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Makedonischer Honig

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12.08.2004
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Makedonischer Honig

In einem makedonischen Bergdorf gab es einen Imker. Schon sein ganzes Leben war er Imker. Sein Vater hatte ihm die Bienenstöcke vermacht, genauso wie er sie von seinem Vater übernommen hatte. Jeder hatte den Sohn mitgenommen in die rauen makedonischen Berge, hatte ihm gezeigt, wo man die Beuten aufstellte, wie man ein neues Bienenvolk gründete und wodurch jeder Honig sein individuelles Aroma bekam.
Über die Jahre hinweg perfektionierte der Imker die Kunst der Honigherstellung. Er konzentrierte sich einen speziellen Akazienhonig, dem eine handvoll Walnüsse begegeben wurden. Hierfür wurden die Nüsse frisch geerntet und in der Sonne getrocknet, um sie dann, auf dem Boden des Glases, durch den Honig natürlich zu konservieren. Diese Tradition, so schärfte ihm der Vater ein, stamme wie seine Vorfahren aus Ostungarn und dort aus der Region Tarpa - das solle er nie vergessen.
Mehr wußte der Imker nicht von Tarpa. Er wußte, daß sein Honig bis in die Stadt berühmt war und daß vor allem während der Sommermonate die Reisebusse extra anhielten, damit die Touristen ein kleines Gläschen in die Heimat mitnehmen konnten. Er selbst war nur ein einziges Mal in der Stadt gewesen, als er seine Frau heiratete. Ansonsten überließ er seiner Familie sämtliche Erledigungen. Er blieb lieber in seinem Dorf, zupfte an seiner Pfeife und schaute den Vögeln zu. Er suchte nichts da draußen in der Welt und er vermisste nichts. Die Touristen mit ihren verschiedenen Sprachen und Kleidungen betrachtete er interessiert, aber nie kam in ihm der Wunsch auf, zu erfahren, wie und wo sie lebten.
Eines Tages kam ein Mann die staubige Dorfstraße herauf. Das war sonderbar, denn die Touristen kamen sonst nie zu Fuß. Sie entstiegen klimatisierten Bussen, warfen einen kurzen Blick auf die Berge, kauften ihren Honig und stiegen wieder ein. Dieser Mann aber kam mit festen Schritten die Straße herauf und hielt neben dem Stand des Imkers an. Er holte ein Taschentuch aus der Hose und entnahm seinem Rucksack eine Trinkflasche. Er benetzte das Taschentusch und legt es sich mit einem seufzen auf die Glatze, die in der Mittagssonne bereits rot zu leuchten begann.
Erst jetzt schien er den Imker zu bemerken.
„Ist es noch weit, bis Kastoria?“, fragte er den Imker auf griechisch, doch der Akzent verriet ihn.
„Nein, nicht mehr weit“, antwortete der Imker. „Sie gehen die Straße bis zum Ende und dann biegen Sie nach links ab. Der Weg führt dann hinab bis Kastoria.“
Doch der Mann hörte nicht mehr genau hin. Seine Aufmerksamkeit galt dem Honig.
„Ist das Honig aus dieser Gegend?“ fragte der Mann.
„Der Honig ist von überall“, sagte der Imker. „Es kommt drauf an, wo meine Bienen hinfliegen. Von dort ist der Honig.“
„Darf man kosten?“, fragte der Mann.
Das war eine Frage, die der Imker bei den Touristen kategorisch ablehnte. Wenn jeder von dem Honig kostete, dann war der Honig alle. Aber dieses Mal beschloss er, eine Ausnahme zu machen. Jemand, der zu Fuß die Straße heraufkam und der sich für seinen Honig wirklich zu interessieren schien, der hatte es auch verdient, etwas von dem Honig zu kosten. Er drehte ein Glas auf und hielt es dem Fremden hin.
„Probieren Sie.“
Der Mann nahm das Glas, aber er tauchte nicht sofort den Finger hinein, wie der Imker es erwartet hätte. Vielmehr roch der Mann an dem Honig und hielt das Glas in die Sonne. Dann nahm er seinen kleinen Finger, tauchte ihn ins Glas und ließ den Honig wieder ins Glas laufen.
„Interessant“, sagte der Mann. „Darf ich kosten?“
Der Imker nickte, dafür hatte er ihm das Glas doch aufgemacht.
Der Mann steckte den Finger nicht in den Mund, sondern beträufelte seine Zungenspitze mit dem Honig. Er kaute den Tropfen eine Weile im Mund herum und fluchte etwas auf ausländisch. Er nahm einen großen Schluck aus seiner Wasserflasche und spülte den Mund aus. Dann träufelte er erneut einen Tropfen auf seine Zungenspitze und begann seinen Mund in verschiedene Richtungen zu bewegen. Ab und zu murmelte einige Oh´s oder Aha´s, denen er ausländische Worte folgen ließ.
Plötzlich erstarrte der Fremde. Sein Blick hing fest über den Bergen und sein Körper sah so aus, wie ein knorriger Baum, der all seine Blätter verloren hatte. Offenbar konzentrierte er sich sehr heftig auf etwas in seinem Mund.
„Ahhhh“, rief der Fremde plötzlich und noch mal. „Ahjahjah.“
„Was?“, fragte der Imker.
„Ich kenne diesen Honig“, nickte der andere eifrig. „Sie müssen wissen, ich war vor drei Monaten im Altai, wir haben die Gegend für eine Ölleitung vermessen und da gab es so einen kleinen Ort, wie hieß der doch gleich...“
„Tarpa?“
„Nein. Aktasch. Genau! Und dort habe ich diesen Honig schon einmal probiert. Ohne Nüsse zwar, aber der gleiche herbe Geschmack mit einem Schuß Zitronenmelisse. Mmh nicht zu süß, wie dieser Yukatanhonig aus Mexiko. Aber doch so fest und zähflüssig. Jaja, das war Aktasch.“
Er strahlte den Imker an und schien auf eine Bestätigung zu warten.
Der Imker sagte nichts, sondern schaute aufmerksam in das Gesicht des Fremden. Auch wenn er versuchte, nach außen hin ruhig zu wirken, so verrieten doch seine Hände die Erregung. Mit der Rechten umfaßte er seine Pfeife mit solcher Heftigkeit, daß der Knöchel hervortrat. Das linke Auge verengte sich unmerklich und der Blick des Imkers fixierte einen Punkt hinter der Stirn des Fremden. Die Nasenflügel weiteten sich, als er die Luft zu einem tiefen Atemzug einsog.
Der Fremde bemerkte diese winzigen Veränderungen nicht. Er schaute erwartungsvoll in das ruhige Gesicht des Imkers, der keine Anstalten machte, etwas zu entgegnen. Es entstand eine unangenehme Stille, die nur durch das Zirpen der Zikaden durchbrochen wurde.
Das Schweigen des Imkers verunsicherte den Fremden. Normalerweise wurde er nach einer solchen Einleitung mit Fragen bestürmt. Jeder wollte etwas hören, über sein außergewöhnliches Leben als Reisender. Über die dünne Luft in Mexiko oder die Kälte im Altai, Geschichten über Land und Leute, so, daß er einen Ansatz hatte, um von seinen Erlebnissen zu erzählen.
Da der Imker stumm blieb, beschloss der Fremde, selbst in die Offensive zu gehen. Schließlich sprach er gern von seinen Reiseerlebnissen.
„Waren Sie schon mal im Altai?“ fragt er mit gewinnendem Lächeln.
Doch sein Gegenüber machte keine Anstalten dem Fremden entgegen zu kommen. Mit unerschütterlicher Ruhe schaute ihm offen ins Gesicht. Der Tourist senkte den Blick. Er hatte das Gefühl, als lese der andere seine Gedanken.
Gerade begann er zu überlegen, wie er aus dieser Situation wieder herauskam, als der Imker plötzlich sein linkes Auge zusammen kniff und den Kopf etwas schief legte.
„Dieser Honig“, sagte er langsam, als hole er jedes Wort aus seinem Innersten hervor, „schmeckt rauchiger als der Altai-Honig.“
Der Fremde blickte überrascht auf. Damit hatte er nicht gerechnet. Er versuchte einen Hinweis im Gesicht des Imkers zu finden. Einen Scherz, eine Drohung, eine Unsicherheit, doch er konnte nichts entdecken.
Langsam, den Imker nicht aus den Augen lassend, hob er die Wasserflasche zum Mund und spülte erneut aus. Diesmal nahm er eine größere Honigmenge in den Mund. Lange ließ er den Honig zwischen den Backen kreisen. Verloren war sein Blick, den er über die Gipfel der Berge schickte. Nach langer Zeit kehrte er zurück zum Imker, der ihn unverwandt anblickte.
"Stimmt", nickte er anerkennend. „Definitiv ist dieser Honig rauchiger. Sie haben recht, ich war wohl etwas zu voreilig. Sie sind vielleicht ähnlich, aber nicht gleich. Bei dieser Vielfalt in der Welt kann man leicht etwas durcheinanderbringen, nicht wahr?" Er lachte befreit. "Würde es Ihnen etwas ausmachen, mir drei Gläser einzupacken?“
Langsam, sehr langsam, hob der Imker seine Pfeife und steckte sie sich zwischen die Zähne. Dann begann er, dem Fremden drei Gläser in ein Zeitungspapier einzuwickeln.
„Wollen Sie mir nicht das angefangene geben?“ rief der Fremde und deutet auf das offene Glas, in dem sich die Sonne spiegelte.
Doch der Imker schüttelte entschieden den Kopf. „Ich verkaufe nur geschlossene Gläser.“
Der Fremde bedankte sich und nahm den Rucksack wieder auf den Rücken.
„Also auf nach Kastoria“ sagt er.
Der Imker nickte ihm zum Abschied langsam zu. Er schaut dem Fremden nach, wie dieser die Straße hinauf zum Kamm erklomm.
Erst jetzt, als die Gestalt des Touristen kleiner und kleiner wurde, entspannte sich die Haltung des Imkers. Er klopfte mit der Pfeife gegen das Glas und blickte noch einmal hinauf zum Kamm, der nun wieder verlassen in der Sonne lag. Nun tauchte er den kleinen Finger hinein und versenkte ihn mit einem Schmatzen im Mund. Ja sein Honig war etwas Besonderes. Niemand hatte einen solchen Honig, wie er, zu verkaufen. Der Fremde hatte sich wohl geirrt.
Bedächtig setzte der Imker wieder seine Pfeife in Brand und ließ den Blick zufrieden über seine Berge schweifen.

 

Am Anfang war nur ein Mann, der stolz auf seinen Honig war

Hi tamara,

ja das stimmt, weil es jene ist, wo ich von den bisher hier veröffentlichten Geschichten versuche, nicht sofort sichtbare Zusammenhänge aus einem anderen Betrachtungswinkel zu zeigen und damit evtl. zum Nachdenken anzuregen. Insofern sind die vier Fragen nicht die Grundprobleme der Welt, aber ich hoffe, daß sich das Nachdenken über sie nicht nur auf die Fragen beschränkt, sondern auch auf andere Fragen, die in eine ähnliche Richtung gehen z.B. was ist für jeden einzelnen Menschen wichtig und was passiert, wenn meine wichtigen Sachen mit den wichtigen Sachen von anderen kollidieren? Und wie gehen die beiden miteinander um und was hat das für Auswirkungen und wie gehen wir miteinander um und was hat das für Auswirkungen?

Ich will auf gar keinen Fall, den Anschein erwecken, daß ich mit der Geschichte alle Weltprobleme darstellen möchte und mir dies alles schon vorher überlegt habe, sondern mir ist es dann ähnlich gegangen, wie einigen in diesem Thread. Ich hab´s erst im Nachhinein gesehen und die Geschichte ist mir immer wichtiger geworden.
Ich glaube, daß ich eben unbewußt Erfahrungen und Beobachtungen sowie eigene Vorstellungen reingebaut habe, die ich eben erst jetzt wiedererkenne. Tja und darum ist sie mir so wichtig.
Und wenn eben der Tourist beim zweiten Backenkreisen wirklich meint, etwas anderes zu schmecken, dann ist die Frage, warum so plötzlich? Was beeinflußt seinen Geschmack?
Grundsätzlich ändert es aber nichts an der Aussage, daß der Imker einen großen Teil seiner Identität verloren hätte, wenn der Tourist ebenso stolz und selbstsicher gewesen wäre, wie er bzw. wie es am Anfang den Anschein hatte.
Wie geht es uns denn, wenn wir einen Bekannten treffen, der sagt: Hey ich kennen einen, der ist genauso wie Du, genau so, ich schwör´s.
Hofft man dann nicht auch, daß der Bekannte einige verborgene Wesenzüge nicht kennt, die den Unterschied ausmachen, weil wir irgendwo alle glauben wollen, etwas besonderes zu sein?

Insofern ist es für den Imker seine Arbeit und natürlich auch seine Identifikation. Und schon allein den Aspekt zu beleuchten, daß so etwas durch eine unachtsame Bemerkung ins Wanken gerät, ist für mich ziemlich interessant darzustellen. Ist zwar nur ne Kleinigkeit, aber wie oft ist es so, daß irgendeine kleine Bemerkung von Menschen, die uns wichtig sind, weil wir sie mögen, weil wir ihnen vertrauen oder weil wir sie auf diesem Gebiet respektieren, uns ziemlich reinreißt, weil wir vielleicht was anderes erwartet haben und vielleicht ist es nur unglücklich interpretiert wurden oder unglücklich formuliert, weil die Person nicht weiß, wie wichtig es uns ist.

Naja und das wollte ich eben zeigen...

viele Grüße

jan

P.S. Ojee, ich seh´ schon, ich nähere mich an einige Spezialisten an, die in ihren Rechtfertigungen nochmal sämtliche Weltprobleme wiederkäuen. Ihr sagt rechtzeitig bescheid, wenn es soweit ist, ja?

 

Hallo macsoja!

Du hast hier zwei sehr gegensätzliche Charaktere aufeinandertreffen lassen, die doch eines gemeinsam haben: Sie wollen beide Aufmerksamkeit. In diesem Sinne sehe ich auch den Touristen nachgeben – bezüglich des Honigs kommt das für mich nicht ganz so an, denn ich glaube dem Imker, schließlich zeigst Du uns zuvor, wie sehr er in seinem Beruf lebt, also kann es schon sein, daß sein Honig noch besser ist. (Abgesehen davon, daß das ohnehin eine subjekitive Frage ist.)

Ich sehe den Imker so, daß er zufrieden ist mit sich und seiner Umwelt, mehr braucht er nicht – und wenn er wegfahren würde, wer würde sich denn dann um die Bienenstöcke kümmern?
Die Touristen, die normalerweise mit dem Bus kommen, kaufen zwar seinen Honig (so, wie sie in einem Supermarkt etwas kaufen), interessieren sich aber nicht für das Drumherum. Und dann kommt einer, der nicht nur zu Fuß die Straße heraufkommt, sondern sich sogar richtig für den Honig und auch die Gegend interessiert. Wir erfahren aber auch, daß er das eher aus Eigennutz tut, weil er gern seine Geschichten an den Mann bringen möchte – was bei dem Imker nicht klappt, denn der zeigt kein Interesse an seinen Geschichten von der Welt, er kennt nur seinen Honig und ist stolz darauf. Der Tourist bemerkt dies und gibt nach, indem er ihm bestätigt, den besten Honig zu haben – gleichzeitig für den Touristen die einfachste Möglichkeit schnell wieder wegzukommen, irgendwohin, wo sie seine Geschichten doch hören wollen.
Der eine wartet, daß das Glück zu ihm kommt, der andere läuft ihm nach.
Der Imker jedenfalls ist glücklich, denn er weiß ja gar nicht, daß der Tourist sein Interesse bloß gespielt hat, um seine Geschichten zu erzählen, er hat nur erlebt, daß jemand zu Fuß gekommen ist, sich für seinen Honig interessiert und ihm bestätigt hat, daß es der beste Honig ist, und auch gleich drei Gläser gekauft hat. – Der Tourist hat da eindeutig die schlechtere Taktik. :D

Das war jetzt zwar ein bisschen an Deiner Intention vorbei, aber ich denke, man kann die Geschichte durchaus auch so sehen, vor allem aber hat sie mir gefallen. :)

Man kann das natürlich auch aufs Große umlegen: Wenn man nicht sieht, was in der Welt geschieht, sich nur in seinem Garten aufhält, dann kann rundum geschehen, was will, es berührt einen nicht, weil man ja gar nichts davon weiß. – Da komme ich dann eher auf das, was Du aussagen wolltest, und komme auf die Frage, ob es denn glücklich macht, nichts zu wissen.

„Dieser Honig“, sagte er langsam, aber mit fester Stimme, „schmeckt rauchiger als der Altai-Honig.“
Wenn Du Deine Intention noch mehr herausholen willst, könnte das vielleicht funktionieren, wenn Du hier noch mehr Gestik einbaust und/oder die Betonung besser beschreibst. Je nachdem, wie man diese Stelle liest und aufnimmt, wird man die Aussage anders deuten, glaub ich.

Die restlichen Kleinigkeiten:

»In einem makedonischen Bergdorf lebte ein Imker.«
– Ich weiß nicht, ob Du die Geschichte aus einem bestimmten Grund in Vergangenheit geschrieben hast, Gegenwart würde mir glaub ich besser gefallen – nicht nur, weil der Imker dann noch leben dürfte. ;)

»Der Imker war die ganze Zeit mit den Bienen beschäftigt, daß er gar nicht merkte, wie die Jahre vergingen.«
– zum »daß« würde ein »so sehr« oder einfach nur »so« meiner Meinung nach besser passen, als »die ganze Zeit«, aber ich würde eher das »daß« vermeiden und »und merkte gar nicht, …« schreiben. Also entweder »war so sehr mit den Bienen beschäftigt, daß« oder »die ganze Zeit mit den Bienen beschäftigt und merkte gar nicht, …«

»Während der Sommermonate saß er an der Straße des Dorfes und verkaufte seinen Honig, einen speziellen Akazienhonig mit einer handvoll Walnüssen auf dem Boden des Glases. Dabei wurden die Nüsse frisch geerntet und in der Sonne getrocknet,«
– wobei? Sollte vermutlich »Dafür« heißen?

»Er blieb in seinem Dorf, zupfte an seiner Pfeife«
– wie zupft man an einer Pfeife? »zog an seiner Pfeife«? »nuckelte an seiner Pfeife«? »stocherte in seiner Pfeife«?

»Eines Tages kam ein Mann die staubige Dorfstraße hinauf gelaufen.«
»Dieser Mann aber kam mit festen Schritten die Straße hinauf«
»Jemand, der zu Fuß die Straße hinaufkam« (das kommt in der Reihenfolge erst nach dem nächsten Tip)
– nachdem Du aus der Perspektive des Imkers erzählst: herauf

»„Nein nicht mehr weit“, sagte der Imker. „Sie gehen die Straße bis zum Ende und dann biegen Sie nach links ab.«
– Nein, nicht
– fände schöner »und biegen dann nach links ab«, dann wiederholt sich das »Sie« nicht.

»Das war eine Frage, die der Imker bei den Touristen immer kategorisch ablehnt.«
– ablehnte

»Er holte eine Flasche Paikoy-Wasser aus dem Rucksack und begann den Mund auszuspülen, dann träufelte er erneut einen Tropfen auf seine Zungenspitze und begann seinen Mund in verschiedene Richtungen zu bewegen.«
– Abgesehen davon, daß sich »begann« wiederholt: Warum beginnt er denn überhaupt beides nur? Vorschläge: »spülte sich den Mund aus«, »bewegte den Mund in verschiedene Richtungen«

»Ab und zu murmelte er ein "Oh" oder "Aha", denen er ausländische Worte folgen ließ.«
– nachdem es jeweils nur eins ist: dem er ausländische …

»„Ich kenne diesen Honig“, nickte der Andere eifrig.«
andere

»So daß er einen Ansatz hatte, um von seinen Erlebnissen zu erzählen.«
– soweit ich mich erinnere, in alter Rechtschreibung entweder »So, daß« oder »Sodaß«

»Doch der Imker machte keine Anstalten dem Fremden entgegen zu kommen.«
– engegenzukommen

»Schon wollte er sich überlegen, wie er aus dieser Situation wieder herauskam,«
– hier würde das »begann« besser passen: Schon begann er, sich zu überlegen, …«


Alles Liebe,
Susi :)

 
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Hallo Mac,

deine Geschichte hat mir ausgezeichnet gefallen.

Allerdings bin ich als Leser nicht ganz unbefangen gewesen. Als du eine Parallele zu meiner Nalwalgarh-Story hergestellt hast, hast du meiner Lesart schon eine Richtung vorgegeben.

Jedenfalls fand ich, dass deine Story nicht von Honig sondern von Menschen handelt.

Beim ersten Lesen dachte ich, ich müsste vor allem herausfinden, ob der Imker nun den Akatasch-Honig wirklich kennt oder nur so tut. Mein Gefühl hat mir gesagt: Der Imker blufft. Der Fremde lässt seine Weltkenntnis raushängen, deswegen hält er dagegen. Und nach einem Blick in Wikipedia hat sich das bestätigt: Das Altai liegt in Mittelasien - sehr weit weg also. Wenn der Imker glaubt, die ungarische Stadt Tarpa läge im Altai, war er wohl niemals dort und kennt auch den Honig nicht. Der Fremde war dagegen sehrwohl im Altai und in Mexiko, würde nur zu gerne davon erzählen. Wegen der fachmännischen Verkostung glaube ich dem Fremden, dass er was von Honig versteht. Ich vermute, er kennt den Altai-Honig wirklich.

Nachdem ich die Bluff-Frage gelöst hatte, habe ich mich auf den folgenden Zweikampf konzentriert, bei dem sich der Imker und der Fremde in die Augen sehen. Schließlich setzt der Imker seine Sicht der Dinge durch, der Fremde gibt auf. Wie ist das zu verstehen? Drei Möglichkeiten sehe ich:

a) Selbstbetrug des Imkers: Für ihn zählt die Wahrheit wohl weniger als die Zufriedenheit über seinen einzigartigen Honig.
b) Menschenkenntnis des Imkers: Er hat die Erinnerung und den Geschmack des Fremden durch seine freche Behauptung auf die Probe gestellt. Und anscheinend ist der Fremde darüber unsicher geworden. Also war die Erinnerung des Fremden nur noch schwach, und hielt einer Belastung (nämlich dem Blick des Imkers) nicht stand.
c) Die dritte Möglichkeit ist, dass der Fremde aus purer Menschenfreundlichkeit oder aus Mitleid nachgegeben hat (wie du es beabsichtigt hast).

Keine von den drei Interpretationen ist zwingend. Insofern hat die Geschichte ein offenes Ende.

Dein Erzähler kann in die Köpfe der Protagonisten gucken (z.B. "Doch mehr wußte der Imker nicht von Tarpa..." oder "Die Situation war ihm [dem Fremden] etwas unangenehm. Normalerweise befragten ihn die Leute ... So daß er einen Ansatz hatte, um von seinen Erlebnissen zu erzählen.") Ich glaube, er könnte sagen, ob a, b oder c zutrifft. Aber er sagt nicht alles, was er weiß. So kann sich jeder Leser raussuchen, wen er lieber mag: Die Bodenständigen wählen den Imker, die Weltreisenden den Fremden.

Jedenfalls gratuliere ich dir zu der Story. Das ganze ist eine dick geschriebene Empfehlung wert. Allerdings hätt ich es besser gefunden, wenn du deine Intentionen nicht so exhibitionistisch enthüllt hättest...

Ein bisschen Detailkritik noch:
Das war eine Frage, die der Imker bei den Touristen immer kategorisch ablehnt. -> ablehnte
ließ den Blick langsam über seine Berge kreisen. -> vielleicht besser von Berg zu Berg wandern?
Der Imker war die ganze Zeit mit den Bienen beschäftigt, daß er gar nicht merkte... -> "so mit den Bienen beschäftigt, daß..." oder "mit den Bienen beschäftigt, so daß..."

Grüße,
Dein Stefan

 

hi macsoja

ich musste ja mal schauen, wie du das so machst.
im Grunde hab ich es gerne gelesen. ganz ehrlich. ich konnte mir die Berge und die Prots bildlich vorstellen, das hast du gut gemacht.
und wie du ja selbst schon sagtest: nur ein handlungsstrang. aber gut. mir ist ab und an ein wenig langweilig geworden, aber das ist ja deine Sache.
wie du bei mit, finde ich deine erzeugte LAndschaft und deine Prots interessant. nur die Handlung. sie ist alltag. warum Gesellschaft? klar, muss es nicht immer Gesellschaftskritisch sein, aber nur wegen dem tourismus. ich habe leider keine Besonderheiten erkannt und auch nichts, das mich mitreißt oder mit erkenntnis gibt.
flüssig geschrieben ist es, aber nicht aufregend prickelnd oder interessant. aber das willst du ja so, von daher brauch ich hier gar nicht erst anfangen rumzumeckern.
alles in allem hab ichs aber recht gerne gelesen.

besten GRuß

 

Merci für die Meinungen, ich werd´ mich mal für ne Weile zurückziehen, um die Sachen zu analysieren. Melde mich dann wieder.
gruß
mac

 
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Hi Jan!

Ich hab' mir Deine Geschichte angesehen und einen Blick auf den ersten Teild der Kritiken geworfen. Dabei sind mir zwei Dinge aufgefallen:

Viele hier verwechseln die Rubrik Gesellschaft mit Gesellschaftskritik. Allerdings sind das - fuer mich zumindest - zwei verschiedene Dinge. Man kann portraitieren ohne mit dem Finger in Wunden druecken zu muessen. So, das war das Eine.

Das Andere ist der Grund, wieso niemand Deine Intention erkennen kann. Meiner Ansicht nach liegt das an der Tatsache, dass niemand nur aufgrund der Geschichte versteht, wieso der Honig fuer den Haendler so wichtig ist. Dass er wichtig ist, das ist klar, aber wieso muss er einzigartig sein. Und - vor allen Dingen - wieso hat der Haendler ein existentielles Problem damit, wenn dieser Honig nicht einzigartig ist. Genau das muss dem Leser klar sein, gemau das muss der Kern der Geschichte sein, bevor der Fremde ihn anspricht. Dann versteht man auch, dass der Haendler an sich und seinem Leben zweifelt, wieso er zittert, und innerlich erschuettert ist, weil dieser Fremde versehentlich etwas aussprach, was fuer ihn selbstverstaendlich ist. Wie Du das hinkriegst, ist nicht so ganz einfach. Beispiele (oder alles das und noch mehr): Du kannst seinen Vater ihm das einblaeuen lassen, ihn mit seinen Nachbarn streiten lassen, oder besser Nachbarn erwaehen lassen, dass er, was seinen Honig angeht etwas empfindlich ist, und Du solltest erwaehenn dass er nicht damit leben kann, jemand zu sein, der nichts besonderes ist. Ist sein Honig 0815, dann ist er es auch. Er tritt aber jedem in die Eier, der das behauptet. Das muss klar sein, dann kann der Fremde kommen, der am besten wiederholt darauf besteht, dass der Honig nix besonderes ist. Die beiden muessen sich etwas zanken, schliesslich ist der eine eine weitgereister (vielleicht sogar Besserwisser :-) und der andere nur der Bauer vom Dorf, der sich in seiner Existenz bedroht sieht.

So. Das waren nur ein paar Gedanken. Vielleicht helfen sie Dir.

servus,

sarpenta

 

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