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Wenn mein Baby kommt

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09.06.2017
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Wenn mein Baby kommt

Als Leander heimkam, hatte er einen Brand. Das nasse Hemd klebte ihm am Rücken. Eine Stunde auf der A5 festgesteckt, die Bushido-CD gekillt— er war bedient.
„Hast du wieder geraucht?“, fragte sie.
Und wenn schon.
Er knallte das Notebook in die Ecke und riss die Kühlschranktür auf.
Das Licht war immer noch kaputt.
„Ich hab hier Pils reingestellt. Wo ist das?“
Denise servierte Avocado-Thunfisch-Salat.
Er ließ sich auf seinen Platz fallen.

„Arno wird Teamleiter.“
„Ist das gut oder schlecht?“, zirpte sie.
„Das einzige, was der kann, sind Gantt-Diagramme. Aber mit den Leuten in der Produktion reden oder was arbeiten, das kann der nicht."
Arno, was ein Speichellecker.
Leander wusste, wer arbeiten konnte und wer nur so tat als ob. Er war sich nicht zu schade, einen von den Hilfsarbeitern anzubrüllen, wenn es sein musste. Es war die einzige Sprache, die diese Sonderschüler verstanden. Dem Chef gefiel das nicht.
Leander kratzte sich unter dem Arm.
"Noch irgendwo Bier?“

Es war immer da. Saß wie ein stummes Gespenst mit am Tisch.

Das Telefon läutete. Denise schaute aufs Display, dann klickte sie den Anruf weg.
Lass mich doch, Anna, dachte sie. Du mit deinen Zwillingen, ach so süß.
Heute war Denise' freier Tag im Sanitärfachgeschäft. Sie hatte ihn genutzt.
Das Walnussbaguette war kross, die Meersalzbutter delikat. Auf den Villeroy & Boch-Tellern thronten Gambas an Safranreis — wertvolles Protein.
Alkohol war Gift. Sein Pils hatte sie heute Mittag weggeschüttet.
Den Karottensaft hatte Denise mit Ananas und Orange aufgepeppt, alles versucht, aber die Karotte war immer noch herauszuschmecken.
Leander ließ das Glas stehen.

Mit dem Dessert hatte sie sich selbst übertroffen: Sahnecreme mit einem Hauch von Mokka. Während er es in sich hineinschaufelte, stellte sie sich hinter ihn und massierte seine knotigen Schultern.
Das Negligée hatte sie über dreihundert Euro gekostet, war quasi ihre Investition in die Zukunft, und Gott sei dank überprüfte er ihre Kreditkartenabrechnungen nie. Leander sah zur Uhr. Sie schlang ihre Arme um seine Schultern und knabberte an seinem Ohr.
„Komm mal mit“, schnurrte sie. „Ich muss dir was zeigen.“

Er zog die Nase hoch und verschwand ins Bad. Auch gut.
Denise räumte den Geschirrspüler ein und verstaute die Essensreste, in Tupperdosen verpackt, im Kühlschrank.
Dann zündete sie die Kerzen im Schlafzimmer an und wartete.
Er kam nicht.

Sie ging ins Gästeklo und pieselte auf einen Streifen. Seit einem Jahr kaufte sie die Tests nicht mehr im Internet, sondern nur noch aus der Apotheke. Immer noch positiv. Na also.
Um neun ging sie ins blauflackernde Wohnzimmer, fand Leander auf dem Sofa schnarchend. Die Kommissarin befragte Zeugen im orangegekachelten Hallenbad. Denise schaltete den Fernseher aus, kniete auf dem Boden und pustete ihm ins Ohr. Jetzt war Raffinesse gefragt, denn morgen wäre zu spät.
Sie strich ihm über den Arm und flüsterte: „Lass uns ins Bett gehen.“
Leander hatte seine Hose geöffnet. Sein Bauch quoll über den Bund, er hatte im letzten Jahr zugelegt. Aus seiner Nase wuchsen Haare.
Es war jetzt nicht wichtig.

Denise zog ihn an den Armen.
„Herrgott, lass jetzt“, knurrte er. „Hatte einen anstrengenden Tag, ja?“
Sie spürte einen Knoten im Hals. „Es geht nur noch heute. Ganz kurz.“
„Komm, hör auf mit deinem Rumgeheule.“
Er wälzte sich vom Sofa und taumelte davon.
„Gott verdammt“, hörte sie ihn brüllen.
Sie folgte ihm in den Flur und sah die Flammen aus dem Schlafzimmer dringen.
Leander rannte los, stolperte über seine herabrutschende Hose und füllte den gelben Plastikeimer mit Wasser.

Das Schlafzimmer war verräuchert, das Ehebett schwarz. So legten sie sich zu zweit auf das große Ecksofa im Wohnzimmer.
Leander kam schnell und stieß sie wund. Ihr Negligée riss links neben der Naht auf. Denise legte sich ein Kissen unter den Po und lag noch lange wach, lauschte mit rotgeränderten Augen durch die geöffnete Balkontür nach draußen. Die Mücken stachen in dieser Sommernacht erbarmungslos zu.
Wenn erst ihr Baby käme, würde alles anders werden.
Irgendwo draußen schrie ein Tier.

 

Hallo weltenläufer, hallo Friedrichard,

vielen Dank für eure Kommentare!!! :)

Ich werde demnächst noch im Detail darauf eingehen.

Sie (eure beiden Kommentare) ergänzen sich in genialer Weise:
weltenläufer bemängelt (zu Recht) meine irreführende Verwendung der Pronomen. Und bei Friedrichard lese ich "an Denisens arbeitsfreiem Tag" und fange an zu grübeln, wie denn der Genitiv von Denise lautet. Die Frage habe ich mir schon beim Schreiben gestellt und daher zu den Pronomen gegriffen. :D
(Der Duden sagt übrigens, der Genitiv lautet Denises.)

Noch einen schönen Sonntag!
Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Sie (eure beiden Kommentare) ergänzen sich in genialer Weise:
weltenläufer bemängelt (zu Recht) meine irreführende Verwendung der Pronomen. Und bei Friedrichard lese ich "an Denisens arbeitsfreiem Tag" und fange an zu grübeln, wie denn der Genitiv von Denise lautet. Die Frage habe ich mir schon beim Schreiben gestellt und daher zu den Pronomen gegriffen.
Ja,so sind wir halt,

liebe Anne,

und ich weiß, wir der Duden den Genitiv des weibl. Namens definiert, was m. E. seiner eigenen Regel (Duden-Grammatik) zuwiderläuft. Für den Genitiv (jetzt so aus'm Gedächtnis und sicherlich sehr verkürzt) lassen sich drei Typen ausmachen, die übliche Endung (der Kerl/des Kerl(e)s / der Mensch/des Menschen / die Frau/der Frau. Eigentlich überraschend, dass die Endung auf -en im Singular i. d. R. maskulin sind (der Junge/des Jungen, wobei die Umgangssprache ihm - de, Genitiv des Jungen - den Garaus machen wird mit der umgangssprachlichen, flotten Pluralform Jungs)

Es gibt immer noch Ausnahmen wie etwa beim Herz, wo die alte Form "des Herzens" zwar absehbar wegen der/gegen die Reduzierung auf des "Herzes" unterliegen wird, aber eben auch noch verwendet wird nicht aber - zumindest bis jetzt - beim Buchstaben .

Nun ist Denise zweifellos die weibliche Ableitung des Dennis und das Endungs-e unbetont bis stumm (zumindest der westgermanistischen Zunge, nicht bei der frz.), die in der vom Duden vorgeschlagenen Form wie beim Dennis, des Dennis('), selbst den Apotroph kann man lt. Duden.de weglassen, womit der Genitiv des Dennis(') eher fem.,, die Denise aber mask. im Genitiv endet ...

"Der" Denise - ob mit oder ohne Apostroph ginge also auch.

Tschüss und bis bald

Friedel

 

Die nächste Version meines kleinen (Text-)Babys ist online. :)

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Hallo weltenläufer,

ich danke dir sehr für deinen Kommentar!

Ich bin froh um jeden, der sich meiner Texte erbarmt. Immer her mit der Kritik.

Ich nehme als Take-Home-Message mit, dass ich Wörter mit vielen Silben vermeiden und mit der Syntax variieren soll, richtig?

Ich fange mal mit dem (wenigen) an, wo ich nicht mit dir d'accord bin:

Das Telefon stelle ich mir tatsächlich als ein altmodisches Festnetzgerät vor. Es läutet ja auch. Da halte ich ein schmales, grünbraunes, altmodisches Displayband (kein Touchscreen) und ein Wegklicken des Telefonates mit einem Tastendruck für miteinander vereinbar.

Danke für den Hinweis mit dem Präsens! Bei dieser Geschichte habe ich aber fest im Kopf, dass ich sie in der Vergangenheit schreiben muss, als Schreibübung sozusagen. (Grundsätzlich bin ich dem Präsens sehr zugetan und schreibe auch die Fortsetzung von "Kirchenschatten" logischerweise im Präsens weiter.)

Inwieweit die wirtschaftliche Situation der beiden jetzt dadurch inkonsistent beschrieben ist, dass das Kühlschranklicht kaputt ist und sie von teurem Porzellan speisen, weiß ich nicht, sehe ich nicht so. Hat sich halt noch keiner von den beiden die Zeit genommen, das blöde Birnchen auszutauschen, würde ich sagen. Also ärmlich soll es bei den beiden nicht zugehen. Ein Baby ist etwas, was man sich eben nicht für Geld kaufen kann.

Deine restlichen Hinweise habe ich versucht, umzusetzen. Ich verstehe deinen Punkt, auch ein Anti-Wohlfühltext (oder wie auch immer das Gegenteil von Wohlfühltext heißt) sollte lesbar sein. Das Subjekt-Prädikat-Objekt-Rumgeholze habe ich reduziert. Hoffe, das Stakkato ist jetzt zumindest leiser. Im ersten Satz steht immer noch "hatte", da ist mir nix eingefallen ... :Pfeif:

LG, Anne

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Hallo Friedrichard,

auch deine Korrekturen sind eingearbeitet. Nur um das "Erstellen" der Gantt-Diagramme habe ich mich gedrückt, indem ich das Verb ganz gestrichen habe.
(Dieselbe Mogelei habe ich angewendet, um ein paar Korrekturen von weltenläufer abzuarbeiten - das "hatte-Virus" wegzudesinfizieren und so -, aber bitte verrat mich nicht ...)

Kleiner Exkurs: Ich hatte tatsächlich mit Bedacht geschrieben, dass Arno diese Diagramme "malt". Wollte, dass Leander das verächtlich nach einer künstlerischen Tätigkeit benennt, um die Sinnlosigkeit dieses Tuns zu unterstreichen. Aber nu isses weg.

Danke dir auch für deine Einsichten zum schönsten aller Kasuum. Habe Denise nun im Genitiv ein Apostroph mitgegeben. Hoffe, es ist recht so.
Obwohl "Denisens" ja irgendwie sinnlicher klänge, seufz. Nur, dass es bei diesem unsentimentalen Text leider nicht reinpasst.

LG, Anne

 

Kleiner Exkurs: Ich hatte tatsächlich mit Bedacht geschrieben, dass Arno diese Diagramme "malt". Wollte, dass Leander das verächtlich nach einer künstlerischen Tätigkeit benennt, um die Sinnlosigkeit dieses Tuns zu unterstreichen. Aber nu isses weg.

Nee, ne, nich' wirklich,

liebe Anne49,

dann muss es sofort wieder eingefügt werden. Spitzen gegen Konkurrenten sind doch wie das wahre Leben. Hättestu das irgendwie (malen in Gänsefüßchen oder ein Hinweis der hervorhebenden Betonung zB) kenntlich gemacht, ich Trottel hätte es verschont mit meiner dümmlichen Besserwisserei.

Übrigens setz ich gleich Kleistsche Verse in Sachen Genitiv ein nach dem Motto, so schnell kanns komisch werden ...

Bis bald

Friedel

 

Hallo Friedrichard,

dann muss es sofort wieder eingefügt werden. Spitzen gegen Konkurrenten sind doch wie das wahre Leben. Hättestu das irgendwie (malen in Gänsefüßchen oder ein Hinweis der hervorhebenden Betonung zB) kenntlich gemacht, ich Trottel hätte es verschont mit meiner dümmlichen Besserwisserei.

Tja, was soll ich sagen: Leider zu spät. :Pfeif: Das Kursive ist dem Gespenstersatz vorbehalten, und Gänsefüßchen sind mir zu plump. Wenn ich es erst durch Formatierung zeigen muss, dann ist es mir das nicht wert, bzw. dann lenkt es zu sehr ab von dem, um was es eigentlich geht.

LG, Anne

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Hallo maria.meerhaba,

danke, dass du auch reinschaust! Freut mich wirklich.

Ich hab auf die Lehrerin M. gehört, die gesagt hat, ein Schreibanfänger soll erst einmal etwas mit dem Tag "Alltag" schreiben.

Jeden Abend unterhalte ich mich mit Jana und Lukas über ihre Zukunft (= das, was ich eigentlich schreiben will). Daneben nöle ich gerne an fremden Texten rum, verunsichere aufstrebende Jungautoren (oder auch nicht), und dann schreibe ich eben diese Skizze, um das Schreibhandwerk zu trainieren. So kurz, dass die Wortkrieger nicht so viel lesen müssen, bevor sie mir die Leviten lesen, wie ich oben im Thread schon ausgeführt habe.

Du kommentierst eine alte Version. Das macht fast nix. Bis auf die Geschichte mit dem ersten Satz. Auch da habe ich aufgepasst, was die Schreiblehrerin M. gesagt hat: Dass der besonders wichtig ist.

Nun lautet der Anfang aber:
" Als Leander heimkam, hatte er einen Brand. Das nasse Hemd klebte ihm am Rücken."

weltenläufer hat mir die Ohren langgezogen, von wegen ewig gleicher Satzaufbau, und das kam dann dabei heraus.

Das mit dem Telefon habe ich oben in der Antwort an weltenläufer erklärt.

Ja, die Denise, die ist echt verzweifelt. Sie glaubt auch, dass Karottensaft gut für die Spermienproduktion ist. Ich kenne niemanden, der das gerne trinkt, jedenfalls keine Männer. :sick:

LG, Anne

 

Hallo Anne,

Ich bin ja immer noch versucht, dass die Denise den Leander, wenn er von der Arbeit heimkommt, mal Baby nennt. So als Kosewort. Und natürlich mit Blick auf den Titel der Geschichte. Ich weiß nur nicht, wie künstlich das wirkt. Wer nennt heutzutage seinen Partner Baby? Klingt sehr nach Popcornkino der Neunziger.

Da wollte ich dir doch auch noch drauf antworten. Du hast das bisher nicht getan und ich finde das auch gut, aus den Gründen, die du genannt hast. Dass sie ihre brachliegenden Muttergefühle bei ihm austobt, wird auch so deutlich. Aber ihr Hauptmotiv ist ja doch eher ihn zum perfekten Erzeuger eines Kindes zu füttern.

Ich finde, der Text ist jetzt sehr rund geworden.

Liebe Grüße von Chutney

 

Hallo Chutney,

vielen Dank für deine Einschätzung! Jetzt fühle ich mich gleich besser. :)

Aber ihr Hauptmotiv ist ja doch eher ihn zum perfekten Erzeuger eines Kindes zu füttern.
:D

Ich finde, der Text ist jetzt sehr rund geworden.

Freut mich. Eigentlich will Denise ja rund werden ...

LG, Anne

 

Hi Anne49,

jetzt komm ich hier auch mal um die Ecke geschlichen. Das ist ja ein kurzer Text, ich hab den zwischendurch immer mal wieder angeschaut und jetzt bleibt nicht mehr viel zu sagen übrig. Ich ihn von Anfang an eigentlich ganz knackig und zupackend. Und jetzt ist er noch besser gefügt, scheint mir. trotzdem versuch ich mal, was zu mosern zu finden!


Als Leander heimkam, hatte er einen Brand.
Eher ne Frage als Kritik: Mit kommt der "Brand" natürlich vor in Sätzen wie "Boah hab ich 'n Brand" oder so. So sachlich dahin gestellt erscheint er mir etwas befremdlich. Kann aber an mir liegen.

Von Zwiebeldunst umweht, servierte Denise Avocado-Thunfisch-Salat.
Der Satzlogik nach ist Denise vom Zwiebeldunst umweht, nicht der Salat, und im Salat sind wahrscheinlich auch keine Zwiebeln, oder? Trotzdem etwas merkwürdig für mich - wo kommt der Dunst her?

Es war immer da. Saß wie ein stummes Gespenst mit am Tisch.
Dieser Einschub war und dem einen oder anderen Kommentar schon mal Thema, ich weiß nicht mehr, ob und wie du ihn erklärt hast. Im Text bleibt er mir jedenfalls rätselhaft.

Du mit deinen Zwillingen, ach so süß.
"Ach so süß" schwächt aus meiern Sicht die Wirkung des Satzes, zumindest in der Form. Ich könnt's mit aber vorstellen mit einer deutlicheren Zeichnung der mokierenden Haltung, also sinngemäß "... Zwillingen, tütütü, ach wie süß." Wenn du verstehst, worauf ich hinauswill ...

Sie folgte ihm in den Flur und sah die Flammen aus dem Schlafzimmer dringen.
An sich eine witzige Wendung, finde ich. Hier ist mir das aber noch eine Spur zu effekthascherisch, hab irgendwie den Eindruck, es brennt vor allem, damit was passiert ... Vielleicht liegt's an den Kerzen: Das ist recht unwahrscheinlich, dass die Kerzen ein Feuer entfachen. Wenn Denise da jetzt ein kleines Feuerwerk aufgebaut hätte oder so und ich sie dabei beobachtet hätte, dann würde ich die Folge wahrscheinlich in Ordnung finden. Also, wenn sie irgendetwas besonders ausgefallenes aufbauen will, kann ja auch mit Kerzen sein, aber halt irgendwie so, dass ich im Nachhinein denken kann: Stimmt, das war eigentlich ziemlich gewagt, was die gute da hergerichtet hat. Überraschung ist gut, kommt mir hier aber halt ein Tick zu sehr aus dem Nichts.

Alkohol war Gift. Sein Pils hatte sie heute Mittag weggeschüttet.
An der Stelle fid ich das etwas irritierend. Oft finde ich das in dem Text gelungen, wie nicht ein Satz immer gleich auf den nächsten antwortet sondern das Gerüst verschoben, verschachtelter ist. Aber diesen Satz wprde ich, glaube ich, trotzdem lieber in der Nähe des Kontexts sehen, also z.B. wenn der Typ (Lukas wollte ich grad schreiben, aber das war ja der andere) das zweite Mal nach Bier fragt.

Leander kam schnell und stieß sie wund.
Ein bisschen ungewöhnlich in der Reihenfolge: Kam erst schnell, stieß sie dann wund?! Warum nicht umstellen?

Ja, schöne Sache alles in allem. Ich hab wirklich die Pinzette nehmen müssen beim Suchen, insofern sind die Kritikpunkte mit einer gewissen Vorsicht zu genießen. Sie sind schon nach bestem Gewissen ernst gemeint, stehen aber nicht auf so sicheren Füßen, wie wenn es sich um das Aufspießen von eindeutigen handwerklichen Fehlern handeln würde.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 
Zuletzt bearbeitet:

Hi Anne!

Hm ... ein ziemlich unkonventioneller Text. Beim ersten Lesen hatte ich ein paar sehr plastische, intensive, nachhaltige, beeindruckende, unverständliche, konfuse, verwirrende, ambivalente Bilder vor Augen.

Du verstehst es sehr gut, die Szenen einzeln und losgelöst voneinander zu präsentieren. Unterstützt wird das durch die abgetrennte Struktur deines Textaufbaus mit den Absätzen. Es war fast so, als liefen da zwei parallele Handlungen ab, die sich überlappen würden - so, als würde man zwei (oder mehr?) Musikstücke gleichzeitig hören.

Interessant, deine beiden Charaktere. Leander - sehr schöner Name für einen groben, recht unsensibel und primitiv verrohten Unsympathen mit dem Charme einer Bahnhofstoilette.
Denise auf der anderen Seite opfert sich für den da so auf - ein traumhaftes Essen, aufreizende Reizwäsche, romantische Atmosphäre. Entweder ist sie hoffnungslos naiv, permanent zugedröhnt oder aber Leander muss (wohl als einzige menschliche Qualifikation) ein Riesen-Bankkonto haben. Obwohl das irgendwie in deiner Story nicht so wirkt.

Dann die Sache mit dem Schwangerschaftstest. Ich meine, da versucht sie alles nur erdenkliche, um den versoffenen Penner dazu zu bringen, ihr nen Kind zu machen - bis hin zur genau abgemessenen Zeitspanne. Sehr gut erzählt - keine Frage. Also ich kann mir Denise Verhalten nur so erklären, dass die biologische Uhr gnadenlos vor sich hin tickt und sie dem lieben Nachwuchswunsch zuliebe halt bereit ist, den Bierkonsum, das vor-der-Glotze-einpennen, das Essen-kommentarlos-runterschaufeln, das Reizwäsche-ignorieren, das Klo-nicht-saubermachen, die Bier-Plautze und die Nasenhaare zu ignorieren, zu tolerieren und zu akzeptieren. Oh Mann, was für eine arme (S)(Fr)au Denise doch ist, um so ein Schicksal zu bekommen.

Kann es sein, dass du bei all der Romantik eine grausame Ader hast, liebe Anne??:D

Keine alltägliche Geschichte, soviel steht fest. Ich kann nicht sagen, dass ich angenehm unterhalten wurde, aber ich habe sie mit Interesse und durchaus ab und zu gehobener Augenbraue gelesen.

Ein schönes Wochenende wünscht dir der EISENMANN

P.S. Ich habe übrigens beim Lesen - Zufall? Wahrscheinlich! - das perfekte Lied zu deiner Geschichte gehört!!! Mal sehen, ob du mich fragen wirst, welches Lied das war!:D

 

Gefällt mir, wenn der erdbeerschorsch die Pinzette zückt ... :)

Hi erdbeerschorsch, ich gehe deine Anmerkungen der Reihe nach durch (Jana hätte sie sogar nummeriert, aber das lass ich):

Mit dem ersten Satz, da geb ich dir Recht. Der ist sehr plakativ, da bin ich ganz nah bei Leander. Aber ich will nicht schreiben: "Als Leander heimkam, dachte er: Boah, hab ich'n Brand." Dann lieber so.

Die Zwiebel fängt an, mir in den Augen zu brennen. Wenn das so weitergeht, schmeiß ich sie ganz raus. An der Stelle hab ich schon zu viel rumgedoktert. Zu der Partizipialkonstruktion kam ich, weil weltenläufer meine ewig gleichen Satzkonstruktionen bemängelt hat. Aber dass man, wenn man stundenlang in der Küche gekocht hat, von Zwiebeldunst umweht ist, das finde ich schon. Und in einen Thunfisch-Avocado-Salat kommt bei mir auch Zwiebel rein. Ich muss noch mal überlegen, was ich da mache.

"Es war immer da. Saß wie ein stummes Gespenst mit am Tisch."

Ups. Dass dir dieser Satz rätselhaft bleibt, da musste ich ein wenig schlucken.
(Wenn auch nicht so sehr wie bei der Bekannten, die bei Kirchenschatten den Außendienstler Marco als Love Interest und Lukas als Nebenfigur gesehen hat, kein Witz.)
Denise wünscht sich ein Baby, wird aber nicht schwanger. Das Gespenst ist das Baby, das nicht kommt. Oder ihr verzweifelter Wunsch, Mutter zu werden. Es beherrscht Denise' ganzes Denken, Tag und Nacht. Daher ist es immer da und sitzt mit am Tisch.

"Du mit deinen Zwillingen, [tütütü,] ach so süß."
- Mir ist nicht klar, warum das "ach so süß" den ersten Teil schwächen sollte?? Tütütü wäre mir too much. Ich fürchte, ich verstehe nicht, worauf du hinauswillst. Denise beneidet Anna um ihr Mutterglück. Deswegen erträgt sie es nicht, mit ihr zu telefonieren.

Dass Kerzen nicht gleich zum Zimmerbrand führen, auf die Bemerkung habe ich eigentlich die ganze Zeit gewartet. Ich rede mir das ja damit schön, dass dieses Feuer so eine Art satirische Übertreibung ist. Jetzt schnappe ich mir mal deine Argumentation (:hmm:): Ich weiß nicht, wie ich das subtil reinschreiben soll. Dass der Kerzenständer kippelt? Hm, will mir nicht gefallen.

Die Biersätze kann ich nicht, so wie von dir gewünscht, zusammenlegen, da sie aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden. Dass Denise das Pils weggekippt hat, weiß Leander nicht.

"Leander kam schnell und stieß sie wund."
Formal betrachtet stimmt die Reihenfolge nicht. Da hast du Recht. Aber aus Denise' Perspektive ist das die richtige Reihenfolge. Ihr Wundsein registriert sie erst spät, wenn überhaupt. Ist ihr auch egal. Hauptsache, von der kostbaren Flüssigkeit ist nichts daneben gegangen. Noch schnell ein Kissen unter den Po und die Beine hochgelegt ...

Ich danke dir fürs Vorbeischauen und Kommentieren! Auch wenn ich an der einen oder anderen Stelle jetzt (erstmal) nichts am Text ändern sollte, sind deine Anmerkungen trotzdem wertvoll und hilfreich.

Liebe Grüße,
Anne

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Also, wenn der Eisenmann beim Lesen die Augenbraue hebt, was will ich mehr? :D

Hi Eisenmann, danke dir für deinen Kommentar! Dein Leseeindruck, als würdest du mehrere Musikstücke parallel hören, der gefällt mir! Ja, es geht nicht gerade harmonisch zu bei Leander und Denise.

Nun verrat mir bitte noch das perfekte Lied zu meinem Text! (Ich habe gerade "Bat out of hell" von Meat Loaf im Ohr, aber das wird es wohl kaum sein.)

Klar, Leander und Denise durchleben ihre ganz private kleine Hölle. Leander wird zum Samenspender degradiert. Frauen mit Kinderwunsch können tatsächlich total abdrehen. Vor allem, wenn sie sehen, dass alle anderen um sie herum problemlos schwanger werden. Die eine oder andere abtreibt oder ihr Kind schlägt, sie sich anhören müssen, dass sie in ihrem Egoismus nichts für die Rentenkassen tun usw., und es will und will einfach nicht klappen.

"Kann es sein, dass du bei all der Romantik eine grausame Ader hast, liebe Anne??"
Wie kommst du denn darauf? :Pfeif:

Dir auch noch ein schönes (Rest-)Wochenende!
Anne

 

Hi Anne49,


Aber ich will nicht schreiben: "Als Leander heimkam, dachte er: Boah, hab ich'n Brand."
Wie schrecklich, nein, so solltest du die Bemerkung auch nicht verstehen. Man könnte natürlich statt "Brand" was anderes schreiben, aber um jeden Preis muss das nicht sein.

Aber dass man, wenn man stundenlang in der Küche gekocht hat, von Zwiebeldunst umweht ist, das finde ich schon.
Jaja, ich find's ja auch nicht falsch - also, je nahem was man kocht natürlich. Ausgerecht Zwiebeldunst macht die Sache aber so ein bisschen lustig, weil man normalerweise ja nicht nach Zwiebel reichen will. "Von Kaffeeduft" umweht oder so hätte diese Nuance nicht. Und aus igendeinem Grund hätte ich es nur deswegen gern, wenn die Zwiebeln eine bekannte Ursache hätten, weil es eben was clownshaftes hat: Aha, denke ich dann, jetzt schreibt sie "Zwiebelduft" damit es witzig ist. Wenn ich schon wüsste, dass sie - ähm, kurz nachdenken - Zwiebelrostbraten vielleicht? kocht, dann würde es (womöglich) weniger absichtlich klingen.

Und in einen Thunfisch-Avocado-Salat kommt bei mir auch Zwiebel rein.
Das geht bestimmt, aber dann wäre es sicher besser, der Salat ist umweht, nicht Denise.

"Es war immer da. Saß wie ein stummes Gespenst mit am Tisch."[/I]
Ups. Dass dir dieser Satz rätselhaft bleibt, da musste ich ein wenig schlucken.
Wär's nicht möglich, dieses "Es" auszuschreiben als das, was es ist? Muss ja nicht unbedingt ganz direkt "das Kind" heißen, vielleicht findest du ja ein Bild für ihre Vorstellung? Auf der anderen weite: Wenn es sonst keinen stört ...


Mir ist nicht klar, warum das "ach so süß" den ersten Teil schwächen sollte??
Mir auch nicht, ich find's halt so :shy: Also, wenn ich es mir wegdenke, dann klingt es für mich besser.

Tütütü wäre mir too much.
Mir auch. Das war nicht als konkreter Vorschlag gedacht, sondern als lautmalerisches Bild für das, was mir fehlt, und das ist aus irgendeinem Grund die Grimasse, die sie aufsetzt, wenn sie "ach so süß" denkt. Die süßen Kinder nerven sie doch, oder? Sie mokiert sich über das Süß-Finden (und findet die Kleinen wahrscheinlich trotzdem selbst ganz putzig). Würd ich halt gerne sehen, diese möchtegerndistanzierende innerliche Grimasse. Aber muss auch nicht.

Die Biersätze kann ich nicht, so wie von dir gewünscht, zusammenlegen, da sie aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt werden.
Nee, das lass ich nicht gelten :) Kuck mal hier zum Beispiel
"Leander ließ das Glas stehen.
Alkohol war Gift. Das Pils hatte Denise heute mittag weggeschüttet."
Da wäre auf jedenfalls mehr Kontext. Ob das nun die richtige Stelle ist, weiß ich nicht, aber du findest sicher ein oder zwei mehr, wo die beiden Sätze nicht für sich allein stehen.
Es kann ja auch reizvoll sein, den Kontext zu brechen. Wenn es dir so gefällt, dann bleibt das halt einfach so.

Leander kam schnell und stieß sie wund.
Da wäre eventuell das unbeliebte Plusquamperfekt eine Option. Viele mögen das nicht, und eine gewisse Sparsamkeit ist sicher empfehlenswert. Aber ich für mich finde es immer in bisschen komisch, da mit aller Kraft einen Bogen drum zu machen, wenn die Sprache es doch als ordnendes Mittel zur Verfügung stellt.

So, der Kommentar war jetzt ja nochmal fast so lang wie der erste. Oder länger? Wurscht, ich hoffe, ich hab mich an der einen oder anderen Stelle besser verständlich machen können. Umsetzen musst du davon natürlich trotzdem nichts.

Besten Gruß
erdbeerschorsch

 

Hi erdbeerschorsch,

schau, du bewirkst etwas, jetzt habe ich doch zwei Sachen am Text geändert! :)

Den Brand im ersten Satz lasse ich weiterbrennen. Der kommt ja später nochmal wieder. :D

Unerotischer Zwiebeldunst: R.I.P.

Das Gespenst. Hm. Ich glaub, ich möchte sehr gerne und uuunbedingt bei dem nebulösen "es" bleiben.

Nee, nee. Die Zwillinge, die nerven Denise nicht. Und die findet sie auch kein bisschen putzig. Die tun einfach nur höllisch weh. Die schneiden ihr tief ins Herz. Alle anderen finden die Zwillinge süß. Denise nicht. Die ist dunkelgrün vor Neid, Zorn und ohnmächtigem Schmerz. Ob ich das "ach so süß" auch noch kille? Heute jedenfalls nicht.

Mist, hast mich beim (dislozierten) Bier erwischt! Aber "Leander ließ das Glas stehen" als letzten Satz in diesem Absatz hervorstechen zu lassen, das ist mir wichtig. Weiß nicht, wie viele Leser wissen, dass Karottensaft als Wundermittel für die Spermienproduktion gesehen wird. Denise will jedenfalls unbedingt, dass er das trinkt, aber er tut's nicht, der Mistkerl. So, nun steht das Pils direkt vor dem Karottensaft. Hoffe, es ist recht so.

Die Sprache stellt uns das Plusquamperfekt als ordnendes Mittel zur Verfügung. Ach erdbeerschorsch, das hast du so schön gesagt!
Und trotzdem erscheint es mir hier zu hölzern, zu umständlich. Die Reihenfolge stimmt hier ohnehin nicht: Das Negligée reißt ja vermutlich auch schon vorm/am Höhepunkt. Auch das ist Denise egal. Ich lass es erstmal so. Vielleicht fällt mir später noch etwas dazu ein.

Ich danke dir recht herzlich für deine Anmerkungen und wünsch dir noch einen schönen Abend!

Anne

 

Huhu Anne!

Nun verrat mir bitte noch das perfekte Lied zu meinem Text! (Ich habe gerade "Bat out of hell" von Meat Loaf im Ohr, aber das wird es wohl kaum sein.)

Auch ein sehr gutes Lied vom guten alten Meat Loaf!:) Aber ich hatte bei Lesen deiner Geschichte von den Murderdolls "Welcome to the strange" gehört - und ich fand den Text des Liedes sehr passend!:D

I lived my whole damn life in color
My future's so black and white
I got a nonstop ticket
No destination in sight

Nowhere
No place I'd rather be
Well I'ma self-made monster, my own
Worst enemy

Schönen Sonntag wünscht der EISENMANN

 
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Hey Anne49,

ich find die Geschichte gut. Ziemlich gut sogar. Habe die Kommentare nur überflogen und auch lange nicht alle, aber für mich geht hier Stil und Inhalt sehr gut zusammen. Das hat ja fast was protokollarisches. Dies, dies und dann das. Da sind ja kaum Emotionen drin. Auch bei ihr nicht. Und das trifft den Ton der Beziehung der beiden schon ziemlich gut. Die läuft auch derartig emotionslos ab, da dümpelt jeder in seiner Brühe, miteinander fehlt nicht nur im Bett bei denen. Und man kann nur hoffen, dass da jetzt nicht nur das Schlafzimmer in Rauch aufging. Tolles Bild übrigens. Ihr Wusch nach Zärtlichkeit, Liebe, Nähe - von ihm nicht mehr zu haben, also muss ein Kind her. Und wenn es in einem Jahr noch nicht geklappt hat, wird sie einen Hund wollen. Und ein Kind!

„Arno wird Teamleiter.“
„Ist das gut oder schlecht?“, zirpte sie.

Ich mag das "zirpte" an dieser Stelle nicht. Schon klar, warum es dort steht, aber es liest sich sehr bemüht. In der wörtlicher Rede stehe ich auf das einfache sagte/fragte - die Tonlage sollte im Idealfall der Leser ergänzen. Jedenfalls sollte die Textvorlage es ihm ermöglichen. Du scheinst aber auf diese Intonationsbeschreibungen nach wörtlicher Rede zu stehen. Behalte sie noch eine Weile, wirst sehen, das verwächst sich mit den Jahren von ganz allein;).

Leander wusste, wer arbeiten konnte und wer nur so tat als ob. Er war sich nicht zu schade, einen von den Hilfsarbeitern anzubrüllen, wenn es sein musste.

Da arbeitet er wirklich schwer. Meine Fresse, was für ein Arsch. Aber irgendwann muss er es ja mal wert gewesen sein, sich in ihn zu verlieben. Und dieser Nebel scheint für sie noch immer sichtbar. Sie sucht zwar nach einem Ausweg aus ihrer Hölle, allerdings wählt sie nur eine Zwischentür zu einer neuen.

Doch, ich bleib dabei. Ich mag die Geschichte. Ja sie karg und pointiert, geradezu eisig, und sie macht was mit mir, sie stößt mich richtig ab. Ich will nicht, dass da ein Kind zustande kommt und darum geht's doch am Ende. Für mich funktioniert das wunderbar.

In diesem Sinne,
beste Grüße, Fliege

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo, Anne,

ich stand begeistert nach deiner Story auf, lief rasch zum Kühlschrank, suchte dort nach Bier. Dann fiel mir ein, dass ich kein Alkohol trinke, fand im Kühlschrank den mittelscharfen Senf, kehrte zurück zum Computer - nun kommt meine mittelscharfe Kritik.

Ich sage gleich, dass ich all die Kommentare ober nicht gelesen habe. Also, hier kommt mein allererster unberührter Eindruck nach dem Lesen deiner KG.

Das Erste, was mir sofort bei deiner Story ins Auge sticht, ist die konsequente Durchhaltung eines Motivs in der ganzen Story, nämlich der "fatale" Einbruch der Kommunikation zwischen den zentralen Figuren. Wir sehen ein nicht gleichgeschlechtliches (Ehe)paar: "Eva" und "Adam".
Er kommt von der Arbeit und ignoriert als erstes die gestellten Fragen bzw. er beantwortet sie non-verbal, indem er seinen Laptop in die Ecke knallt und seine volle Aufmerksamkeit dem Kühlschrank zuwendet. Aber selbst dort, mit dem Gerät, läuft die "Kommunikation" nicht ganz glatt: die Lampe brennt nicht (ein schöner Hinweis darauf, dass es etwas mit dieser Lebensgemeinschaft nicht stimmt. Der beste Freund, der wichtigste LEbenspartner im Leben eines modernen MEnschen schwächelt: die Glühbirne ist durchgebrannt, und keiner kümmert sich darum - Ärger und Stück Gleichgültigkeit erzeugen hier einen Kommunikationseinbruch).

Die Dialoge zwischen den Figuren sind sehr eigenartig und erinnern mich an das Gespräch zwischen zwei Alten, die ihre Hörgeräte abgestellt haben. Der Eine fragt etwas, der Andere überhört es. Sehr gut!

Ein Stück weiter wird offensichtlich, dass sich all die Fragen und Antworten inhaltlich deutlich von der "Verpackung" unterscheiden. Es wird offensichtlich, dass beide Figuren nicht in der Lage sind, das zu sagen, was sie eigentlich zu sagen haben. Die Wünsche/Gefühle/Ängste sind zwar da, können oder dürfen aber nicht artikuliert werden. Es wird in einer Muggelverpackung serviert. Und nun erkennt der Leser auf einmal, dass "Adam" und "Eva" nicht nur taub zueinander sind, sondern "stumm". Spitze!!! Sehr gut!

In diesem Kontext will ich ausdrücklich den Lob an die Erzählerstimme aussprechen. Diese Stimme macht voll mit, setzt die falschen Akzente, ist aber gleichzeitig gut genug, um nicht das ganze Show seinen zentralen Figuren zu stellen.

Gleich am Anfang bestimmt er z.B. den Titel - mein Lieblingsthema bei den Wortkrigern - der Geschichte. Dieser Titel "betrügt" den Leser, kann ihn in die falsche Richtung schicken. Kennst Du das: Du fragst nach dem Weg zu einer bestimmten Straße, um noch rechtzeitig zur Geburtstagsfeier deiner heißgeliebten Tante zu kommen, ein Fremder schickt dich aber zum Bahnhof? Man denkt: Entweder hast Du etwas falsch bestanden oder der Fremde. Dein Titel besitzt auf jeden Fall diese Zweideutigkeit! Der Leser wartet die ganze Zeit auf das "Kind" und übersieht dabei den älternden "Adam", der alles dafür tut, um in diese kleine anspruchlose Rolle hineinzurutschen. Was dabei höchst spannend ist: sowohl Eva als auch Adam sind dieser Rollen nicht bewusst (Adam des "Kindes" Rolle; Eva der der fürsorglichen "Mutter").

Dass die "Eva" schwanger ist, steht überraschenderweise völlig im Hintergrund. Kommt als etwas zweitrangig bei diesem Paar vor. Der Leser spürt bei "Eva" weder Freude noch Angst aufkommen etc. Ein sehr schöner KOmmunikationseinbruch. Der Erzähler überschattet es mit einem Info-Schrott, dass die "Eva" ihre Schwangerschaftstest nicht mehr im Internet kauft, sondern in der Apotheke.
Dostojevskij schrieb: Jemand, der sein Glück mit niemandem teilen kann, ist höchst unglücklich. Deine "Eva" wirkt auf mich eben in dieser Sequenz als total unglücklich.

Diese Geschichte erlebe ich wie die Story über die "ersten" Menschen aus dem Genesis. Passiver, etwas gelangweilter, müder Adam, läuft durch das Paradies; Eva ihm hinterher, die ihn mit exotischen "Flüchten" versorgt. Nur wir, Leser, Erzähler und Eva wissen, dass da noch eine andere Frucht unterwegs ist. Eine Frucht, die dieses taubstumme Paar aus dem paradiesischen Alleinsein-Zustand erwecken wird.

Diese Story ist keine Alltagsgeschichte, sondern mehr eine gewaltige Alltagstragodie, die wir aus unserem Leben viel zu oft so gut kennen. Diese "Ehe" in der KG wird definitiv über kurz oder lang zu Brüchen gehen, vielleicht noch bevor dieses Baby, ob gewollt oder nicht, zur Welt kommt. Der Erzähler hat dafür genug Indizien im Text versteckt. Ich würde mehr sagen: ich glaube, dieses Paar ist inzwischen kein Paar mehr, zumindest inhaltlich. Nur die Hülle ist noch da. Sie wird aber nicht mehr lange stand halten können. Die Wahl des Pronomens "Mein" im Titel ist noch eine weitere Verstärkung meines Verdachtes. Nicht "unser", nicht "das" Baby, sondern mein. Es ist dem Leser überlassen, dieses Pronomen einer der Figuren im Text zuzuordnen. Es ist auf jeden Fall offen, ob das Baby überhaupt noch von Adam ist etc... Vielleicht ist der Vater dieses Babys der fiktive Erzähler! Sehr spannend!!! Wow!

Diese deine Geschichte erschütterte mein Leserverstand mit derselben Schlagkraft und Treffsicherheit, wie es die meisten Geschichten von Tschechov mit mir gemacht haben, mit Hilfe eines ziemlich unappetitlichen, meist unterschätzen Mittels: Einbrüch in der Kommunikation innerhalb der Erzählwelt.

Viele Grüße
Herr Schuster

 

Hej Anne49,

dein Text hat sich gewaltig entwickelt und während ich im ersten Kommentar noch Masse erhoffe, gefällt mir deine Entscheidung, noch einen Gang herunterzuschalten und zu reduzieren, eine bessere Lösung stilistisch zu sein, um die Dramaturgie zu steigern.

Und die Protagonisten sind sogar noch befremdlicher und konsequenter (doof) als zuvor. ;)

Lieber Gruß, Kanji

 

Hallo Anne49,

nachdem Dein Name wiederholt in alten Geschichten auftaucht, habe ich bei Dir auch mal vorbeigesehen (bin übrigens selbst Anfänger).

Entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, mich in einzelne Sätze hineinzubohren, bleibe ich bei Dir mal ein paar Ebene weiter oben.

Deine Geschichte hat sich, denke ich, ganz schön entwickelt, zumindest gewann ich diesen Eindruck beim kurzen Überfliegen der Kommentare.

Die aktuelle Fassung liest sich relativ flüssig. Die Sätze sind kurz, vielleicht im Mittel zu kurz und vom Aufbau relativ ähnlich zueinander, sodass sich, wenn der Text länger wäre, eine gewisse Monotonie einstellen würde.

Als Schreibübung - Du hast dieses Wort an einer Stelle mal verwendet - finde ich das aber in Ordnung.

Trotzdem scheint es mir immer noch eine Skizze zu sein, die als Vorlage oder Blaupause für einen längeren Text dienen könnte.

Warum Skizze? Dein Text hat für mich zwei Kernelemente, das eine ist das Eheproblem (Sprachlosigkeit, Vernachlässigung des Partners, sich gehen lassen, etc.), das andere ist die (vermeintliche) Lösung (Baby).

Beide Elemente führen zu einem Konflikt zwischen Deinen zwei Figuren, was ich schon ganz schön komplex finde, was aber auch ganz schön spannend sein könnte.

Für eine Geschichte würde ich nun erwarten, dass beide Konflikte zu einem Höhepunkt führen, dass beide Konflikte gelöst werden und dass sich die Figuren auf dem Weg zur Lösung entwickeln.

Das passiert in Deiner Geschichte aber nicht. Sie ist eine Momentaufnahme des Konflikts. In einem größeren Text wäre das für mich gerade mal der Anfang (z. B. der erste "Akt"), bei dem der Konflikt vorgestellt wird.

Deswegen ist es für mich eher nur eine kurze Skizze.

Der nächste Punkt, der mir beim Lesen auffiel, ist eine Unschärfe bei Deiner zugrundeliegenden Prämisse. Ehrlich gesagt finde ich keine vernünftige Prämisse, die dem Text zugrunde liegt. Das kann auch an mir liegen. Jedenfalls fehlt mir dies in Deinem Text, zu spüren, worauf er hinaus will. Ich glaube, das liegt an dem Schreibübungscharakter. Du hast die Idee für diese Alltagssituation gehabt und hast sie aufgeschrieben. Was ich herauslese ist der Wille, die Tristesse darzustellen und den Mann negativ zu charakterisieren - die Frau bleibt für mich konturlos. Aber es fehlt an der tieferen Botschaft.

Der Plot ist sehr holzschnittartig, sehr schwarz-weiß und leider auch klischeehaft (blöder Mann, Frau will sprechen - er nicht, sie will Kind - er nicht unbedingt, sie macht sich hübsch - er ignoriert das und dann ist er noch grob beim Sex ...).

Ich weiß nicht, wieviel Energie Du noch in diese Geschichte stecken möchtest. Ich könnte mir vorstellen, dass Du diese Skizze bzw. die Idee als Grundlage nehmen kannst, um zu variieren und dadurch von dem Klischeehaften wegzukommen und verschiedene Aspekte des Geschichteschreibens zu üben.

Stelle Dir einfach für einen Moment vor, Du würdest die Rollen tauschen. Schon wäre der Plot ein wenig origineller und wäre nicht mehr ganz so klischeehaft. Vielleicht ist "er" der Hausmann, sie haben schon ein Kind und er findet Kinder toll und möchte noch eines, sie denkt nur an die Schwangerschaftsübelkeit und die Pfunde, die wieder draufkommen, etc. Damit meine ich nicht, dass Du die Geschichte so umschreiben sollst, sondern ich will Dir nur eine Idee liefern, was man mit dem Plot noch anfangen könnte, wie man ihn verändern könnte.

Du kannst Dir auch mal testweise eine Prämisse für Deinen Text überlegen und dann sehen, wie Du ihn abändern kannst, um diese Prämisse zu beweisen. Das liest sich jetzt nach Schreibratgeber, aber mir hat das geholfen, weil man plötzlich ganz anders über den Text nachdenkt, eine Ebene tiefer geht und sich überlagt, was man eigentlich als Autor mit dem Text aussagen möchte, was einem wichtig ist usw. Dadurch kommt man weg von dem einfachen Darstellen einer Szene.

Du könntest auch an den Figuren selbst arbeiten und ihnen mehr Tiefe geben.

Du siehst, das war jetzt keine Textkritik, sondern eher ein Sammelsurium von Gedanken zu Deinem Text und ich hoffe, dass der eine oder andere Gedanke hilfreich für Dich ist.

Gruß
Geschichtenwerker

 

Liebe Anne49,

du kannst also nicht nur Romantik, sondern auch draufhauen, wo's wehtut. Ich hatte deine Geschichte gleich bei Erscheinen gelesen. Aber mir ging's wie Kanji, erst abwarten, weil du selbst meintest, da sei Nachbesserungsbedarf.

Ich muss sagen, dein Stil hier passt perfekt zum Inhalt. Diese desolate Beziehung ist, wörtlich genommen, unbeschreibbar, also ist ein minimalistischer Gebrauch von Sprache äußerst angemessen. Und dazu ein Plot, der Spannung bringt. Deine Protagonisten erscheinen mir wie zwei entgegengesetzte Magnete, die, wenn sie Zusammenstößen, um so heftiger auseinanderliegen.

Nicht gerade eine Wohlfühlgeschichte. Aber es soll ja solche Paarungen geben, im richtigen Leben:D.

Hatte trotz der Düsternis Spaß beim Lesen.

Herzliche Grüße
wieselmaus

 

Uih, da sind ja noch mal ein paar Kommentare zusammengekommen.
Freut mich sehr!
Also, ich antworte einfach der Reihe nach ...
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Hallo Fliege,

danke dir für deinen wohlwollenden Kommentar!

Ich mag das "zirpte" an dieser Stelle nicht. Schon klar, warum es dort steht, aber es liest sich sehr bemüht.

Seufz, darauf habe ich gewartet. Dass du es nicht magst, okay. Aber dass es bemüht wirkt, das ist ... deutlich. Ich lass es auf mich wirken.

In der wörtlicher Rede stehe ich auf das einfache sagte/fragte - die Tonlage sollte im Idealfall der Leser ergänzen. Jedenfalls sollte die Textvorlage es ihm ermöglichen. Du scheinst aber auf diese Intonationsbeschreibungen nach wörtlicher Rede zu stehen. Behalte sie noch eine Weile, wirst sehen, das verwächst sich mit den Jahren von ganz allein;).

Ich vermute ganz stark, da hast du Recht! :Pfeif:

Doch, ich bleib dabei. Ich mag die Geschichte. Ja sie karg und pointiert, geradezu eisig, und sie macht was mit mir, sie stößt mich richtig ab. Ich will nicht, dass da ein Kind zustande kommt und darum geht's doch am Ende. Für mich funktioniert das wunderbar.

Freut mich. Ich persönlich glaub auch nicht daran, dass Denise schwanger wird.

LG, Anne
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Hallo Herr Schuster,

deine Interpretation hat mich vom Hocker gehauen! Danke!
(Den Senf hast du aber hoffentlich nicht pur gegessen, oder??)

Ich sag's ungern, aber: Eva Denise ist nicht schwanger.

Der Urintest, den sie macht, ist ein Ovulationstest. Damit lassen sich die fruchtbaren Tage im weiblichen Zyklus bestimmen. Sie ist verzweifelt, weil sie schwanger werden will und es nicht klappt, und sie denkt, dass die teureren Streifen aus der Apotheke besser wären als die billigen aus dem Internet. Sie kocht Leander das tolle Essen, weil sie glaubt, dass Karottensaft und proteinhaltige Gambas gut für seine Spermienqualität sind. Deswegen will sie ihn auch unbedingt an diesem Abend verführen.

Hoffe, du bist jetzt nicht enttäuscht. :Pfeif:

Andere Aspekte deines Kommentars treffen natürlich immer noch zu: die Kommunikationsprobleme der beiden und die Mehrdeutigkeit des Begriffes Baby, den man ebensogut auf Leander beziehen kann, wenn er von der Arbeit heimkommt. Schön, dass du das so wahrnimmst.

Insofern habe ich mich über den Enthusiasmus, den du meiner kleinen Schreibübung entgegengebracht hast, sehr gefreut. Du hast sehr schön interpretiert, z. B. das kaputte Kühlschranklicht, ja, das soll eine symbolische Bedeutung haben.

LG, Anne
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Hallo Kanji,

vielen Dank für deinen Kommentar!

und während ich im ersten Kommentar noch Masse erhoffe, gefällt mir deine Entscheidung, noch einen Gang herunterzuschalten und zu reduzieren, eine bessere Lösung stilistisch zu sein, um die Dramaturgie zu steigern.

Jaha, ich hab einfach alle Sätze, an denen ein Wortkrieger mal irgendwann rumgemosert hat und die ich nicht besser hinbekommen habe, konsequent rausgeworfen. So wurde der Text immer kürzer. :D

Und die Protagonisten sind sogar noch befremdlicher und konsequenter (doof) als zuvor. ;)

Ja, genau!

LG, Anne
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Hallo Geschichtenwerker,

freut mich sehr, dass du vorbeigeschaut hast. Für einen "Schreibanfänger" hast du aber ziemlich gut meine wunden Punkte identifiziert, mein lieber Schwan! :shy:

Die Sätze sind kurz, vielleicht im Mittel zu kurz und vom Aufbau relativ ähnlich zueinander, sodass sich, wenn der Text länger wäre, eine gewisse Monotonie einstellen würde.

Ja, das ist ein Problem bei meiner Schreiberei, dessen ich mir bewusst bin. (Die Schmerzgrenze der Leser scheint individuell verschieden zu sein.) Ich arbeite dran ...

Deswegen ist es für mich eher nur eine kurze Skizze.

Das hast du ganz richtig erkannt. (Wenn du mal schaust, ich habe einen Thread zu Wesen und Daseinsberechtigung der Skizze gestartet.)

Der Plot ist sehr holzschnittartig, sehr schwarz-weiß und leider auch klischeehaft (blöder Mann, Frau will sprechen - er nicht, sie will Kind - er nicht unbedingt, sie macht sich hübsch - er ignoriert das und dann ist er noch grob beim Sex ...).

Wenn ich gekonnt hätte, hätte ich es gerne satirischer gemacht, also noch viel mehr übertrieben. Dazu fehlen mir leider die schreiberischen Fähigkeiten.

Ich weiß nicht, wieviel Energie Du noch in diese Geschichte stecken möchtest. Ich könnte mir vorstellen, dass Du diese Skizze bzw. die Idee als Grundlage nehmen kannst, um zu variieren und dadurch von dem Klischeehaften wegzukommen und verschiedene Aspekte des Geschichteschreibens zu üben.

Mein Zielgenre sind ganz klar romantische Liebesgeschichten (also so ziemlich das genaue Gegenteil von diesem Text hier). Ohne persönlich davon betroffen zu sein, empfinde ich das Thema unerfüllter Kinderwunsch als ein sehr schmerzhaftes, mit dem ich mich nicht näher auseinandersetzen möchte. Insofern habe ich nicht vor, diese Skizze hier zu einer längeren Kurzgeschichte auszubauen. (Deine Anregung, mal die Geschlechterrollen zu tauschen - das kenne ich auch, das kann beim Plotten sehr reizvoll sein.)

Der nächste Punkt, der mir beim Lesen auffiel, ist eine Unschärfe bei Deiner zugrundeliegenden Prämisse. Ehrlich gesagt finde ich keine vernünftige Prämisse, die dem Text zugrunde liegt. Das kann auch an mir liegen. Jedenfalls fehlt mir dies in Deinem Text, zu spüren, worauf er hinaus will. Ich glaube, das liegt an dem Schreibübungscharakter. Du hast die Idee für diese Alltagssituation gehabt und hast sie aufgeschrieben. Was ich herauslese ist der Wille, die Tristesse darzustellen und den Mann negativ zu charakterisieren - die Frau bleibt für mich konturlos. Aber es fehlt an der tieferen Botschaft.

Uuh, auch hier hast du mich voll erwischt. Ehrlich gesagt, habe ich mich mit dem Begriff der Prämisse noch nie richtig auseinandergesetzt. Muss ich das? Bisher habe ich mich mit so Themen wie Handlungsbogen, Konflikt, glaubhafte Motivation der Charaktere befasst. Aber Prämisse?

Diese Skizze hier war tatsächlich eine Spontanidee, die mir unvermittelt kam. Gut, also der Konflikt ist der, dass die Denise unbedingt heute abend noch will und der Leander nicht, weil er von der Arbeit fertig ist. Am Ende kriegt Denise ihren Willen. Es hat zwar seinen Preis, weil das Schlafzimmer halb abgefackelt ist. Aber für die nächsten zwei Wochen (bis zum Schwangerschaftstest bzw. ihrer Regelblutung) ist Denise jetzt erst einmal zufrieden, weil sie ihren Willen gekriegt hat. Also wenn Prämisse für dich ist, wie der Konflikt gelöst wird, hätte ich das anzubieten. Wenn du eine Moral von der Geschicht willst, tja darauf habe ich leider keine Antwort.

LG, Anne
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Hallo wieselmaus,

du kannst also nicht nur Romantik, sondern auch draufhauen, wo's wehtut.

Hm, im Grunde genommen habe ich sehr viel Mitgefühl mit Frauen, die in dieser Situation stecken. Deswegen wird es auch immer eine Skizze bleiben und deswegen versuche ich auch nicht, Denise sympathisch rüberkommen zu lassen. Sonst würde es mir das Herz brechen.

Ich muss sagen, dein Stil hier passt perfekt zum Inhalt. Diese desolate Beziehung ist, wörtlich genommen, unbeschreibbar, also ist ein minimalistischer Gebrauch von Sprache äußerst angemessen.

Ja, trotzdem muss ich an meiner Neigung zu kurzen, stakkatohaften Hauptsätzen arbeiten. Zu viel davon ist nicht gut.

Und dazu ein Plot, der Spannung bringt.

Na ja, sooo viel Plot gibt es ja nicht. Aber das Witzige ist, dass einige (männliche?) Leser wegen des nicht näher bezeichneten Urintests vermutet haben, dass Denise schwanger ist.

LG, Anne

 
Zuletzt bearbeitet:

Hallo Anne49,

ganz kurz noch zu Deiner Frage:

Uuh, auch hier hast du mich voll erwischt. Ehrlich gesagt, habe ich mich mit dem Begriff der Prämisse noch nie richtig auseinandergesetzt. Muss ich das? Bisher habe ich mich mit so Themen wie Handlungsbogen, Konflikt, glaubhafte Motivation der Charaktere befasst. Aber Prämisse?

Tja, die kann ich Dir auch nicht beantworten. Was muss schon sein? In der Kunst ist ja bekanntlich alles erlaubt. Ich glaube sie hilft einem, den roten Faden nicht zu verlieren. Man liest ja oft, dass man nur Dinge schreiben soll, die für die Handlung relevant sind. Gut. Das ist aber erst einmal eine leere Worthülse, weil man per se alles als wichtig für die Handlung definieren kann, vielleicht sogar die Ameise, über die das Fluchtauto fährt. Nimmt man als Kriterium die Prämisse hinzu, fällt es einem leichter, Unwichtiges zu identifizieren. Außerdem hat man ein Ziel, auf das man hinarbeitet.

Es gibt sicher Autoren, bei denen ergibt sich die Prämisse automatisch, aber ich habe festgestellt, dass man viel tiefer in die Geschichte hineingeht, wenn man sich mit dem Thema Prämisse auseinandersetzt.

Übrigens habe ich am Anfang auch einfach "schnell" meine Ideen umgesetzt. Dabei habe ich mittlerweile festgestellt, dass man auf diese Weise zwar lernt, ganz nette Geschichten zu schreiben, aber man kommt nicht so richtig weiter. Für mich ist das so ähnlich wie beim Zeichnen. Am Anfang versucht man, einfach das zu zeichnen, was man sieht. Irgendwann stellt man fest, dass das bei komplizierten Motiven gar nicht geht, sondern man vereinfachen muss, wobei man dann ganz schnell zur Bildkomposition gelangt. Und wenn man bei der Bildkomposition ist, fragt man sich, was man eigentlich aussagen möchte.

So ähnlich ist das beim Schreiben auch. Am Anfang hat man eine Idee und versucht einfach nur sie umzusetzen (i.e. "zeichnen was man sieht") und freut sich dann, wenn was halbwegs Vernünftiges dabei herausgekommen ist. Das ist aber nur die erste Stufe, befürchte ich.

Lieber Gruß
Geschichtenwerker

 

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