Max Frisch ist einer meiner liebsten Schullektüreautoren. Ich mußte damals "Stiller" lesen, tat das aber durchaus mit Genuß. Die Erzählung war mir aber zu lang. "Homo Faber", das ich erst vor kurzem gelesen habe, gefällt mir noch besser, zumal hier auch die Kürze stimmt.
Frisch hat einen wunderbar melancholischen Stil und zeichnet das Innenleben seiner Protagonisten sehr überzeugend, wie ich finde. Was mir an "Homo Faber" außerdem gefällt, ist, daß man auf den wenigen Seiten so ausufernd in der Weltgeschichte herumkommt, ohne den Eindruck zu haben, es ginge zu schnell oder auch nur im entferntesten hektisch zu.
Das einzige, das mir mißfällt, ist die radikal einseitige Interpretation des Werkes als "Rational denkender Mensch bemerkt, daß sein Weltbild nicht funktioniert - Kritik an Verstand und Moderne". Walter macht dabei auf keinen Fall den Eindruck, als sehe er sein Leben im Rückblick als verpaßte Chancen. Soviel wir von seinem Leben erzählt bekommen, ist es doch durchaus menschlich und sympathisch - und ob die faszinierenden Zufälle nun Statistik oder Schicksal sind, rational zu fassen oder nicht, ist völlig unerheblich. Mir geht diese Auslegung daher zu weit.
Das Buch selbst: Sehr lesenswert.