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Makedonischer Honig

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12.08.2004
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Makedonischer Honig

In einem makedonischen Bergdorf gab es einen Imker. Schon sein ganzes Leben war er Imker. Sein Vater hatte ihm die Bienenstöcke vermacht, genauso wie er sie von seinem Vater übernommen hatte. Jeder hatte den Sohn mitgenommen in die rauen makedonischen Berge, hatte ihm gezeigt, wo man die Beuten aufstellte, wie man ein neues Bienenvolk gründete und wodurch jeder Honig sein individuelles Aroma bekam.
Über die Jahre hinweg perfektionierte der Imker die Kunst der Honigherstellung. Er konzentrierte sich einen speziellen Akazienhonig, dem eine handvoll Walnüsse begegeben wurden. Hierfür wurden die Nüsse frisch geerntet und in der Sonne getrocknet, um sie dann, auf dem Boden des Glases, durch den Honig natürlich zu konservieren. Diese Tradition, so schärfte ihm der Vater ein, stamme wie seine Vorfahren aus Ostungarn und dort aus der Region Tarpa - das solle er nie vergessen.
Mehr wußte der Imker nicht von Tarpa. Er wußte, daß sein Honig bis in die Stadt berühmt war und daß vor allem während der Sommermonate die Reisebusse extra anhielten, damit die Touristen ein kleines Gläschen in die Heimat mitnehmen konnten. Er selbst war nur ein einziges Mal in der Stadt gewesen, als er seine Frau heiratete. Ansonsten überließ er seiner Familie sämtliche Erledigungen. Er blieb lieber in seinem Dorf, zupfte an seiner Pfeife und schaute den Vögeln zu. Er suchte nichts da draußen in der Welt und er vermisste nichts. Die Touristen mit ihren verschiedenen Sprachen und Kleidungen betrachtete er interessiert, aber nie kam in ihm der Wunsch auf, zu erfahren, wie und wo sie lebten.
Eines Tages kam ein Mann die staubige Dorfstraße herauf. Das war sonderbar, denn die Touristen kamen sonst nie zu Fuß. Sie entstiegen klimatisierten Bussen, warfen einen kurzen Blick auf die Berge, kauften ihren Honig und stiegen wieder ein. Dieser Mann aber kam mit festen Schritten die Straße herauf und hielt neben dem Stand des Imkers an. Er holte ein Taschentuch aus der Hose und entnahm seinem Rucksack eine Trinkflasche. Er benetzte das Taschentusch und legt es sich mit einem seufzen auf die Glatze, die in der Mittagssonne bereits rot zu leuchten begann.
Erst jetzt schien er den Imker zu bemerken.
„Ist es noch weit, bis Kastoria?“, fragte er den Imker auf griechisch, doch der Akzent verriet ihn.
„Nein, nicht mehr weit“, antwortete der Imker. „Sie gehen die Straße bis zum Ende und dann biegen Sie nach links ab. Der Weg führt dann hinab bis Kastoria.“
Doch der Mann hörte nicht mehr genau hin. Seine Aufmerksamkeit galt dem Honig.
„Ist das Honig aus dieser Gegend?“ fragte der Mann.
„Der Honig ist von überall“, sagte der Imker. „Es kommt drauf an, wo meine Bienen hinfliegen. Von dort ist der Honig.“
„Darf man kosten?“, fragte der Mann.
Das war eine Frage, die der Imker bei den Touristen kategorisch ablehnte. Wenn jeder von dem Honig kostete, dann war der Honig alle. Aber dieses Mal beschloss er, eine Ausnahme zu machen. Jemand, der zu Fuß die Straße heraufkam und der sich für seinen Honig wirklich zu interessieren schien, der hatte es auch verdient, etwas von dem Honig zu kosten. Er drehte ein Glas auf und hielt es dem Fremden hin.
„Probieren Sie.“
Der Mann nahm das Glas, aber er tauchte nicht sofort den Finger hinein, wie der Imker es erwartet hätte. Vielmehr roch der Mann an dem Honig und hielt das Glas in die Sonne. Dann nahm er seinen kleinen Finger, tauchte ihn ins Glas und ließ den Honig wieder ins Glas laufen.
„Interessant“, sagte der Mann. „Darf ich kosten?“
Der Imker nickte, dafür hatte er ihm das Glas doch aufgemacht.
Der Mann steckte den Finger nicht in den Mund, sondern beträufelte seine Zungenspitze mit dem Honig. Er kaute den Tropfen eine Weile im Mund herum und fluchte etwas auf ausländisch. Er nahm einen großen Schluck aus seiner Wasserflasche und spülte den Mund aus. Dann träufelte er erneut einen Tropfen auf seine Zungenspitze und begann seinen Mund in verschiedene Richtungen zu bewegen. Ab und zu murmelte einige Oh´s oder Aha´s, denen er ausländische Worte folgen ließ.
Plötzlich erstarrte der Fremde. Sein Blick hing fest über den Bergen und sein Körper sah so aus, wie ein knorriger Baum, der all seine Blätter verloren hatte. Offenbar konzentrierte er sich sehr heftig auf etwas in seinem Mund.
„Ahhhh“, rief der Fremde plötzlich und noch mal. „Ahjahjah.“
„Was?“, fragte der Imker.
„Ich kenne diesen Honig“, nickte der andere eifrig. „Sie müssen wissen, ich war vor drei Monaten im Altai, wir haben die Gegend für eine Ölleitung vermessen und da gab es so einen kleinen Ort, wie hieß der doch gleich...“
„Tarpa?“
„Nein. Aktasch. Genau! Und dort habe ich diesen Honig schon einmal probiert. Ohne Nüsse zwar, aber der gleiche herbe Geschmack mit einem Schuß Zitronenmelisse. Mmh nicht zu süß, wie dieser Yukatanhonig aus Mexiko. Aber doch so fest und zähflüssig. Jaja, das war Aktasch.“
Er strahlte den Imker an und schien auf eine Bestätigung zu warten.
Der Imker sagte nichts, sondern schaute aufmerksam in das Gesicht des Fremden. Auch wenn er versuchte, nach außen hin ruhig zu wirken, so verrieten doch seine Hände die Erregung. Mit der Rechten umfaßte er seine Pfeife mit solcher Heftigkeit, daß der Knöchel hervortrat. Das linke Auge verengte sich unmerklich und der Blick des Imkers fixierte einen Punkt hinter der Stirn des Fremden. Die Nasenflügel weiteten sich, als er die Luft zu einem tiefen Atemzug einsog.
Der Fremde bemerkte diese winzigen Veränderungen nicht. Er schaute erwartungsvoll in das ruhige Gesicht des Imkers, der keine Anstalten machte, etwas zu entgegnen. Es entstand eine unangenehme Stille, die nur durch das Zirpen der Zikaden durchbrochen wurde.
Das Schweigen des Imkers verunsicherte den Fremden. Normalerweise wurde er nach einer solchen Einleitung mit Fragen bestürmt. Jeder wollte etwas hören, über sein außergewöhnliches Leben als Reisender. Über die dünne Luft in Mexiko oder die Kälte im Altai, Geschichten über Land und Leute, so, daß er einen Ansatz hatte, um von seinen Erlebnissen zu erzählen.
Da der Imker stumm blieb, beschloss der Fremde, selbst in die Offensive zu gehen. Schließlich sprach er gern von seinen Reiseerlebnissen.
„Waren Sie schon mal im Altai?“ fragt er mit gewinnendem Lächeln.
Doch sein Gegenüber machte keine Anstalten dem Fremden entgegen zu kommen. Mit unerschütterlicher Ruhe schaute ihm offen ins Gesicht. Der Tourist senkte den Blick. Er hatte das Gefühl, als lese der andere seine Gedanken.
Gerade begann er zu überlegen, wie er aus dieser Situation wieder herauskam, als der Imker plötzlich sein linkes Auge zusammen kniff und den Kopf etwas schief legte.
„Dieser Honig“, sagte er langsam, als hole er jedes Wort aus seinem Innersten hervor, „schmeckt rauchiger als der Altai-Honig.“
Der Fremde blickte überrascht auf. Damit hatte er nicht gerechnet. Er versuchte einen Hinweis im Gesicht des Imkers zu finden. Einen Scherz, eine Drohung, eine Unsicherheit, doch er konnte nichts entdecken.
Langsam, den Imker nicht aus den Augen lassend, hob er die Wasserflasche zum Mund und spülte erneut aus. Diesmal nahm er eine größere Honigmenge in den Mund. Lange ließ er den Honig zwischen den Backen kreisen. Verloren war sein Blick, den er über die Gipfel der Berge schickte. Nach langer Zeit kehrte er zurück zum Imker, der ihn unverwandt anblickte.
"Stimmt", nickte er anerkennend. „Definitiv ist dieser Honig rauchiger. Sie haben recht, ich war wohl etwas zu voreilig. Sie sind vielleicht ähnlich, aber nicht gleich. Bei dieser Vielfalt in der Welt kann man leicht etwas durcheinanderbringen, nicht wahr?" Er lachte befreit. "Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir drei Gläser einzupacken?“
Langsam, sehr langsam, hob der Imker seine Pfeife und steckte sie sich zwischen die Zähne. Dann begann er, dem Fremden drei Gläser in ein Zeitungspapier einzuwickeln.
„Wollen Sie mir nicht das angefangene geben?“ rief der Fremde und deutet auf das offene Glas, in dem sich die Sonne spiegelte.
Doch der Imker schüttelte entschieden den Kopf. „Ich verkaufe nur geschlossene Gläser.“
Der Fremde bedankte sich und nahm den Rucksack wieder auf den Rücken.
„Also auf nach Kastoria“ sagt er.
Der Imker nickte ihm zum Abschied langsam zu. Er schaut dem Fremden nach, wie dieser die Straße hinauf zum Kamm erklomm.
Erst jetzt, als die Gestalt des Touristen kleiner und kleiner wurde, entspannte sich die Haltung des Imkers. Er klopfte mit der Pfeife gegen das Glas und blickte noch einmal hinauf zum Kamm, der nun wieder verlassen in der Sonne lag. Nun tauchte er den kleinen Finger hinein und versenkte ihn mit einem Schmatzen im Mund. Ja sein Honig war etwas Besonderes. Niemand hatte einen solchen Honig, wie er, zu verkaufen. Der Fremde hatte sich wohl geirrt.
Bedächtig setzte der Imker wieder seine Pfeife in Brand und ließ den Blick zufrieden über seine Berge schweifen.

 

Halölle Jan :D
Na ja, ich hatte mal wieder gaaaaaaaaaaaaaanz viel geschrieben, nur leider ist der PC schon wieder abgekackt. (Irgendwann springe ich nochmal ausm Fenster wegen dem Ding)!!
Na ja, eben ziemlich viel. Mal sehen ob ich es abermals auf die Reihe kriege.
Also:
Vielleicht verstehe ich sie sogar ein wenig.
Der Imker will klaroweise nicht zugeben, dass der Touri rausgekriegt hat, dass der Honig ursprünglich aus einem anderen Land kommt. Deshalb sagt er dem Touri, dass sein Honig ein wenig rauchiger schmeckt. Darauf probiert dieser nochmal und bestätigt die Aussage des Imkers. Imker gerettet, alles im grünen Bereich. Obwohl ich glaube, dass der Honig wirklich rauchiger schmeckt, weil der Imker sich so anhört als sei er selber davon überzeugt.
Fazit:
Ich finde diese Geschichte gelungen. Sie regt zum Nachdenken an und ist flüssig zu lesen. Außerdem nicht so eine, wie man sie unter tausenden findet. Eben was andres. Also :thumbsup: :thumbsup: ;) :D

 

hallo. wegen nachfrage hier eine versuchte erläuterung meiner anmerkung du erzähltest zu schnell.

die elemente deiner geschichte die mir vielversprechend erscheinen: mazedonische provinz(für einen kenner =mich eine reiche, interessante gegend mit einer ganz eigenen atmo), ein eigenwilliger imker, die begegnung der "exotik" und touristen, und über allem weht der schwere hauch der geschichte.

du versuchst es eh aber nicht 100% gelungen wie ich finde: zb: "Scheinbar konzentrierte er sich sehr heftig auf die Geschmacksnerven seiner Zungenspitze." der satz ist beinahe medizinisch, der passt nicht zum rest, wo blicke über die rauhen berge schweifen usw usw.

nun ja, und ich spür von der atmo die diese geschichte haben könnte aber nicht so viel. ich finde auch dass die begegnung imker tourist nicht wirklich prägnant ist. ist der tourist jetzt nur ein dampfplauderer der irgendwas labert, was genau ist jetzt die haltung des imkers. einmal ist er irgendwie unsicher und wartet irgendwie angstvoll aufs urteil, einmal ist er ein ruhender zufriedener teil der natur. ich plädiere für die 2te variante.

naja.

 
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Hi HS,

danke für Deine Erläuterung.
Interessant, Du hast also bestimmte Erwartungen gehabt, die ich mit meiner Überschrift geweckt habe. Mmh, die Region ist eher ein Zufall und hängt wohl mit einem Erlebnis zusammen, das mich zu der Geschichte inspirierte.
Meine Intention ist eine andere und so langsam schwant mir, daß sie noch nicht ganz durchschimmert, aber ich halte mich mal noch zurück und schaue, ob vielleicht noch andere Meinungen kommen. Dann werde ich mal meine Absicht verdeutlichen und vielleicht können wir dann überlegen, wo´s hakt.

bis später

mac

 

Hi Mac!

Dorfes und verkaufte seinen Honig speziellen Akazienhonig mit einer handvoll Wallnüssen.
seinen Honig, (Komma) speziellen Akazienhonig, (komma)

Aber ich würde gleich schreiben: verkaufte seinen speziellen Akazienhonig...

Die Geschichte gefällt mir. Die Ruhe, die in dieser Geschichte liegt, vor allem.
Ich glaube zwar nicht, den richtigen Sinn komplett verstanden zu haben, aber mal probieren:
Der Imker will, dass der Fremde sich richtig auf seine Sinne konzentriert, damit er den richtigen Geschmack des Honigs genau erkennt.

Erinnert mich irgendwie an Coelho, nur nicht mit einem großen erhobenen Zeigefinger.

In diesem Sinne
c

 

Hi chazar,

coelho? :confused: soso :read:

huch! :idee:

oh! Was?! :eek2:

Also ich...naja ... weiß jetzt gar nicht :shy:

bin so...:eek1: überwältigt geradezu überrumpelt :drool:

Nee echt, ich fühl mich extrem geehrt. Der Name in der Nähe meines Schattens, das ist schon schön.

Habe auch gleich nochmal etwas drüberpoliert und vielleicht sieht man ja die Intention jetzt etwas deutlicher und ich muß sie nicht auf ein Plakat malen und vor mir hertragen.
:google:

bin gespannt

mac

 

Dein Stil gefällt mir, flüssig, bildhaft. Habe den Text genossen.

 

Hallo macsoja,

auch ich weiß nicht, ob ich deine Intention verstanden habe - wobei mir deine Geschichte gefallen hat, ich hab die Atmosphäre sehr wohl wahrgenommen. Zur Botschaft: jemand, der schon viel gereist ist, sich also ein Urteil erlauben kann, versucht den Honig einzuordnen. Der Imker hat diesen Vergleich nicht, er kennt nur seinen eigenen Honig. Dennoch besteht er darauf, dass er was besonderers ist und sich unterscheidet, einfach nur weil es seiner ist und damit speziell.

Ein paar Kleinigkeiten noch:

In einem makedonischen Bergdorf lebte ein Imker. Er war schon sein ganzes Leben lang Imker. Sein Vater war Imker, sein Großvater war Imker.
Viermal Imker?
Wie sein Vater saß er in den Sommermonaten an der Straße des Dorfes und verkaufte seinen Honig, einen speziellen Akazienhonig mit einer handvoll Wallnüssen auf dem Boden des Glases.
ich find´s ja auch komisch, aber es heißt tatsächlich "Walnuss"
Doch der Imker wusste nichts von Tarpa, er wusste nur, dass sein Honig bis in die Stadt berühmt war und dass die Reisebusse extra anhielten, damit die Touristen ein kleines Gläschen in die Heimat mitnehmen konnten.

Liebe Grüße
Juschi

 

Hi Juschi,

die Fehler habe ich soweit es ging korrigiert und den rest ja per PN geschrieben.

Danke Jingles beziehst Du Dich nur auf diese hier oder schon auf mehrere Sachen?

Viele Grüsse

mac

 

Hi mac.

So. Was mich als erstes angesprungen hat - was macht der Text in Gesellschaft. Warum steht der nicht in Alltag. Oder so. Also hab ich versucht, was zu finden, was gesellschaftliche Relevanz hat. Wirklich glücklich bin ich mit meinen Überlegungen nicht. Ich übersehe. Was an mir liegt, aber wohl auch an Deiner zu andeutenden Art - denn soweit ich sehe, haben andere Kritker auch ncihts gefunden. :shy:

Meine Gedanken, gut möglich, dass ich damit falsch liege: Zum einen der Tourist, der weitgereiste.

Auch der Fremde schwieg. Die Situation war ihm etwas unangenehm, normalerweise fragten ihn die Leute nach dieser Einleitung. Etwas über Mexiko oder das Altai, was er dort erlebt hätte, wie das Wetter gewesen sei. So daß er einen Ansatz hatte, um von seinen Erlebnissen zu erzählen. Das Schweigen des Imkers verunsicherte ihn ein wenig und er beschloss in die Offensive zu gehen, denn er redete gern von seinen Reisen.
Es geht ihm wohl nicht nur um den Honig. Oder vielleicht geht es ihm überhaupt nicht um Honig. Seine Aussage, der gerade gekostete Honig schmecke wie der aus Altai könnte auch Blödsinn sein - nur um einen Anhaltspunkt haben, sich wichtig zu machen und erzählen zu können. Vielleicht ist es ein bisschen angeberisch, vielleicht ist er im Urteil vorschnell. Auf jeden Fall sieht er nicht das Besondere, das der Imker darin sieht. Fürh ihn ist es in erster Linie wohl ein Gesprächsbeginn.
Auf der anderen Seite der Imker, der, wie Juschi schon angemerkt hat, keinerlei Vergleich hat und dennoch darauf beharrt, sein Honig schmecke rauchiger. Der sich nicht auf den anderen und dessen weitreisendes Leben einlässt, ebensowenig wie der offenbar bestrebt ist, die Berge Makedoniens und die Einzigartigkeit des Honigs zu sehen, zumindest auf den ersten Blick. Beide sind also - möglicherweise - zu sehr auf sich, ihr Leben, fixiert, um mit dem anderen wirklich in Kontakt zu treten.

Egal ob meine Gedanken in die richtige Richtung gehen oder nicht: Die Geschichte ist angenehm und flüssig zu lesen, sauber geschrieben. Wie Vorkritker auch schon, fühle ich die Ruhe die von ihr ausgeht.

Kleinigkeiten:

"Sein Vater hatte ihm die Bienenstöcke vermacht, genauso, wie sie von seinem Vater übernommen hatte." da fehlt was ...

"und wie man den Honig besonders aromatisch bekommt. " "bekommt" hört sich etwas ungeschickt an, finde ich...

"Diese Tradition, so hatte ihm der Vater mal berichtet, stammt aus Ostungarn und dort aus der Region Tarpa. " über das "mal" bin ich etwas gestolpert.

"Denn wenn jeder kostete, dann war der Honig alle. Aber dieses Mal beschloss er, eine Ausnahme zu machen " kosten würde. Warum macht er eine Ausnahme?

schöne Grüße
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Intention (hoffentlich liest das jemand, wenn´s so lang ist)

Dank Dir Maus,

für Deine Gedanken.
Wie einigen schon per PN mitgeteilt habe ich schon versucht, etwas mehr in die Geschichte zu packen. Und ich glaube, einiges wurde erkannt, anderes nicht.
Und vielleicht sollte es auch nicht das Ziel sein, es so deutlich zu machen, daß man alles herausliest.

Wenn ich denn nun meine Absichten offenlege (was ich nicht gern mache, aber vielleicht würde es die Diskussion ankurbeln, weil einige ein paar Punkte finden, wo sie sich festhalten können), dann kommt vielleicht auch etwas klarer rüber, warum ich sie lieber hier in Gesellschaft habe, als in Alltag.

Wie schon richtig bemerkt wurde, geht es primär nicht um den Honig.

Es geht um einen Mann, der in seiner kleinen Welt zufrieden lebt, dessen Ansprüche nicht hoch sind, der von Traditionen geprägt und den täglichen Pflichten beengt vor sich hinlebt und zufrieden ist. Ja er ist zufrieden und es kümmert ihn nicht, daß er noch nicht viel gesehen hat. Er drückt sich sogar davor, eine Art Flucht vor der Veränderung.
Und dieser Mann wird eines Tages konfrontiert mit dem anderen Extrem, einem Menschen, der viel herumgekommen ist, der gewiß etwas extrovertiert ist, der gerne auch sein Wissen herausläßt und der einfach selbstbewußt und stolz auf das ist, was er erreicht hat.

Und dieser bringt das Bild des Imkers ziemlich ins Wanken, denn er zweifelt unbewußt das an, was dem Imker am wichtigsten ist, dessen Honig. D.h. er respektiert dessen zwar dessen Qualität, aber macht ihn gleichzeitig zu einem Allerweltsprodukt, indem er ihn einem anderen gleichsetzt.
Für den Imker, der bisher davon ausging, daß sein Honig einmalig ist, bedeutet dies einen imanenten Einschnitt in seine heile Welt. Und das fatale ist, daß er es aufgrund seiner Wissenslücken nicht einschätzen kann.

Allerdings würde es für ihn einen Verlust an Lebensqualität bedeuten, wenn er die Sache so stehen ließe, denn letztendlich respektiert er den anderen. Und darum geht er (vielleicht zum ersten Mal) ein Risiko ein. Er stellt eine Behauptung auf, die er nicht beweisen kann, die rein subjektiv ist. Er hat praktisch keine andere Wahl.
Und mir war auch die Reaktion des anderen wichtig. Denn eigentlich ist er der weitgereiste, der Erfahrene, der Klügere. Es wäre ihm ein leichtes, ebenfalls etwas zu behaupten, denn der andere kann es ihm nicht nachweisen.
Doch hier gibt der Reisende praktisch nach. Vielleicht weil er spürt, daß er etwas berührt hat, was dem anderen sehr wichtig ist, vielleicht weil er verunsichert ist, über die plötzliche Wichtigkeit des Themas und die Sturheit.
Diese Größe und Toleranz war mir auch sehr wichtig, denn letztendlich verläßt er als "Verlierer" den Platz. Aber in meinen Augen ist er der eigentliche Gewinner, weil er gemerkt/gespürt hat, daß es für ihn letztendlich nicht so wichtig ist, in diesem Punkt Recht zu behalten.
Und wahrscheinlich bemerkt der Imker gar nicht, was der andere da für ihn gemacht hat. Er darf es auch nicht bemerken, da sein Stolz sonst verletzt wäre und die Sicherheit abermals verloren wäre.
So trennen sich ihre Wege also und zurück bleibt die Frage, ob die beiden eigentlich ahnten, wie nah sie sich in dieser kurzen Zeit gekommen sind.

So viel also aus der Autorenecke. Vieles will ich wie gesagt nicht so deutlich machen, denn es soll gerade dieser leichte Nebel bleiben, um das Gefühl der beiden Protagonisten zu skizzieren.

Gesellschaft also auch, weil das Aufeinanderprallen von Philosophien im Vordergrund steht und gerade dieser Stolz und diese beschränkte Weltsicht, die nach innen gerichtete Selbstzufriedenheit wo das Wettbewerbsdenken noch nicht so ausgeprägt ist, für bestimmte Gruppen in abgelegeneren Regionen unserer Gesellschaft typisch ist und der andere Ansatz eben dann für die andere Seite.

Naja ich hoffe nicht, daß man jetzt denkt:
Olala, jetzt versucht er ja seine Geschichte aufzublasen.
Es sind eben die unbewußten Intentionen, die ich hatte, als ich sie schrieb. Sie jetzt so logisch dargelegt habe ich sie mir dann auch erst später, als ich sie überarbeitet habe und mich erklären mußte (wollte).

Viele Grüße

mac

 

Hey mac,

ich mag deine Geschichte in ihrer ruhigen Art. Du schaffst es gut, die Trägheit der südlichen Gegenden zu vermitteln und die Lebenseinstellung, aus einfachen Dingen etwas Besonderes zu machen. Mir gefällt es, wie du den Touristen zum Honig-Gourmet machst, der ihn sorgsam kostet, wie einen teuren Wein.

Allerdings hab ich mich gefragt, ob der Honig denn wirklich genauso schmecken kann, wie aus einer anderen Region, da er ja geschmacklich immer davon abhängig ist, wo genau die Bienen ihn nun eingesammelt haben. Das Verfahren der Herstellung wird sicher nur einen kleineren Teil des Geschmacks ausmachen - im Vergleich zu den speziellen Pflanzen im Einzugsgebiet der Bienen. Besonders, wenn noch die Komponente der Nüsse fehlt. Diese Tatsache entlarvt den Touristen für mich als Angeber, der mit seinen Reisen protzen will.

Du schreibst in deiner Erläuterung, dass der Imker ein Risiko eingeht, indem er (ohne den Vergleich zu haben) behauptet, sein Honig wäre andes. Ich bin (bevor ich das las) davon ausgegangen, dass er sehr wohl weiß, woher das rauchige Aroma des Honigs stammt: von seiner Pfeife! Ich hatte deinen letzten Satz so interpretiert, dass er ständig - auch bei der Herstellung des Honigs - seine Pfeife schmaucht und sich der Geruch des aromatischen Tabaks mit im Honig absetzt und diesem so sein einzigartiges Markenzeichen aufdrückt!

Die Idee, die Geschichte als Konfrontation zwischen weltgewandtem Wissen und seßhafter Genügsamkeit zu machen, war mir deshalb gar nicht gekommen. Da hab ich wohl nicht genau genug hingeschaut. ;) Ist allerdings ein Gedanke, der näherer Betrachtung durchaus würdig ist.

Hier noch ein paar Sachen, die mir textlich aufgefallen sind:

Der Imker war das ganze Jahr mit den Bienen beschäftigt, daß er gar nicht merkte, wie die Jahre vergingen.
Zweimal "Jahr". Wie wärs mit:
Der Imker war Tag für Tag mit den Bienen beschäftigt, so dass er gar nicht merkte, wie die Jahre vergingen.

Die Touristen mit ihren verschiedenen Sprachen und Kleidungen betrachtete er interessiert, aber nie kam in ihm der Wunsch auf, zu erfahren, wie und wo sie lebten. Eines Tages kam ein Mann die staubige Dorfstraße hinauf gelaufen. Das war sonderbar, denn die Touristen kamen sonst nie zu Fuß.
Jede Menge "kam" und "kamen" und im übernächst folgenden Satz auch nochmal. Das kriegst du doch sicher auch anders hin. ;)

fragte er den Imker auf griechisch,
Griechisch als Landessprache in Makedonien? Meines Wissens hat Makedonien eine eigene Sprache, nämlich Makedonisch. Wenn man von der früheren politischen Zugehörigkeit ausgeht, müsste es eher noch Jugoslawisch als Griechisch sein. Meine Schwägerin ist aus Makedonien und spricht jedenfalls kein Griechisch. Aber vielleicht hast du eine andre Gegend im Sinn, die eher im Grenzgebiet liegt. ;)

Auch der Fremde schwieg.
Ab hier wechselt die Perspektive vom Imker auf den Fremden für einige Sätze. Das hat mich beim Lesen kurz stolpern lassen.

Alles in allem aber ein feiner Text mit vielen Ansätzen zum Nachdenken und Diskutieren. Und irgendwie hab ich jetzt arg Appetit auf ein Croissant mit Honig. ;)

Gruß,

Kira.

 

Hi Kira,

habe mir kurz vor dem Einschlafen Deine Kritik gegönnt und finde sie sehr schön, weil Du sowohl versuchst Dich in die Rolle des Erstlesers zu begeben und zu schildern, was Dir als erstes durch den Kopf ging. Das ist mir besonders wichtig (Du ahnst ja gar nicht wie sehr).

Und außerdem haste Dich mit meinen Intentionen auseinandergesetzt.

Dein Problem mit dem Honig:

Allerdings hab ich mich gefragt, ob der Honig denn wirklich genauso schmecken kann, wie aus einer anderen Region, da er ja geschmacklich immer davon abhängig ist, wo genau die Bienen ihn nun eingesammelt haben. Das Verfahren der Herstellung wird sicher nur einen kleineren Teil des Geschmacks ausmachen - im Vergleich zu den speziellen Pflanzen im Einzugsgebiet der Bienen. Besonders, wenn noch die Komponente der Nüsse fehlt. Diese Tatsache entlarvt den Touristen für mich als Angeber, der mit seinen Reisen protzen will.
Geschmack ist ja subjektiv und das scheinen unsere beiden Prots gar nicht zu bemerken. Der eine so an die Einmaligkeit des Honigs glaubend und der andere eben um den Vergleich bemüht. Jaja, die einfachste Lösung wäre, daß es eben für jeden anders ist.
Aber darum geht´s, daß die beiden diesen Aspekt in der "Hitze des Gefechts" außer acht lassen.
Was das Verfahren betrifft, so gebe ich zu, daß ich da am Anfang noch ziemlich viel Gewicht lege (das war der dokumentarische Teil, der zeigen sollte, daß der Honig schon was besonderes ist und ein Gefühl für die Mannigfaltigkeit erzeugen sollte). Evtl. könnte da man etwas rausnehmen.
Denn den Touristen als Protzer entlarven möchte ich eigentlich nicht. Er ist forsch, er ist von sich überzeugt, aber eben nicht bewußt. Er geht dann auch relativ gut mit der Zurückhaltung des anderen um.

Außerdem:

Ich bin (bevor ich das las) davon ausgegangen, dass er sehr wohl weiß, woher das rauchige Aroma des Honigs stammt: von seiner Pfeife
Interessante Theorie, aber war eigentlich nicht beabsichtig. Die Pfeife ist bloß ein Accessoire (habe ich lieber nochmal nachgeschaut), das ihn näher beschreiben soll, denn egal, was er mit seinem Honig macht, er kann nicht wissen, ob andere vielleicht genau die gleichen Ideen haben.
Er hat möglicherweise nur ein Wort gesucht, was nicht unmittelbar mit dem Geschmack von Honig zusammenhängt, um so bewußt oder unbewußt die Einzigartigkeit seines Honigs zu retten. Wobei ich nicht auseinandernehmen möchte, ob er tatsächlich an die Rauchigkeit glaubt oder nicht. Denn er will es ja eigentlich auch nicht genau wissen, mit welchen Tricks er diese Einzigartigkeit rettet. Das kann jeder Leser für sich alleine entscheiden, wie stark hier Vorsatz im Spiel ist.

Interessant, daß es für Dich meine Hauptintention nicht so rauskam, mal sehen, vielleicht muß ich es tatsächlich noch etwas deutlicher machen, da warte ich noch ein bissl auf andere Kommentare. Vielleicht schwingt es dann doch im Hintergrund mit, man muß es ja nicht allen auf´s Brot schmieren.

Meine Schwägerin ist aus Makedonien und spricht jedenfalls kein Griechisch. Aber vielleicht hast du eine andre Gegend im Sinn, die eher im Grenzgebiet liegt.
Mir ging´s um die griechische Provinz nördlich von Chalkidiki. Gehört zum größten Teil zu Griechenland und ich denke schon, daß viel griechisch gesprochen wird.
Link:
http://www.aberhallo.de/lexikon/index.php/Makedonien_(griechische_Provinz)
Wahrscheinlich denkst Du eher an die albanische Grenze, mmh?

Die technischen Sachen, ja merci, darum kümmere ich mich, wenn ich etwas wacher bin ;)

viele Grüße

mac

P.S.

Und irgendwie hab ich jetzt arg Appetit auf ein Croissant mit Honig.
Bon appetit :thumbsup:

 

Hallo Macsoja,

ich habe nun nicht alle Kritiken gelesen - falls ich mich wiederholen sollte:

Ich bin mir auch nicht sicher, ob ich die wahre Intention deiner Geschichte verstanden habe:
Zum einen wollte der Tourist sich wohl wichtig machen. Er scheint ja regelrecht darauf zu warten von dem Imker ausgefragt zu werden. Wer weiß? Vielleicht läuft er schon lange in den Bergen herum, hatte langen niemanden mehr zum Erzählen oder so.
Ich glaube also, dass der Honig nur ein Gesprächseinstieg für den Touristen war, während es für den Imker selbst seinen Lebensinhalt darstellt.
Natürlich behauptet er sein Honig wäre rauchiger. (Obwohl mir bisher nicht bewußt war, dass Honig überhaupt rauchig schmecken kann... insofern dachte ich, dass es womöglich mit der Pfeife des Alten zusammen hängt, die er wohl immer pafft).

Ob ich es nun so verstanden habe, wie von dir gemeint oder nicht - mir hat die Geschichte jedenfalls sehr gut gefallen. Du erzeugst eine eigentümlich ruhige Stimmung, die sehr gut zum Leben des einfachen Imkers passt.

Sehr gerne gelesen.

LG
Bella

 

Hallo macsoja,

ein bisschen habe ich den Geruch der Akazien vermisst, die Blüten, um die die Bienen kreisen und an denen sie sich laben.
Der Imker ist sich des Wertes seiner Ware bewusst, kennt ihre Qualität und ist überzeugt von ihrer Einzigartigkeit. Wie muss es ihn da treffen, wenn ihm jemand erzählt, es gäbe nicht nur Vergleichbares, sondern Identisches, egal in welchem Flecken der Erde. Das kann ich gut nachvollziehen.
Andererseits frage ich mich, woher der Imker die anderen Produkte so gut kennt, dass er sie beurteilen kann, dass er darum weiß, was seinen Honig von jenem unterscheidet?
Der Fremde, entschuldigt sich für sein "vorschnelles" Urteil, obgleich er sich dafür schon viel mehr Mühe gegebenhat, als jeder Tourist. Wollte er nur Streit vermeiden, den Imker nicht kränken oder ließ er sich verunsichern oder durch die neue Geschmacksprobe überzeugen?

Ich habe keine Ahnung, worauf du mit deiner Geschichte hinaus möchtest, insofern fehlt mir vielleicht die Atmosphäre.

Trotzdem habe ich deine Geschichte gern gelesen.

Einige Hinweise:

Der Imker war das ganze Jahr mit den Bienen beschäftigt, daß er gar nicht merkte, wie die Jahre vergingen.
Ein unglücklicher Satz, wenn du ihn genau liest.
Vorschlag: Der Imker war so inbrünstig mit seinen Bienen beschäftigt, dass ...
Doch mehr wußte der Imker nicht von Tarpa, er wusste nur
Wäre schön, wenn du dich für die alte oder die neue Rechtschreibung entscheiden könntest.
Der Weg geht dann hinab bis Kastoria
Auch wenn es wörtliche Rede ist, würde ich führt dann hinab bis schöner und treffender finden. Ein Weg geht ja nicht.


Lieben Gruß, sim

 

Hi mac,

nach deinem dezenten Hinweis :Pfeif: habe ich deine KG gelesen.

Nur für alle Komms jetzt durchzulesen, ist es mir schon zu spät.

Ich sage dir einfach, wie ich deine KG gesehen habe.

Sprache/Stil ... sehr gut. :thumbsup:

Der Imker erscheint mir wie ein in sich ruhender Weiser. Er hat zwar die Welt nicht gesehen, aber in seinem Honig und den Bergen, (die ja etwas göttliches zu haben scheinen, so sagt man) sein inneres Ich gefunden.

Dann kommt ein einzelner Touri, der alleine die Welt bereist.
Er ist in seinem Wesen ganz anders. Er muß sich mitteilen, erzählen wo er überall gewesen ist. Reisen bildet und natürlich "muß" er Ahnung von allem haben. Er kostet den Honig, als würde er einen Wein erproben.

Dein Prot steht verwundert/erstaunt jemandem gegenüber, der ihm ein anderes Weltbild offenbart.
Doch letztendlich stellt er fest, das der Weltenbummler auch nicht schlauer ist, als er selbst. Konnte er ihn doch davon überzeugen, dass sein Honig anders, einzigartig ist. (selbst wenn es nicht so ist)
Und so ist eben alles eine Betrachtungs und Überzeugungssache.
Der Fremde zieht weiter, auf der Suche nach irgendwas. Er nimmt drei Gläser Honig mit.
Der Imker schaut zufrieden lächelnd auf die Berge seiner Heimat, was braucht er mehr? :) Es reicht ihm, wenn sein Honig auf Reisen geht.

So sehe ich das zumindest.
Aber ich denke, dass kann und wird ein jeder anders empfinden.

lieben Gruß, coleratio

 

Hallo Macsoja,
die Geschichte ist wunderbar anschaulich und leicht zu lesen, der Stil erinnert ein bisschen an ein Märchen, z. B. der erste Satz, oder hier:
" Doch mehr wußte der Imker nicht von Tarpa, er wusste nur, daß sein Honig bis in die Stadt berühmt war und daß die Reisebusse extra anhielten, damit die Touristen ein kleines Gläschen in die Heimat mitnehmen konnten."
Schreibst du "dass" und "wusste" mit Absicht nach der alten Rechtschreibung?
Mit der Botschaft deiner Geschichte hast du es dir aber echt was vorgenommen! Ich bin ja immer bereit, meine eigene Aufmerksamkeit und Intelligenz zu bezweifeln, aber was du in der Kritik anschließend schreibst, ist so subtil, ich muss einfach mal sagen, das müsste ein Autor in Gedanken und Gefühlen eines Prots deutlicher heraus stellen! Ich hatte es beim ersten lesen so verstanden, dass der Alte den anderen Honig wirklich kannte, hätte ja jemand mal vorbei bringen können oder so. Du musst ja nicht alle Gedanken schreiben, aber ein bisschen philosophieren wäre an dieser Stelle ganz schön, zumal das Thema sich lohnt!

Bei folgendem Abschnitt musste ich mehrmals überlegen, wer jeweils mit "er" gemeint ist, das verwirrt unnötig:
"Der Imker sagte nichts, sondern schaute aufmerksam in das Gesicht des Fremden. Äußerlich wirkte er ruhig, doch seine Hände verrieten seine Erregung. Er umfaßte seine Pfeife mit solcher Heftigkeit, daß die Knöchel hervortraten."
liebe Grüße
tamara

 
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Uffa! 4 neue Kommentare und das in einer Zeit, wo ich gerade so viel unterwegs bin! Aber ich freu´ mich trotzdem riesig :thumbsup:

Meinen Dank an alle Kommentatoren, die sich die Mühe gemacht haben, sowohl Geschichte als auch anhängende Intentionen anzuschauen.

Doch konkret zu den einzelnen Meinungen:

@bella
Sehr schön finde ich, daß für Dich herauskam, daß der Honig für den Imker der "Lebensinhalt" ist, über den er sich definiert, während es für den Fremden eben nur eine Sache ist, über die sich dieser austauschen will. Das Rauchige ist allerdings ein Begriff, der dem Imker möglicherweise beim Gedanken an seinen Honig und dem Blick auf die Pfeife gekommen ist.
@sim
Ich freue mich, daß Dir die Wichtigkeit des Themas für den Imker aufgefallen ist. Allerdings ist interessant, daß Du dem Imker so sehr vertraust oder genauso reagierst, wie der Tourist, nämlich daß Du Dir vorstellen kannst, daß der Imker recht hat.
Und die Frage ist tatsächlich, warum der Tourist sich entschuldigt, das ist schon ne interessante Frage, die ich weiter oben zwar begonnen habe, zu beantworten, die aber nicht eindeutig zu beantworten ist.
Deine angemerkten Fehler habe ich nun überarbeitet, bin noch immer Nutzer der alten Rechtschreibung und es ist mir peinlich, da schon neue Schreibweisen dabei zu haben :o
Wegen dem hinabgehenden Weg. Es gibt doch die Rede: Wo geht´s lang? Oder "Wohin geht´s?" Aus dieser Ecke sollte es eher kommen. Umgangssprachlich, aber ich habe es erstmal geändert, da ich mir auch nicht mehr sicher bin.

@coleratio
Bei Dir fällt mir auf, daß Dir egal ist, ob der Honig nun wirklich rauchiger ist oder nicht. Du willst es gar nicht wissen, sondern Dir ist eher der Aspekt wichtiger, daß es der Imker schafft, den Reisenden zu überzeugen. Aus seiner Überzeugung heraus.
Und schön finde ich das Bild, daß der Imker zwar da bleibt, wo er ist, aber sein Honig und somit ein Teil von ihm trotzdem auf Reisen geht und dann woanders erzählt von den Bergen und vielleicht auch dem Imker.

@tamara
Du schreibst, das Thema lohnt sich. Welches Thema meinst Du konkret, ich sehe eher mehrere interessante Aspekte.

Letztendlich bist Du an dem Punkt, wo ich auch mal war. Und jetzt, wo ich Eure Gedanken sehe, denke ich folgendes:
Wie Ihr seht, sieht jeder einen Teil von dem, was ich wollte und einigen habe ich es schon geschrieben,
Ich glaube, mir ist wichtiger, bestimmte Sachen unbeschrieben zu lassen, um dem Leser eine bessere Möglichkeit zu geben, sich je nach Erfahrungsstand in die Situationen der Prots begeben zu können, also z.B. den gleichen Wissenstand zu besitzen wie der Tourist.
Mir reicht es also, wenn herauskommt, daß der Honig dem einen sehr viel bedeutet und der andere entweder dies erkennt oder eben aufgrund der Sicherheit des anderen verunsichert wird. Es ging mir darum, zwei verschiedene Philosophien und zwei Charaktere mit Stärken und Schwächen aufeinandertreffen zu lassen. Wichtig ist die bewußte Entscheidung des Touristen, nachzugeben. Das wollte ich zeigen, nicht um einer Philosophie den Vorrang zu geben, sondern um den Leser teilhaben zu lassen, an einer Sache, die für den einen wichtig und für den anderen eher unwichtig war. Und die sich positiv entwickelt hat, weil der eine flexibel war. Und möglicherweise haben beide gar nicht gemerkt, wie wichtig es für den Imker war.
Genauso, wie heutzutage Dinge um uns herum passieren, von denen wir niemals erfahren, wie wichtig diese für uns sind. Und hier konnten wir mal dabei sein. Das ist, was ich versuche in sämtlichen Geschichten aus Alltag und Gesellschaft zu zeigen. Kleine Situationen, die sich zwischen Menschen abspielen, die wir, in der Situation der Protagonisten wahrscheinlich auch nicht merken würden, aber die von außen betrachtet deutlich zeigen, daß hier einiges passiert ist und wo ich hoffe, gewisse Reaktionen beim Leser hervorzurufen. Und wenn es das Nachdenken über bestimmte Fragestellungen ist.
Mir ist wichtig, daß man als Leser zwar geleitet wird, aber das nicht alles vorgekaut wird. Jeder sollte seine eigenen Erfahrungen einbringen, über die Motivationen der jeweiligen Handlungen der Prots, das setzt natürlich die Bereitschaft zur Mitarbeit voraus. Jemand, der alles brühwarm aufgetischt haben möchte, wird es schwer haben. Aber ich möchte so wenig, wie möglich beschreiben. Vor allem, was die Gedanken der Prots betrifft.
Mir reichen, wenn jeder für sich eine Lösung findet für folgende Fragen:
1. Warum verläßt der Imker sein Dorf nicht und wozu führt das?
2. Warum bleibt der Imker so auf seinen Honig fixiert?
3. Warum erzählt der Tourist von seinen Reisen?
4. Warum gibt der Tourist nach?

Und letztendlich ist meine Version auch eine von vielen, nach der ich versucht habe, die Handlungen der Prots auszurichten, aber wenn andere Sachen möglich sind, dann soll es mir recht sein. Ich versuch also den schmalen Grat zwischen Andeuten und Erzählen, zwischen Interesse erzeugen und Räume für Deutung bieten, zwischen Gerüst von Alltagssituationen und Verallgemeinerung, zwischen künstlichem Bild und realistischer Handlung.

Freue mich über Meinungen.

mac

 

Hallo Macsoja,
die Geschichte scheint dir ja sehr am Herzen zu liegen! Ehrlich gesagt, finde ich deine vier Fragen nicht sooo weltbewegend. Menschen in ländlichen Gebieten sind oft auf ihr Dorf und ihre Arbeit fixiert, Touristen erzählen gerne von ihren Reisen und man könnte die Geschichte durchaus so verstehen, dass der Tourist nach dem zweiten Probieren wirklich meint, der Honig schmecke anders. Ich find's toll, dass du eine Balance zwischen Andeuten und Erzählen versuchst, aber in dieser Geschichte sind es für mein Verständnis zu wenig Andeutungen.
Das Hauptthema ist für mich, was den einzelnen Menschen wichtig ist. Für den Imker ist es eben seine Arbeit, sein Honig, daraus zieht er seine Identität. Aber du hast Recht, es sind noch mehr Themen da, wie z. B. die Kommunikation zwischen Menschen.
Gruß
tamara

 

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