen Rechtschreiblichen Hinweisen kann ich nichts anfangen. ich weiß nicht, was du willst!

So wie du mir auch sagen könntest, was hakt. das hilft mir dann. wäre nett.

Aber sie sind auch keine Kriegsgefangenen. sie verdienen ja Geld. sie bauen eine Brücke und befestigen die Leitplanke.

besten Gruß
chARISma

 

@ Golio brauchst dich nicht entschuldigen! hatte ich schon gemerkt. Die Portion zwischen Aroganz und SElbstsicherheit zu finden ist nicht einfach. Und wenn du verschlossen warst, ist das dein Problem.
Bei nem Empfehlungshatrick kann man schon mal abheben.
Aber du warst kurz davor, dass ich auf deine Kommentare geschissen hätte.
Sperrig ist es sicherlich.
Die 2 Prots sind auf LAngzeitmontage im Ausland und bauen eine Brücke über einen Fluß. "Straße in der Luft" usw.
Ich werd es heute noch entsperren und romanhaftigere Passagen einfügen. ist wohl überladen, wie lukas sagt.

und @diesem vielem Dank. Die KG lebt in kurzatmigen, standdbildhaften Momentaufnahemen. Die Metaphern müssen entschlüsselt werden. Aber wahrscheinlich hast du Recht: Ich brauch auch ein Fundament, auf die man die Metaphern beziehen kann. Ich werde noch Passagen wie die, die du herausgepickt hast, beifügen. Diese hielt ich persönlich übrigens für uninteressanteste. Aber sie ist für die Handlung natürlich ein wichtiger Pfosten. ich muss wohl noch ein zwei Pfosten aufstellen.

DAnke euch und besten Gruß

 

ich wollt ja auf die reine Metaphersprache hinaus! Und da passt das nicht in den Stil. ABer Metaphern ausdenken kann sich meiner Meinung nach übrigens jeder. sie adäquat zu setzen, so dass sie wirken, ist das Schwierige.

 

Hallo Aris,

Ich bin mir nicht sicher, wie die Geschichte von dir angelegt war, habe sie aber als experimentelle Spielerei mit Metaphern gelesen.
Der Großteil der Geschichte läuft ähnlich einer Diashow ab, mit einem Metaphern-Overkill, wenn es denn eine "normale" Erzählung wäre.
Dazu möchte ich anmerken, dass mir viele deiner Metaphern gefallen haben, ich die Hitze fast körperlich spüren konnte.
Manchmal wirst du ein bisschen zu theatralisch in deinen Formulierungen.
Mein persönlicher Höhepunkt der Geschichte sind die letzten zwei, drei Absätze, wenn Andrej "ins Spiel kommt".

„Hast du eine Freundin?“, waren die Worte, die unsere erste wirkliche Unterhaltung einleiteten. Es war nach drei Wochen und wir saßen in einer schattigen Bar und tranken unsere Tagesration Wodka. Wir bezahlten mehr für den Schatten als für die Getränke.
„Nein“, sagte ich und legte Nietzsche zugeklappt auf die Tischecke.
„Das solltest du aber!“, sagte Andrej bestimmend und vorwurfsvoll, spülte einen Wodka seinen zerkratzten Rachen hinab und fügte hinzu:
„Und was machst du dann hier? Für wen quälst du dich so? Und in so jungen Jahren. Als ich zwanzig war, da hab ich jeden Tag Ausschau gehalten. Weißt du: Wenn du eine Frau zu Hause hast, für die es sich zu leben lohnt, dann stirbst du auch nicht. Keinen dieser Tode. Was steht da in deinen Büchern? Wie man eine Frau bekommt?“
Ich musste stutzen und antwortete schließlich, dass es bei Nietzsche um Moraldenken geht.
„Und was bringt dir das? Versuchst du herauszufinden, warum du lebst? Diese Menschen werden es dir nie sagen können, denn sie wichsen beim Schreiben! Desto mehr du verstehst von dieser Welt, umso mehr entfernst du dich von ihr. Mach die Augen auf und verdirb sie dir nicht durch zu viel schriftliche Wichse! Wenn du ein Mädchen küsst, fragst du dann noch nach dem Paradies oder was deine Bestimmung in diesem Leben sein könnte? . . .

Du kennst den Text ja. ;)

Vielleicht widmest du dem Andrej-Charakter einmal eine eigene Geschichte.

MfG

Miller

 

Verdammt!

Ich mag diesen Andrej und ich mag die Stimmung und den Inhalt (aus meiner Sicht) in dieser Geschichte und darum äußere ich mich, obwohl ich das eigentlich nicht vorhatte.

Nach den ersten Metaphern wollte ich weglaufen, aber ich habe mich durchgekämpft. Für mich beginnt es hier:

Ich tat was ich konnte, um die Muttern ins Gewinde zu pfeffern, Andrej besorgte es ihnen bis sie quietschten. Vier Mal pro Pfosten. Er war schneller als ich und stand dann freundlich, mit dem siebzehner Schlüssel in den Handflächen, wippend hinter mir und spendete Schatten.
„Deswegen habt ihr Krieg verloren!“, scherzte er immer und gab jedem Meter Leitplanke einen Klaps.
Wenn Du damit beginnst und es bis zum Ende durchhältst, dann hast Du´s geschafft.

Aber so?

Du schreibst (erklärst unten), sie bauen eine Brücke...

Neben den Leitplanken nichts als Abgrund, der seine Zähne fletschte. Ein reißender Strom, der es nicht dulden würde, durch ihn zu schwimmen. Eine Straße in der Luft.
Ich frage Dich, wer soll wissen, dass dies nicht auch eine Metapher ist. Eine flirrende Fata Morgana. Treibsand links und rechts.
Du darfst Dich nicht wundern bei diesem Speck, dass man die wertvolle Kost nicht mehr sieht.
Woher soll ich wissen, dass dies hier nicht evtl. in den Erotikbereich gehört?
In den Baracken auf festem Boden wachsten sich die Jungs von der Nachtschicht, wenn der Mond schützte.
Nächste Woche wieder.
Der Leser hat keine Chance, sondern wird am Anfang mit Eindrücken erschlagen, die er nicht einordnen kann. Läßt er einige aus Selbstschutz aus, wunderst Du Dich, warum er etwas verpaßt.

Gut, genug gejammert, der Inhalt:
Für mich ist es die Geschichte einer Freundschaft/Beziehung eines Protagonisten, der in dem Russen Andrej beim Straßenbau eine Stütze findet. Stütze im wahrsten Sinne des Wortes, denn Andrej ist sowohl physisch als auch psychisch stärker als der Prot. und nimmt in meinen Augen eine Art Beschützerrolle ein.
Eine relativ klassische Konstellation, die ich aber immer wieder spannend finde. Ein raues Umfeld mit einem labilen/schwächeren Protagonisten und einem Freund, der die Rolle des Beschützers übernimmt. Ich glaube, dass färbt immer positiv auf den Leser ab, weil sich jeder so einen Beschützer wünscht.

Das ist eine solide Grundbasis für eine gute Geschichte. Eine nicht alltägliche Situation irgendwo fern der Zivilisation, wo andere Gesetze gelten und zwei interessante Figuren, die sich finden und zusammenwachsen. Du musst es nur durchhalten.

Derzeit ist dem nicht so. Oben radebrecht der russische Schatten:

Deswegen habt ihr Krieg verloren!
Unten widerlegt er Nietzsche und zitiert das Alte Testament im besten Hochdeutsch.

Warum? Warum missbrauchst Du diese Figur für diese Ansichten, die Du vielleicht dem Leser mitgeben wills, aber warum so? Laß es ihn doch mit eigenen Worten sagen oder leben und mach´ es zum Inhalt Deiner Geschichte.

Laß Deinen Protagonisten das Geheimnis um Andrejs Stärke entdecken und verrate es nicht in einem Satz.

Ich stützte mich auf ihn in die Baracke, er sich auf den Gedanken an seine Tochter.
Laß die beiden langsam zueinander finden. Und laß die abschließende Erkenntnis im Protagonisten wachsen. Dazwischen kannst Du prima die Szenerie, ob nun Wüste oder Autobahnbrücke beschreiben. Und später die Fußbälle, wenn Du sie drin haben willst, aber verbinde sie mit den beiden Figuren.
Ich denke, diese Gefangenenassoziation kommt nicht nur wegen dem Inhalt, sondern auch wegen des kryptischen Stil. Alles wird umschrieben, alles ist anders, das ist die verschobene Sicht eines Gefangenen, der sich mitteilen will und der sich möglicherweise nicht klar äußern will. Es könnte das eine sein, aber auch das andere und so geht vieles verloren.

Man kann das so machen, aber dosiert, ansonsten wirst Du wohl einige finden, die sich gern in Worten suhlen und das eine oder andere Kleinod finden, aber jene, die an der Geschichte interessiert sind, wirst Du verlieren.

Ich hoffe, es ist die Geschichte, die Du erzählen wolltest, ich hoffe, Dir ist es so wichtig, dass Du diese Basis nutzt, dass Du den Leser reinkommen lässt, in diese Geschichte, damit er sich drauf einlässt.

Wenn es eine andere, nicht Deine Geschichte ist, sondern mal wieder meine Phantasie, dann täte mir das sehr leid um diese Chance.

Gruß
mac

 

Mir gefällt die Stimmung in deiner KG. Es ist Sommer, brütende Hitze. Es wird gearbeitet und in der Mittagspause spielt man Fussball. Tagsüber/abends wird Wodka getrunken.
Ein zwanzigjähriger Erzähler und ein älterer Russe, namens Andrej kommen sich freundschaftlich näher. Am Ende der Erzählung gibt Andrej seine LEbensphilosophie wieder:
Man kann den Sinn des Lebens nicht in Büchern finden, sondern nur im Leben selber, in der Erfahrung mit Mitmenschen und der Liebe.

Aber die KG ist überladen mit Metaphern. Das bringt für die Erzählung nicht viel, auch stimmungsmäßig nciht. Über den Erzähler erfährt man im Vergleich zu Andrej sehr viel: er ist zwanzig, spielt Fussball, isst Salzstangen, trinkt Wodka, reibt sich seine Haut mit Sonnencreme ein und liest gerne Philosophen, vorallem Nietzsche (?wird am öftesten erwähnt?) Würde ins Bild passen, da Nietzsche leicht zu verstehen ist und wohl dem geistigen Niveau eines Zwanzigjährigen entspricht.
Aber über den titelgebenden (!) Andrej erfährt man viel zu wenig und als er dann noch seinen großen Monolog am Ende hält - müßte der Höhepunkt der KG sein - wird man mit einem pseudophilosophischem Geschwätz abgetan.

Mir kommt es vor, als ob du dich an der Erzählung und dem SChreiben selber berauscht hättest, aber keine Gedanken daran verwendet hast, wohin du eigentlich mit der KG willst: daher wohl auch das plumpe Ende.

Wie gesagt, die STimmung ist gut, man kann sich die Charaktere vorstellen, und ich habe die Geschichte zweimal bis zum Ende gelesen. Aber ich denke du kannst mehr.

 

Hallo Aris,

das ist ein starkes Stück, keine Frage. Natürlich muss ich noch meinen Senf dazu geben.

Dir sind einige wirklich tolle Beschreibungen gelungen. Aber (Ich habe die anderen Kritiken bisher nur überflogen, glaube aber, dass es schon sehr stark thematisiert wurde): Du willst zuviel. Nicht jede Metapher ist ein Beleg für Wortgewalt. Und im inflatinonären Gebrauch schadest du mit den unnötigen (ich sage nicht mal schlechten) Metaphern denen, die wirklich richtig klasse sind. Ich verkneife mir zu schreiben, "weniger wäre mehr" weil ich diesen Spruch eigentlich hasse, und immer besonders dann, wenn er passt.

Die Geschichte selbst lebt natürlich von deinem Versuch, alles etwas anderes und mit der unbändigen Lust am Formulieren und am Ausdruck zu schreiben. Sie wäre für sich zu banal, gewinnt aber tatsächlich durch dein Konzept erheblich an Charakter.

Andrej beschreibst du wie einen Helden der Arbeit, in einer glamourösen Darstellung, die jedem alten DKP'ler die 70er-Jahre Ideale in den Sinn und eine wehmütige Träne in den Augenwinkel zaubern könnte.

Und die Arbeit und den Arbeitstag, das beschreibst du so, als hättest du das jahrelang gemacht - sehr glaubwürdig, wie's sein muss.

Die Hitze verdichtest du stellenweise so gekonnt, dass man meint, man müsste mal zwischendurch schnell was trinken. Dennoch ist es an manchen Stellen gelegentlich etwas zuviel des Guten.

Da steckt mal wieder ordentlich viel von dir in der Geschichte, das merkt und liest man. Viel Lust, Seele und Spaß am Schreiben und vor allen Dingen: Lust darauf, eine Geschichte auch mal etwas anders zu erzählen.

Wenn ich mal mehr Zeit habe, verrate ich dir noch, welche Metaphern mich stören. Jetzt ist Schluss, ich muss drigend weg! Bis demnächst.

Grüße von Rick

 

Bo hab ich ein Wochenende hinter mir!
Und hier siehts nach viel zu tun aus. Aber ich mach das ja gerne!

@alle Findet ihr nicht auch, oder könnte es sein, dass ihr euch auch durch die Fülle der Metaphern und der erdrückenden Sprache in die Hitze mitgenommen fühlt, wie ihr es sagt? Kann es sein, dass euch die Sprache erdrückt wie die Sonne den Prot?

Zudem sollte man mindestens nach dem ersten Absatz festgestellt haben, dass man bei dieser Geschichte nach jedem Satz atmen sollte. ist halt nichts für zwischendurch! und ich wollte es ja auch so. ich schreibe ja auch KG´s in normalen Sätzen. hier wollte ich halt diese Sprache.

@miller hallo und besten dank. die KG ist ja dem Andrej Charakter gewidmet. Die Szenerie ist frei erfunden. Der Monolog sicherlich auch, aber er hat solche Dinge wirklich gesagt. DAss eine FAmilie das Wichtigste ist im Leben usw. ich hab ihm nur noch eine Prise Poesie gegeben.

@ golio ist schon in Ordnung Kumpel, verzeih mir. ich mag es nur nicht, diese leeren Versprechungen. du hast gesagt du ließt, hast mich hingehalten und hast es immer noch nicht getan! und dann kommt als Kommentar einfach nur ein "Brraakk!" aber laß uns sowas per PN regeln!

@macsoja Verdammt! vielen dank. ist nicht deine FAntasie, du liegst schon richtig.

Nicht fest treten konnte man ohnehin, denn das Aus des Balls bedingte das Ende des Spiels.
Warum sollte der Ball weg sein, wenn er die Straße verläßt? Es gibt 3 Hinweise auf die Brücke! Er könnte im Treibsand landen, aber dann hast du halt andere Bilder beim lesen. auch wenn direkt neben einer STraße bestimmt nicht alles voll mit Treibsand ist, kann die Geschichte auch in dieser Szenerie spielen.
und selbst wenn du die Brücke nicht erkennst, dann spielt die KG bei dir halt in der Wüste oder sonst wo. wenn du hier erotisches erkennst, dann ach weiß ich auch nicht. Das, was ich rüberbringen wollte kann auch in der Wüste spielen.
Der Leser hat keine Chance, sondern wird am Anfang mit Eindrücken erschlagen, die er nicht einordnen kann. Läßt er einige aus Selbstschutz aus, wunderst Du Dich, warum er etwas verpaßt.
man muss dem Leser nicht immer alles auf einem Silbertablett servieren. wie ich schon sagte: das habe ich bei anderen Geschichten gemacht. das hier fordert den Leser. wenn es dich dann frustriert, weil du das Silbertablet gewöhnt bist, dann hat man dich literarisch verwöhnt. :D

Für eines muss ich dir sehr danken: die Sprache des Russen ist im Monolog natürlich nicht russisch. wird geändert. besten dank.
Wann zitiert er das alte Testament?

Warum? Warum missbrauchst Du diese Figur für diese Ansichten, die Du vielleicht dem Leser mitgeben wills, aber warum so? Laß es ihn doch mit eigenen Worten sagen oder leben und mach´ es zum Inhalt Deiner Geschichte.
Es ist der Inhalt der Geschichte: siehe hier:
Mit jedem Pfahl lachte er der Sonne ein Stück mehr entgegen wie einem Kind mit offenen Armen.
Ich stützte mich auf ihn in die Baracke, er sich auf den Gedanken an seine Tochter.

Diese wie Diskant des Klaviers. Aus dem Tonbandgerät; weit weg.
Man hörte Kinderfüße über tapsigen Holzboden kleben, den Deckel des Klaviers hochstemmen.
Und mit jedem Tastenniedergang, der seinen erhitzten Körper durchschallte, atmeten seine Muskeln, und mit jedem Klirren ihrer Stimme erhob er das zerberstet Kinn einen Hauch weiter gen Sonne.
Eine Sehnsuchtsträne knisterte aus dem Tonband und fand sich in Andrejs wortlosem Gesicht wieder. Man musste ihrer Sprache Worte nicht mächtig sein um von ihnen berührt zu werden. Mein Bettnachbar konnte jeden Wimpernschlag, jedes Lippenbefeuchten und jedes Augenreiben aus dem leierndem Tonband choreographieren, telefonierte so oft und so lange, wie es ihm möglich war.

dort wird deutlich, dass er nur für seine Familie, seine "Engel", wie er ja später erzählt, lebt. und ich mache das so, weil ich ihn dafür benutzen wollte. ich versteh dein Problem nicht! Andrej sagt nichts, nicht viel und hält dann einen Monolog, der sinn und verstand hat und dem Prot etwas mit auf den Weg bringt. Glaub mir: anders wäre es langweilig. diese Geschichte lässt sich nicht normal erzählen. es wäre öde!
Alles wird umschrieben, alles ist anders, das ist die verschobene Sicht eines Gefangenen, der sich mitteilen will und der sich möglicherweise nicht klar äußern will.
Arbeit ist wie Gefangenschaft! diese Assoziation ist durchaus gut beim Leser.
ich hoffe, ich hab dich nicht wieder erzürnt! ich hoffe, du bleibst am Ball. weißt du: ich wollte hier ein Pulverfaß erzeugen. du versuchst wiedereinmal mir deine Geschichte aufzuzwängen oder zumindest forderst du mich auf, so umzuschreiben, dass du sie verstehst. hier muss aber nicht alles vertändlich sein. der Transport von Hitze, der Inhalt im Monolog und die Beziehung der beiden zueinander sind zu fühlen. Warum verzweifelst du beim Lesen gleich? lass dich doch drauf ein! atme nach den Absätzen und lass alles auf dich wirken. und wenn du die Prots in der Wüste wiederfindest, ist das doch o.k.
besten Gruß

@mac auch dir besten dank und das meiste hab ich ja schon gesagt.

Aber über den titelgebenden (!) Andrej erfährt man viel zu wenig und als er dann noch seinen großen Monolog am Ende hält - müßte der Höhepunkt der KG sein - wird man mit einem pseudophilosophischem Geschwätz abgetan.
Man erfährt über Andrej auch nichts, außer dass ihm die FAmilie am wichtigsten ist, und das wird oft beschrieben. dafür lebt er ja auch. dafür ist er auf dieser Montage, einem Strafgefangenemlager gleich. während der Prot nur die Verandwortung für sich selbst hat, hat Andrej einen Grund für seine Qualen.

@rick ich freu mich über deinen Senf. das mit dem überladen hab ich jetzt ober schon kommentiert. aber weißt du, was mich sehr freut:

Da steckt mal wieder ordentlich viel von dir in der Geschichte, das merkt und liest man. Viel Lust, Seele und Spaß am Schreiben und vor allen Dingen: Lust darauf, eine Geschichte auch mal etwas anders zu erzählen
Es hat mir nämlich auch sehr viel Spaß gemacht!

Sie wäre für sich zu banal, gewinnt aber tatsächlich durch dein Konzept erheblich an Charakter.
hier sagst du was wichtiges: Die geschichte würde so einfach zu langweilig!

Wenn du mir noch sagen könntest, und vielleicht auch @alle: präziese Stellen im Text, die euch gestört haben! dann kann ich dran arbeiten. wo wurde es euch denn zuviel?

ich hab euch alle lieb!

Aris

 

Hallo Aris,

es fiel mir zunächst etwas schwer den Zugang zu deiner Geschichte zu finden. Ich persönlich bin kein Fan von Metaphern und von denen wimmelt es in deiner Geschichte ja nur so. :) Das manche davon einfach zu viel des Guten sind, haben dir ja andere schon gesagt.

Ansonsten bin ich wirklich von deiner Geschichte begeistert - gerade die Hitze konnte ich beinahe selbst spüren. Ich musste etwas lächeln, als du schriebst, dass dein Prot. in Nietzsche die Antworten des Lebens sucht - das hab ich auch mal versucht. Vielleicht hätte ich auch mal jemanden wie Andrej gebraucht, der mir sagt, wie blöd das manchmal ist.

Tolle Geschichte,
LG
Bella

 

hallo Bella!

vielen dank auch dir! ich kann euch ja auch verstehen. ihr müsst mir allerdings schon genau sagen, was euch wo störrt und zuviel vorkommt. weißt du, für mich als Autor ist hier alles klar und stimmig. aber ich bin ja auch drin in der Geschichte! Das Gefühl von Hitze wollte ich vermitteln. und wenn manche schreiben, dass sie angefangen haben zu schwitzen, dann agieren Sprache und handlung doch vielleicht gut zusammen. hab ich oben schon mal gesagt: Die Sprache erdrückt den Leser wie die Sonne den Prot!
Es hat jeder mal versucht, die Erkenntnis in Nietzsche zu suchen! und auch jeder hat es wieder verworfen. schön, dass du das hier nachvollziehen kannst. Es gibt halt keine absolute Erkenntnis, und die Suche danach macht krank! Das heißt nicht, dass man sich damit nicht beschäftigen kann und sollte! Es ist genau so, wie manche (tralala keine NAmen) versuchten, die Erkenntnis in Holluzinogenen Drogen zu finden. aber auch das macht krank! Macht halt einfach Spaß, diese DRogen. wer in seinen Trib zu viel reininterpretiert, lässt sich gelgentlich von Kräften leiten, die die DRoge in ihm vorgerufen hat. man kann sehr viel über sich und die Welt erfahren, aber die totale Erkenntnis und das Streben danach macht krank.
was wirklich zählt, sind Frauen. so wollte ich es zumindest in dieser Geschichte. ihr macht mich zwar auch krank, aber es lohnt sich zumindest. denn mit einem Kuss kann kein Trib und kein Nietzsche mithalten.

ach ja

besten GRuß

 

Hi Aris,

ich glaube ich geb´s auf. Ich wollte und will Dir NIE meine Geschichte aufzwängen. Alles, was ich versuche, das ist, Dir plastisch anhand von Beispielen aufzuzeigen, was man machen könnte.

Und natürlich ist dies sehr geprägt durch das, was ich selbst unter Schreiben verstehe.
Wenn es Dir also egal ist, was sich der Leser vorstellt, wenn es Dir egal ist, wenn der Leser den einen oder anderen wichtigen Part überliest, dann ist das Deine Sache.

Ich gebe Dir das wieder, was ich beim Lesen empfinde und versuche es gleichzeitig zu analysieren und Dir meine Erkenntnisse mitzuteilen.
Du kannst Dir die Dinge rausnehmen, die Du auch so siehst, bei anderen Dingen kannst Du ablehnen, weil es aus Deiner Sicht einfach falsch interpretiert wurde. Dann kannst Du Dir noch die Mühe machen, um zu schauen, warum das passiert oder Du läßt es bleiben, weil meine Meinung Dir nicht wichtig genug ist.

du versuchst wiedereinmal mir deine Geschichte aufzuzwängen oder zumindest forderst du mich auf, so umzuschreiben, dass du sie verstehst. hier muss aber nicht alles vertändlich sein.

Ich habe Deine Geschichte verstanden, aber nur, weil ich mir Mühe gegeben habe und auch nur, weil hier ein Forum ist, wo wir uns Mühe geben. Wenn Du die Geschichte irgendjemandem da draußen gibst, dann werden (aus meiner Sicht) nicht sehr viele bis zum Ende kommen bzw. sich das heraussuchen.

Aber auch hier unterscheiden wir uns möglicherweise.
Ich habe meist EINE Intention und möchte, daß genau dies ankommt. Insofern arbeite ich die Geschichte so aus, daß ich den Leser genau dort hinbekomme, wo ich ihn haben will. Wenn also der Leser bei mir etwas anderes mitnimmt, als ich das beabsichtigt, dann besteht das Risiko, daß er nicht daß mitbekommt, was ich ihm sagen will und das wäre zumindest für mich als Autor fatal.
Also werde ich auch aktiv, wenn bestimmte Dinge mehrere Deutungen zulassen, die in unterschiedliche Richtungen gehen. Das mag ja das eine oder andere Mal gehen, aber wenn dadurch aus meiner Sicht die Intention der Geschichte verwackelt wird, dann arbeite ich das auf, weil ich der Meinung bin, den Autoren interessiert das.

Was ich aber jetzt bei Dir (und davon gibt es hier einige) herauszuhören vermeine, ist:
Schön wenn sich jeder was rausnimmt, was er findet, wenn nicht ist auch nicht schlimm. Wichtig ist, daß ich Spaß habe und ein paar andere auch Spaß haben und es gut finde. Und wenn der eine nur eine bestimmte Stelle gut findet, habe ich auch schon gewonnen.

Wenn dem so ist und Deine Ansprüche in diese Richtung gehen, dann habe ich das jetzt verstanden. Dann kann ich mir in Zukunft den ganzen interpretativen Kram sparen und Dir nur noch das technische Zeug schreiben.
Verstehe mich nicht falsch, ich schreibe so Kritiken, wie ich sie auch für mich wünschen würde (und selten so bekomme). Und mir ist lieber, wir klären das und wissen bescheid, als das wir aneinander vorbeischreiben.

Kurz:
Ich bin also nicht frustriert, weil ich hier kein Silbertablett finde, sondern mir sind es zu viele Deutungsmöglichkeiten und ich versuche Dir (teilweise überhöht) mitzuteilen, wo das passiert und warum das passiert.
Wenn Du aber sagst, das ist alles beabsichtig und Dir ist am Ende Wurst, was hängen bleibt beim Leser, dann ist das auch okay. Ich kann dann nur mein Bedauern äußern, weil aus meiner bescheidenen Sicht mehr drin gewesen wäre. Und je größer mein Bedauern, desto emotionaler evtl. mein Ton, dafür entschuldige ich mich.

Über die Stilfrage:
Informationen in die Handlung einweben vs. alles in einem langen Monolog packen und davor mit Bildern um sich schmeißen, kann man streiten, das werde ich aber nicht tun.

Insofern:
Schön, daß Du einiges verwenden konntest, mit meinen Interpretationen und Deutungen bzw. Hinweisen auf Mehrdeutigkeiten werde ich mich in Zukunft zurückhalten, sondern mich eher auf die technischen Aspekte exklusive Rechtschreibung konzentrieren.

Da hast Du was davon und ich spare Zeit und Kraft für andere Dinge ;)

Grüsse
mac

 

MAcsoja:

ich habe kein Problem mit dir. ganz ehrlich nicht. wie du es schon sagtest:

Du kannst Dir die Dinge rausnehmen, die Du auch so siehst, bei anderen Dingen kannst Du ablehnen, weil es aus Deiner Sicht einfach falsch interpretiert wurde.
geanu das mache ich.
Es ist halt so, dass ich mit vielen deiner Hinweise nicht einverstanden bin. wenn du dich in deinen Geschichten auf eine einfache Handlung beschränkst, dann mach das. ich spiele gerne mit der Sprache und es ist wie mit einem Gemälde: Da sieht auch jeder Betrachter etwas anderes.
und wie gesagt: wenn du in der Wüste gelandet bist, dann spielt die Geschichte bei dir halt in der Wüste.

und natürlich will ich Spaß haben. hast du keinen Spaß gerade? ich hab ne Menge Spaß gerade. das hat aber nichts damit zu tuhen, dass ich mich hier oder meine Geschichten hier nicht ernst nehme. ganz im Gegenteil. wenn du mir schreibst, was ich hätte machen können, dann schau ich mir das an und denke drüber nach. allerdings kann auch der nächste kommen und sagen: "ich fände es stilistisch schön, wenn du ein Ufo landen lassen könntest"
verstehst du? ich will dir damit nicht ans BEin pissen.
aber das ist die Geschichte, so wie ich sie mit ausgedacht habe. und sicherlich kannst du mir alle deine Meinungen und Optionen schreiben. ich freue mich, ganz ehrlich.
ich habe die meisten deiner Ratschläge halt nicht angenommen. wo ist dein Problem?
Sag zu einem Maler: ich hätte für den Hintergrund aber blau genommen.
sagt man sowas?
ich weiß schon gar nicht mehr was ich schreiben soll, ohne dass du dich angepisst fühlst.

Wenn Du die Geschichte irgendjemandem da draußen gibst, dann werden (aus meiner Sicht) nicht sehr viele bis zum Ende kommen bzw. sich das heraussuchen.
kann ich ganz ehrlich nicht sagen! meine KG´s hängen an meinen Wänden auf dem Flur. viele die zu Besuch kommen, lesen sie, bleiben lange stehen, fragen nach.

und was ich hier auch mache: ich wage etwas mit den Geschichten, die ich hier poste. ich will keine ruhige KG mit anfang ende schluss und alle sind zufrieden. einige posten "och das ist ja eine schöne Geschichte" und machen nenn Kaffekranz.
diese Geschichte hier hingegen bleibt hängen. bei dir sowieso, da bin ich mir sicher.
ich will ja auch solche Kritiken wie die von dir bekommen. aber du darfst es mir nicht übel nehmen, wenn ich meine Geschichte verteidige.

Insofern arbeite ich die Geschichte so aus, daß ich den Leser genau dort hinbekomme, wo ich ihn haben will.
ich hingegen lasse dem Leser seinen Freiraum. ER soll in den gegebenen Worten herumkletern, deuten und assoziieren. dafür muss man sicherlich offen sein, keine Frage.
so wollte ich es zumindest hier, bei dieser Geschichte. andere von mir sind anders und ich werde auch wieder andere schreiben. weil ich Spaß daran habe.
Kommentier wie du willst und ich werde es annehmen oder nicht.

besten GRuß

 

Also gut. Vorweg einmal: Sie hat mir gefallen. Biete ich dir doch mal die Gedankenansätz an, die bei mir herumwimmeln, wenn ich mich an dein Rätsel mache. Das kann ja für einen Autor immer wieder interessant werden.


Der Wodka wie der gewürzte Teer selbst. Werk der Tagessonne.
Zu dem Zeitpunkt auch muss es gewesen sein, dass sich mein Unterhemd in meinen Körper gebrannt hatte. Schon seit längerem trug ich die Hosen, welche ich eigentlich als Unterwäsche mitgenommen hatte.

Erhitzt – verhitzt – zerhitzt


Alkohol. Stadt oder Straße. Hitze. Hitze Hitze. Wortspiel. Gut. Das mach mich als Leser schon mal aufmerksam.

[qoute] Das Wasser wie Opfergaben. Ungnädiger Gott.
Mit der schwachen Creme auf unseren Nasenflügeln bemerkten wir, wie der Wodka verpuffte, bevor er den Kontakt mit dem Teer aufnahm. Sie triumphierte über uns.
Denn auch durch sie versiegte die Wirkung des Alkohols, ersetzt durch ihren Schlag.

Warm – Schmerzwarm – ohnmächtig warm [/quote]

Ein Wir kommt ins Spiel. Zweisamkeit. Die Wortwahl lässt mich an einen heißen öden Ort in Arizona denken (verpuffte, Teer, Alkohol). Strafgefangene? Ja, vielleicht. Erinnert mich an Tony Morrisons "Menschenkind". Wer triumphiert hier? Da konnte ich nicht folgen. Ein Vorgriff?

Peitschenschreie des Sklaventreibers füllten die Abendflasche Wodka.
Die Mittagspause und zwei positionierte Pylonen dienten einem Fußballspiel. Essen in den Magen zu prügeln wäre so sinnlos gewesen wie die Füße in den Schuhen zu lassen. Schon nach Zeigerzucken quoll der Schweiß aus den Latschen, und Sandalen oder etwaige Erfindungen strangulierten nur die Hufe wie Peitschenhiebe.
Man durfte nicht stehen bleiben, darin lag der Trick. An meinen Fußbetten war Hornhaut, die ich abends mit Wachs massierte.

Rennendes Brennen – brennendes Rennen – zerbrennender Stillstand


"Fußballspiel" lässt mich dann doch eher an die Moderne denken. Bleibt noch der Asphalt. Aber "Slavenhändler" unterstützt die "Arizona-schwarze- singende-Gefangene- in-blau-weißen- Anzügen Szenerie". In folgenden Satz solltest du einfach noch einmal reinhören und noch mal feststellen, ob er stimmig ist:
oder etwaige Erfindungen strangulierten nur die Hufe wie Peitschenhiebe.

So. Tut mir Leid, das war´s für heute.
Ich werd aber noch weiter machen, wenn ich meine Augen wiedeer offen halten kann. Bin ich müüüüüüüde *gähn

Gut Nacht
Anna-Fee

 

hallo anna fee

dankeschön. solche Assoziationen bringen mich natürlich weiter. hast ja im Grunde auch alles so gesehen, wie ich es haben wollte.
ist in der Moderne. aber könnte auch zu anderen Zeiten spielen. Fußball gibts ja schon so lange. wahrscheinlich länger als geteerte Straßen.

Mit "sie" ist die Sonne gemeint! Sie triumphiert wie eine Göttin über den Arbeitern und sie ist auch stärker als der Alkohol.

Denn auch durch sie versiegte die Wirkung des Alkohols, ersetzt durch ihren Schlag.

"menschenkind" kenn ich leider nicht. schade. kommt mir bekannt vor.
und der Ort ist egal. Arizona ist sicherlich recht gut treffend.

oder etwaige Erfindungen strangulierten nur die Hufe wie Peitschenhiebe.
du meinst: dass Peitschenhiebe nicht strangulieren, da strangulieren eher ein permanenter SChmerz ist. hab ich auch schon dran gedacht. ich denke noch mal nach!
danke.

wenns dir Spaß macht, kannst ja weitermachen, wenn du wieder bei Kräften bist. ich freue mich dann!

besten Gruß

 

...

Moin,

habe bei den Vodka und Wachs-Aufzählungen gewisse Längen verspürt. Meiner persönlichen Meinung nach haben die gewollt bedeutungs-schwangeren Passagen - brennden- verbrannt-usw.- oder ähnlich, nicht zum gewünschten Effekt geführt. Eher störend.

Ich habe pauschal an die Fremdenlegion gedacht. Nach den Erzählungen eines Bekannten spielt es sich dort so ab.

Die Moral allerdings, die ich so deute: Manchmal sind die einfachen Interpretationen (in diesem Fall eines rustikalen Russen), die Stichhaltigsten - empfand ich als gut transportiert.

Insgesamt, und da kann ich wieder mal nur für mich selbst sprechen, riecht das Gesamtwerk sehr nach: Ich will jetzt literarisch möglichst anspruchsvoll wirken.

Aber im Gegensatz zu so mancher geistiger Zumutung im Forum spielt dein Text in einer höheren Liga. Lass nur mal die gewollten Formulierungen weg. Dann lässt es sich flüssiger lesen.

Gruß

Magnus

 

ich werde nicht weichen! ich werde nicht weichen! ich werde nicht weichen! ich werde nicht weichen!

:D

ne. über das Überladungsthema habe wir jetzt lange genug diskutiert. außer, jemand bringt mir plausible Gründe oder endlich EXAKTE textstellen, um die ich mittlerweile des öfftere gebeten habe, dann denke ich noch einmal drüber nach. aber solange werde ich nicht weichen, da hier für mich jedes Wort seinen Platz hat.
es ist ja nicht so, als würde ich eure Ratschläge nicht berücksichtigen oder nicht auf eure Tipps eingehen. bei anderen Geschichten mache und machte ich es immer gerne. da kann mir keiner unkooperation vorwerfen.
macht ja auch keiner!

@nachtschatten ja, da biste ja!

vielen dank.

Du machst es einem schwer, sie zu lesen. Wieso nicht einfacher?
ahhhhhhhhhhhhhhh!!!! wieso immer einfach! soll ich dir alles vorkauen. das ding ist das, das es bei dieser KG gar nicht so viel zu verstehen gibt. die Sprachkunst ist die KG. stell sie dir mal in einfachen Sätzen vor! es funktioniert nicht!

Warm – Schmerzwarm – ohnmächtig warm
da stand erst Durst-Dürre-Düne aber das war wieder zu stark an der Wüstenassoziation
dein Vorschlag hört sich an wie ein Hit von Scooter.

ansonsten hast auch du die KG verstanden so wie es gemeint war. es treten also keine Transportationsprobleme in Kraft. den Anfang muss man genießen. und zwischenatmen.

besten Gruß

@lebemann

Ich habe pauschal an die Fremdenlegion gedacht. Nach den Erzählungen eines Bekannten spielt es sich dort so ab.
denkt man, wenn man arbeitet nicht immer an ein Stafgefangenenlager? die assoziation ist auch durchaus beabsichtigt.

Insgesamt, und da kann ich wieder mal nur für mich selbst sprechen, riecht das Gesamtwerk sehr nach: Ich will jetzt literarisch möglichst anspruchsvoll wirken.
zumindest versuche ich mich von dem literarischen DReck, den du und so viele andere hier reinkotzen abzusetzen. und ich traue mich damit ja auch etwas. ich hab es geschafft durch die metaebene zu schokieren. nicht wie du durch RTL 2 Sprache.
aber so jedem das seine.
aus einer höheren liga. vielen dank. ich glaube ja auch, dass du aus einer höheren Liga heraus absichtlich für die Kreisklasse schreibst. ich habe auch nicht nur gewollte Champions leage, sondern auch einige normal erzählte Geschichten ohne metaphern. hier wollte ich halt mal.

aber schön, dass du zeit zum lesen gefunden hast. ich hoffe, es war nicht das letzte mal. und besten Gruß

 

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